Freitag, 29. September 2017

Experimentieren mit Tieren im Unterricht
















Lea Gottschalk
Janina Röhm
Tabea Schäfer
Elly Hertling
Einführung in die Fachdidaktik Biologie
SoSe 2017

Prof. Dr. Armin Lude
Prof. Dr. Steffen Schaal


Inhaltsverzeichnis



Seite
1. Vorwort


2
2. Bedeutung von Tierexperimenten

   2.1 Bedeutung im Alltag
   2.2 Bedeutung in der Schule




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3. Tiere im Klassenzimmer


6
4. Pflege von Tieren in der Schule


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5. Gütekriterien

   5.1 Definition Gütekriterien
   5.2 Interne Validität
   5.3 Externe Validität
   5.4 Wechselbeziehung zwischen den Validitäten
   5.5 Ökologische Validität
   5.6 Einschränkung der Validität
   5.7 Experimentaldesigns und ihre jeweilige Validität




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12
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6. Anregende Fragen


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7. Quellen


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1. Vorwort
Sie begegnen uns Zuhause als Teil der Familie, auf dem Speiseplan als Nahrung oder einfach als Rohstoff – Tiere.
Wir sind in der Lage uns mit Hilfe der Spiegelneuronen in andere hineinzuversetzen. Dass wir mitfühlen können, ist uns angeboren, mit wem wir mitfühlen aber nicht. So lernen wir von Anbeginn, dass es Tiere gibt, um die wir uns kümmern und denen wir Namen geben, aber es auch andere gibt, die wir nutzen. Die Tiere im Labor oder auf unserem Teller lernen wir nicht als fühlende Wesen, sondern als Sache wahrzunehmen und zeigen kein Mitgefühl für sie. Das hängt jedoch stark davon ab, in welcher Kultur wir hineingeboren wurden. Während wir in Europa für Hunde mitfühlen, sind sie in Asien eine Delikatesse. Mit der Zeit verändern sich aber auch unser Wissen und unsere Wahrnehmung. Die meisten Menschen fühlen heute mehr mit den Tieren, wollen aber nicht auf Fleisch und können nicht auf Medikamente verzichten.[1]
Tiere spielen eine große Rolle in unserem Leben und deswegen ist sehr wichtig, dass sie in der Schule behandelt werden. Deshalb möchten wir euch mit unserem Beitrag zuerst die Bedeutung der Tiere bzw. Tierexperimenten erläutern, dann die Tiere ins Klassenzimmer holen, woraufhin wir natürlich auch auf die Pflege der Tiere eingehen und zum Schluss noch über die Gütekriterien berichten möchten.





2. Bedeutung von Tierexperimenten/-versuchen

2.1 Bedeutung im Alltag
Zunächst soll auf die Bedeutung der Tierversuche im Alltag eingegangen werden, bevor speziell auf die Schule Bezug genommen wird.
Abb. 1[3],[4],[5]
Tierversuche werden in der Entwicklung und Erprobung neuer medizinischer Therapiemöglichkeiten angewandt.  Sie sind wichtig für uns Menschen, weil wir so Krankheiten erforschen oder die Wirkweise von bestimmten Stoffen im Körper überprüfen können. Somit können wir unsere Behandlungen verbessern und auch unbedenklich anwenden. Aber auch für die Kosmetik und die Erforschung von Körperfunktionen werden Tierexperimente durchgeführt. Aus diesen Gründen nehmen die Tierexperimente in der Forschung einen sehr großen Raum ein und können zukünftig auch nicht vollständig ersetzt werden, da ein intakter Organismus zu komplex ist und auch notwendig ist, um alle Wirkungen eines Stoffes zu überprüfen.
Des Weiteren sind Tierexperimente für das Verständnis des tierischen Verhaltens wichtig, also in Bezug auf die Verhaltensbiologie, was auch zum Schutz des Menschen und der Tiere dient, um eine funktionierende Koexistenz zu garantieren.
Das zeigt uns, dass ohne Tierversuche und die Erforschung der Tierwelt zahlreiche naturwissenschaftliche Erkenntnisse, welche dem Menschen im Alltag in Form von Medizin, Nahrung usw. ständig begegnen, ausgeblieben wären. Was wiederum ein wichtiger Grund dafür ist, dieses Thema in der Schule zu behandeln und es den Kindern bewusst zu machen.





2.2 Bedeutung in der Schule
Wir kommen nun zu der Bedeutung von Tierexperimenten in der Schule. Es sollte frühzeitig eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem hoch umstrittenen Thema der Tierversuche ermöglicht werden.
Aber was denkt ihr darüber, wann man dieses Thema in der Schule ansprechen sollte und wie tief sollte man die grausamen Tatsachen mit Schülern behandeln?
Bis heute fehlen die Alternativen für Tierversuche und es entsteht ein großes ethnisches Dilemma. Dieses sollte in der Schule auf keinen Fall außer Acht gelassen werden.  Denn obwohl die Tierversuche für Kosmetika in Europa verboten wurden, steigt die Zahl der Tierversuche weiter an. Es werden bewusst Tiere mit Krankheiten gezüchtet, damit sie als Modelle für Menschenkrankheiten dienen. Es ist sehr wichtig, dass Schüler sich dessen bewusst werden und kritisch mit diesem Thema umgehen können.
Doch wie würdet ihr eine solche Unterrichtsstunde gestalten?
Natürlich könnten wir ausführlicher über das Thema „Tierversuche“ diskutieren, aber wir möchten den Blick auf die Schule nicht vergessen, weswegen wir unser Augenmerk auf die Bedeutung von Tieren lenken werden, im Hinblick auf die Auswirkung eines Tieres auf uns Schüler und Lehrer und wie sich dadurch das Klassenklima verändert.
Zum einen wecken Tiere natürlich die kindliche Neugier und Kreativität. Das führt zu einer Verbesserung des Lernvorgangs, denn das Sozialverhalten und das Klassenklima werden bei Anwesenheit eines Tieres verbessert und es werden somit bessere Lernbedingungen geschaffen. Gründe hierfür könnten sein, dass die Schüler motivierter sind oder aber Tiere zur Entspannung beitragen, weil sie den Schülern Stress „abnehmen“. Der Lehrkraft wird ebenfalls mehr Aufmerksamkeit geschenkt, da die Klasse aus Rücksichtnahme gegenüber dem lärmempfindlichen Tier ruhiger ist, wodurch die Schüler natürlich mehr von dem Unterrichtsstoff mitbekommen.
Was denkt ihr über diese Gründe zur Verbesserung beim Lernen? Ist ein Tier im Unterricht vielleicht doch mehr eine Ablenkung?
In einer Reihe von Studien finden sich Daten, die indirekt auf eine Verbesserung zwischenmenschlicher, sozialer Interaktionen in Anwesenheit eines Tieres hinweisen (z.B. Fallstudie aus dem Jahr 1964 vom Psychotherapeuten Boris Levinson). Die Anwesenheit von Tieren sorgt dafür, dass wir die Umgebung bewusster wahrnehmen und nach Einschätzungen von Lehrkräften, waren die Schüler auch besser in die Klasse und den Unterricht integriert.[6]
Kontakt zu Tieren kann das subjektive Gefühl von Angst und Furcht bei Menschen reduzieren. Was gleichzeitig bedeutet, dass die Anwesenheit eines Tieres das Ruheempfinden erhöht. Es wurde ebenso bei Verhaltensbeobachtungen gezeigt, dass es bei Anwesenheit eines Hundes zur Reduktion aggressiven Verhaltens kommt, was sich abermals auf ein angenehmes Klassenklima auswirkt und die Stimmung aufhellt. Es gibt also viele Gründe, warum es sinnvoll ist ein Tier ins Klassenzimmer zu holen. Sie haben eine positive Auswirkungen auf uns und spielen eine wichtige Rolle, wobei wir diese in Bezug auf Tierversuche und Nutztierhaltung auch kritisch mit unseren Schülern aufarbeiten sollten.



3. Tiere im Klassenzimmer
Tiere im Klassenzimmer sind ein sehr umstrittenes Thema und es gibt viele Gegner, die ein Verbot von jeglicher Art von Tierexperimenten befürworten. Die Gegner werden von Tierschützern oder durch ihre eigene Tierliebe ermutigt, aufgrund dieser sie Tierexperimente als moralisch verwerflich empfinden.
Die Aspekte der Gegner sind nicht ganz unbegründet, da die Tiere oft nicht artgerecht gehalten werden oder sie nicht als Lebewesen geachtet werden.

Damit Missbrauch vermieden wird, gibt es viele gesetzliche Verordnungen und Richtlinien, die die Lehrer beachten müssen. Die wichtigsten Richtlinien nach dem „Canadian Council on Animal Care (CCAC)“[7] lauten:
-       Überwachung von Versuchen durch kompetente, ausgebildete Fachlehrer
-       Experimente mit für das Tier offensichtlichen Schmerzen, Unbehagen oder Gesundheitsbeeinträchtigung sind verboten
-       Keine chirurgischen Eingriffe durch Schüler
-       Spezielle bzw. entsprechende Tierunterkünfte sollen vorhanden sein (Überwachung durch Fachlehrer)
-       Gesunde und artgerechte Ernährung muss gewährleistet sein
Aber auch die Schüler müssen gewisse Regeln beachten, damit ein Missbrauch vermieden wird und die Experimente durchgeführt werden können.
Am besten stellt man die Regeln mit den Schülern zusammen auf. Dadurch merkt man was den Schülern wichtig ist und kann notfalls noch einlenken.

Beispielhafte Regeln, die von Schülern aufgestellt werden können:
-       Wir schlagen keine Tiere   
-       Wir füttern die Tiere nur zu festen Zeiten
-       Wir nehmen die Tiere nicht ohne zu fragen aus dem Käfig
-       Wir stören die Tiere nicht beim Schlafen

Außerdem können die Schüler bei der Gestaltung der Tierunterkunft und bei der richtigen Zusammensetzung des Futters helfen und dadurch ihr Wissen ausbauen. Sie wissen zum Beispiel etwas über den Lebensraum des Tieres, auf welcher Bodenart und bei welcher Temperatur es sich wohlfühlt und lernen einiges über dessen Ernährung, den Bestandteilen seines Futters und die Nahrungsart.



4. Pflege von Tieren in der Schule
Wir starten in einer Grundschule ein Langzeitexperiment. Über sechs Wochen bekommt die Klasse 4a zwei Schnecken. Dabei sollen die Kinder lernen können, wie man mit Tieren richtig umgeht und dass auch einfache, kleine Lebewesen genauso viel Pflege benötigen wie ein verhältnismäßig großer Mensch. Zunächst müssen durch den Lehrer die Rahmenbedingungen güberprüft werden, bevor das Projekt starten kann. Werden zum Beispiel alle gesetzlichen Regelungen eingehalten?
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„Bei der Tierhaltung ist eine angemessene Nahrung und Pflege sowie verhaltensgerechte Unterbringung zu gewährleisten. Eine langfristige Haltung sollte nicht in den Unterrichtsräumen erfolgen. […]
Die gesetzlichen Bestimmungen des Natur- und Artenschutzes sind bei der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts einzuhalten.“[8]

Werden alle Richtlinien eingehalten, sodass die artgemäße Unterbringung, die entsprechenden finanziellen Mittel, die Betreuung in den Ferien und der Verbleib der Tiere gewährleistet sind, kann dass Projekt in die interne Planung mit der Klasse übergehen.
Um die Schnecke ihrer Art entsprechend pflegen zu können, ist es für die Schüler zunächst einmal wichtig zu wissen, wie sich eine Schnecke verhält, was eine Schnecke gerne isst und was sie so alles zum Leben braucht. Braucht eine Schnecke einen Käfig wie Kaninchen, ein Terrarium wie Schlangen oder reicht ein simpler Schuhkarton? Mag die Schecke lieber Salat oder Brausebonbons?
Außerdem sollten die Schüler darüber informiert werden, welche Gefahren der Umgang mit einer Schnecke vielleicht mit sich bringen kann und welche Hygienemaßnahmen dementsprechend getroffen und eingehalten werden müssen, um keine Krankheiten und Infektionen zu riskieren.
Beschreibung: Bildergebnis für schnecke schule

Abb. 2[9]

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„Werden Schüler an der Einrichtung oder Pflege von Terrarien oder an Versuchen mit gehaltenen Tieren beteiligt, so sind sie vorher auf den richtigen Umgang mit den Tieren sowie die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen.“ […]
Generell sind beim Umgang mit Lebewesen die Grundregeln der Hygiene einzuhalten. So sind zum Beispiel nach Kontakt mit den Lebewesen […] die Hände und sonstige Kontaktstellen gründlich zu waschen.“8

Beim Experimentieren spielt auch die Intention des Lehrers eine große Rolle, ob er Beispielsweise das Erlernen im Umgang mit Angst und Ekel, das Entwickeln einer positiven Einstellung gegenüber anderen Lebewesen, die Förderung von Fürsorglichkeit gegenüber anderen, die Erkenntnis biologischer Grunderfahrung oder sogar die Motivation biologische Prozesse zu verstehen, mit dem Tierexperiment fördern will.  Sicher ist, dass durch ein lebendiges Tier bei den Schülern die Lernmotivation steigt.[10]
Doch nicht nur dem Lehrer sollten das gewählte Lernziel und die artgerechten Haltungsbedingungen für solch einen Langzeitversuch bewusst sein, auch müssen diese den Schülern altersgerecht vermittelt und mit ihnen erarbeitet werden.
Auch wenn ein solches Projekt gründlich und lange vorbereitet werden muss, so ist es umso interessanter, die Schüler dann „am Tier“ zu erleben. Bei deren Pflege erfahren die Kinder aber auch Zu- und Abwendung durch das Tier. Bei der täglichen Pflege des Tieres erfahren die Schüler nur in einer kurzen Zeitspanne „Neues“ über das Tier. Alle möglichen Eindrücke kommen im Gehirn an und die Kinder müssen diese hohe Informationsdichte in diesem kurzen Zeitraum verarbeiten. Meist lernen sie hier mehr als in einer 45 minütigen Unterrichtseinheit. Sie lernen durch den direkten Umgang mit dem Tier  mit allen Sinnen. Automatisch werden auch die affektiven Unterrichtsziele wie Interesse, Motivation und Emotionen gefördert.10
Die Kinder lernen durch ein solches Projekt, das spannend und abwechslungsreich aufgebaut ist, nicht nur den richtigen Umgang und die entsprechende Pflege von Tieren, sondern als positiver Nebeneffekt treten auch Lernerfolge beim verantwortlichen Handeln und Sozialverhalten auf.10


Durch die konkretisierte Pflege am lebendigen Tier lernen Kinder durch die damit verbundenen Aktivitäten und Emotionen oft effektiver, denn oftmals können vor allem junge Schüler noch nicht genug Konzentration und Geduld aufbringen, um einen ähnlichen Lernerfolg durch rein kognitives Arbeiten zu erzielen. Ihr Interesse liegt nämlich mehr bei den spielerischen und visualisierten Lehrgegenständen. Laut einer Umfrage in einer Grundschule gaben die Kinder an, dass sie am liebsten Kinder

mit Tieren (48%) und Medien (22%) „experimentieren“. Auf Nachfrage warum sie das Arbeiten mit den Tieren favorisieren würden, finden sich Antworten wie: „Sie bewegen sich.“, „Man kann mit ihnen spielen.“ oder „Ich habe kein Haustier daheim.“. [11] Diese Aussagen bestätigen den affektiven-emotionalen Lernerfolg nur noch mehr.





5. Gütekriterium Validität
5.1 Definition Gütekriterien
Damit das Messergebnis bei einem Experiment und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen verlässlich sind, muss der Messvorgang drei Gütekriterien erfüllen.[12] Gütekriterien sind Kriterien, die die „Qualität des Messergebnisses beurteilen“. Man sagt  auch „Beurteilungskriterien“.
Diese drei Gütekriterien sind Objektivität, Reliabilität und Validität.13 Bei der Objektivität darf das Messergebnis nicht vom Untersuchungsleiter beeinflusst werden. Das heißt verschiedene Personen müssen unabhängig voneinander, sowohl in der Durchführung, Auswertung sowie in der Interpretation, auf dasselbe Ergebnis kommen. Eine individuelle Deutung der Ergebnisse darf es hierbei nicht geben. Damit die Messergebnisse reliabel sind, müssen bei wiederholter Messung unter gleichen Bedingungen vergleichbare Ergebnisse herauskommen. Die Reliabilität ist also der „Grad der formalen Genauigkeit“.12 Das vielleicht wichtigste Gütekriterium ist die Validität, welche man in verschiedene Kategorien unterteilen kann. Hier werden die interne und die externe Validität sowie die ökologische Validität beleuchtet, da diese vor allem beim Experimentieren mit Tieren wichtig sind. Die Validität gibt die Gültigkeit eines Messergebnissen an, das heißt den „Grad der materiellen Genauigkeit“12 und ob das Messinstrument wirklich das misst, was es zu messen vorgibt.[13] Wird zum Beispiel bei einem Intelligenztest wirklich die Intelligenz gemessen oder geben die Ergebnisse Aufschluss über die Fähigkeit des schnellen Merkens?


Abb. 3: Interaktion zwischen den drei Gütekriterien
Diese Abbildung zeigt, dass eine hohe Validität nur erreicht werden kann, wenn das Experiment objektiv und reliabel ist, das heißt sowohl Objektivität wie auch Reliabilität erfüllt werden.

5.2 Interne Validität
Möchte man die Fotosyntheserate einer Wasserpflanze messen, ist es für die Genauigkeit des Ergebnisses wichtig, dass die „Veränderungen der abhängigen Variable (Fotosyntheserate) eindeutig auf die Manipulation der unabhängigen Variable (Sonnenlicht) zurückzuführen sind“[14]. Anders ausgedrückt schließt man Alternativerklärungen (Wassertemperatur, Zusammensetzung des Wassers,...) für das Messergebnis aus. Das bedeutet, dass keine anderen Variablen für das Ergebnis verantwortlich sein dürfen bzw. dieses nur an der Manipulation der unabhängigen Variable liegt. Dies erlangt man durch künstlich geschaffene (Labor-)Bedingungen, da dort Störgrößen kontrolliert oder ausgeschaltet werden können. Auch bei Wiederholung des Experiments können diese gleich gehalten und Daten exakt aufgenommen und ausgewertet werden. Ist dies der Fall spricht man von einer hohen internen Validität. Mit wachsender Anzahl plausibler Alternativerklärungen für das Ergebnis sinkt jedoch die interne Validität[15].

5.3 Externe Validität
Dieser gegenüber steht die externe Validität, auch Allgemeingültigkeit genannt. Sie gibt  das Ausmaß der Übertragbarkeit von Ergebnissen auf andere Kontexte (Situationen, Zeiten, Orte, Personengruppen) an15. Beobachtet man zum Beispiel das Randverhalten von Mäusen, stellt sich die Frage, ob man dieses Verhalten auf andere Lebewesen übertragen kann und es zusätzlich zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Situationen auftritt. Lässt sich dies sagen, spricht man von einer hohen externen Validität. Da dafür die Gegebenheiten nah an der Natur sein sollten, sinkt die Allgemeingültigkeit mit wachsender Unnatürlichkeit der Untersuchungsbedingungen15.

5.4 Ökologische Validität
Die ökologische Validität hat Ähnlichkeiten mit der externen Validität, denn auch dort ist die Übertragbarkeit und Anwendbarkeit eines durch eine Laboruntersuchung gewonnene Aussage auf andere Lebewesen charakteristisch. Jedoch ist vor allem die Übertragbarkeit außerhalb des Labors wichtig. Eine hohe ökologische Validität, also eine hohe Übertragbarkeit auf die Lebenswelt, ist gewährleistet, wenn die gegebenen Bedingungen in einem Experiment mit den natürlichen Bedingungen übereinstimmen13. Möchte man das Verhalten einer Ameise beobachten, ist es demnach wichtig, die gegebenen Bedingungen so nah wie möglich an die der Natur (Ameisenvolk, Ameisenhügel, Erde,...) anzupassen.

Anhand dieser ökologischen Validität wird die Alltagsrelevanz der Laborexperimente an Tieren kritisiert, da ein großer Teil dieser nicht auf die Lebenswelt der Tiere übertragbar sind.

5.5 Wechselbeziehung zwischen den Validitäten
Zusammengefasst kann man sagen, dass die interne Validität hoch ist, wenn man alle Störgrößen kontrolliert, das heißt das Experiment in einem Labor stattfindet und Daten korrekt aufgenommen werden. Eine hohe externe Validität wird erreicht, wenn die Bedingungen in dem Experiment so natürlich wie möglich sind. Eine hohe ökologische Validität wird erreicht, wenn die Bedingungen wie die in der Natur sind. Jedoch bedeutet dies im Umkehrschluss, dass sich interne und ökologische Validität gegenseitig beeinflussen und man nicht gleichzeitig beide Validitäten gleichermaßen erfüllen kann[16]. Zum Beispiel verhält sich eine alleinige Ameise in einem künstlichen Laborexperiment anders, als wenn sie mit ihrem Volk in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet wird. Das Verhalten einer einzigen Ameise in einem Labor sagt somit nichts über das eines ganzen Ameisenvolkes aus.

5.6 Einschränkung der Validität
Das Experimentieren mit Tieren ist jedoch nicht immer exakt. Die Validität kann durch den Beobachter bzw. Untersuchungsleiter aber ebenso durch das Tier selbst beeinflusst werden. Der Beobachter kann unbewusst durch „Danebenstehen“17 das Verhalten des Tieres beeinflussen. Deswegen versucht man dieses Einwirken auf das Tier minimal zu halten, Kontrollbedingungen zu schaffen und bei der Auswertung der Daten für das Ergebnis dies zu berücksichtigen[17]. Weiterhin kann der Untersuchungsleiter voreingenommen sein und die Daten beeinflussen. Hier spricht man von dem sogenannten „Versuchsleitereffekt“17, bei dem die Daten im Sinne der zu testenden Hypothese aufgezeichnet werden. Dies erlangt man

durch nachträgliche Manipulation der Daten (bewusst), durch falsch aufgenommene Zahlen während der Datenaufnahme und durch von persönlichen Erfahrungen verfälschte Definitionen von zu testenden Verhalten/Eigenschaften (unbewusst). Zusätzlich kann der Beobachter direkt und bewusst das Verhalten des Tieres lenken. Bei dem sogenannten „Der Kluge Hans Effekt“17, namengebend ist das rechnende Pferd aus dem 19. Jahrhundert, leitet der Mensch das Verhalten des Tieres so, dass seine Hypothese verifiziert werden kann. Doch nicht nur der Beobachter kann das Experiment und somit die Gültigkeit des Ergebnisses einschränken. Auch das Tier selbst kann durch Motivation, Emotionen, Hungergefühl, körperlicher Zustand, Trieb und vielem mehr das zu erwartende Ergebnis und somit die Gültigkeit der Aussagekraft beeinflussen. Deswegen ist es wichtig, das Experiment mehrmals durchzuführen und an ein Kontrollansatz zu denken. Somit können Fehler der Untersuchungsleiter herausgearbeitet bzw. minimiert und ein Verhalten des Tieres auf bestimmte Bedingungen nicht als zufällig erachtet werden.

5.7 Experimentaldesigns und ihre jeweilige Validität
Es gibt verschiedene Experimentaldesigns und ihre jeweiligen Validitäten, die erfüllt bzw. nicht erfüllt werden können: das klassische Laborexperiment, Mikrokosmen, Mesokosmen und das offene Feldexperiment[18]. Hier stelle ich nun dem klassischen Laborexperiment das offene Feldexperiment gegenüber. Diese sind gegensätzlich und in Bezug zum Experimentieren mit Tieren ist das offene Feldexperiment im Unterricht am interessantesten.
Bei einem klassischen Laborexperiment werden Experimente, nicht wie beim Feldexperiment, nur an einzelnen Individuen oder an klonalen Kulturen durchgeführt. Weiterhin unterscheidet sich der Ort, an dem das zu durchführende Experiment stattfindet. Bei dem klassischen Laborexperiment werden künstliche Bedingungen, die voll kontrollierbar sind, durch ein Labor geschaffen. Im Gegenzug dazu wird bei einem offenen Feldexperiment das Verhalten der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet, ohne physikalische, chemische oder andere Barrieren. Ein weiterer Unterschied der beiden Experimente zeigt sich in der Kontrolle dieser. Das voll kontrollierbare Laborexperiment steht dem offenen Feldexperiment, bei welchem abiotische Umweltfaktoren und das Zu-/Ablaufen von Tieren nicht konstant beeinflusst oder kontrolliert werden können, gegenüber.
Diese Charakteristika für das jeweilige Experimentaldesign haben auch Einfluss auf die Gewährleistung der oben genannten Validitäten. Beim Feldexperiment wird auf Natürlichkeit gesetzt und damit die ökologische und externe jedoch nicht die interne Validität gewährleistet. Das klassische Laborexperiment besitzt eine hohe interne und externe Validität und eine niedrige ökologische Validität.

Zu beachten ist, dass man nicht gleichzeitig die absolute Kontrolle und die Realität (natürliche Bedingungen) in einem Experiment erreichen kann, weswegen man Kompromisse eingehen muss.
Abb. 4: 18 Charakteristika der jeweiligen Experimentaldesigns




6. Anregende Fragen

Nun habt ihr viele Informationen über das Experimentieren mit Tieren im Unterricht erhalten. Wir haben für euch ein paar Fragen, die euch zum Nachdenken und Kommentieren anregen können.

Lohnt es sich überhaupt ein Tierexperiment im Unterricht mit Schülern zu machen, da deren Motorik und Genauigkeit noch nicht vollständig entwickelt sind?
Wann ist es sinnvoll welches Experimentaldesign im Unterricht anzuwenden bzw. zu  behandeln? Für welches würdet ihr euch entscheiden und warum?
Was haltet ihr von der Tierhaltung im Klassenzimmer? Welche Tiere sind geeignet? Bei welchen Tieren lernen die Schüler am meisten?
Warum würdet ihr ein Tierexperiment machen und das Tier dann im Klassenzimmer halten?
Wann sollte man das Thema Tierversuche in der Schule ansprechen  und wie tief sollte man die grausamen Tatsachen mit Schülern behandeln? Wie würdet ihr eine solche Unterrichtsstunde gestalten?
Ist ein Tier im Unterricht vielleicht doch mehr eine Ablenkung?
Wie kann man Kindern den Umgang mit Angst und Ekel vor bestimmten Tieren „abgewöhnen“?





7. Quellen
7.1 Literaturverzeichnis
-        Brauchen wir Tierversuche? SWR/WDR (2017). Film unter: https://www.planet-schule.de/sf/filme-online.php?film=10110&reihe=1217 (zuletzt aufgerufen am 22.08.2017)
-        Bortz & Döring (2006) Bortz, J. & Döring, N. (42006). Forschungsmethoden und Evaluation. Für Human- und Sozialwissen- schaftler. Heidelberg: Springer-Medizin-Verlag.
-        Experimentalpsychologie (23.06.2017): URL: http://www.experimentalpsychologie.de/page58.html
-        Forschungskompass (03.07.2017): URL: http://www.forschungskompass.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/gfx/ph-logo_web_hv_gruen66.png
-        Forschungsmethoden (23.06.2017): URL: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/FORSCHUNGSMETHODEN/Guetekriterien.shtml
-        Geboren.am (05.06.2017): URL: https://geboren.am/themen/naturwissenschaft/biologen
-        Gropengießer, Harms und Kattmann (2013 S. 299-311: Beitrag von C. Randler) i.V.m. Ruppolt; 1967
-        Henri, Beetz, Kotrschal, Turner und Uvnäs-Moberg (2014): Bindung zu Tieren. Psychologische und neurobiologische Grundlagen tiergeschützter Interventionen. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. S.66-75
-        Naguib, M. (2006). Methoden der Verhaltensbiologie. Berlin: Springer
-        Oglivie, D.M./ Stinson, R.H. (1995): Schulbiologische Untersuchungen mit lebenden Tieren. Stuttgart: Klett
-        Sommer, U. (2005). Biologische Meereskunde. Berlin: Springer
-        Wirtschaftslexikon (23.06.2017): URL: http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/guetekriterien/guetekriterien.htm

7.2 Abbildungsverzeichnis
-        https://www.gesund-durch.de/nebenwirkung-nierenschaden/ (zuletzt aufgerufen am 24.08.2017)
-        https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibX9Gy-IoZvNfj5w450HSCI5YDGvZXhSScGWNuaNvvNw0mVTlXizqgz785R1qzPLijCBU3or-vWPZiKh2V5dw-LrQzc2J3LSvBvTFxvADF1Zjbtp9q-r0evUWQ90iIsCJt6HuRw4_F0ShO/s1600/Schneckenfressen.jpg (zuletzt besucht: 27.09.2017)
-        http://www.vbe-nrw.de/vbe_download/elaan28.pdf (zuletzt besucht: 26.09.2017)





[1] Film: Brauchen wir Tierversuche? SWR/WDR 2017.
[2] BR Bayern 2, gesund durch… und Badische Zeitung
[6] Vgl. Julius, Henri et al. (2014) S.66
[7] Oglivie, D.M./ Stinson, R.H. (1995): Schulbiologische Untersuchungen mit lebenden Tieren. Stuttgart: Klett

[8] ELAAN- Magazin für Lehramtsanwärter/-innen (Nr.28/Juni 2005): Auszüge aus MSWWF: Sicherheit im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht an allgemeinbildenden Schulen; Frechen 1999
[9] https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibX9Gy-IoZvNfj5w450HSCI5YDGvZXhSScGWNuaNvvNw0mVTlXizqgz785R1qzPLijCBU3or-vWPZiKh2V5dw-LrQzc2J3LSvBvTFxvADF1Zjbtp9q-r0evUWQ90iIsCJt6HuRw4_F0ShO/s1600/Schneckenfressen.jpg
[10] Gropengießer, Harms und Kattmann (2013 S. 299-311: Beitrag von C. Randler) i.V.m. Ruppolt; 1967
[11]Hertling, Wiesmann, Mödinger, Kobelt: Experimentieren mit Tieren (Präsentation Biologie Modul 3.1/
 Stand: 12.07.2017)
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Validität#Interne_Validit.C3.A4t
[15]  Bortz, J. & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation. Für Human- und Sozialwissen- schaftler. Heidelberg: Springer-Medizin-Verlag.
[16] Naguib, M. (2006). Methoden der Verhaltensbiologie. Berlin: Springer, Seite 36-37
[17] Naguib, M. (2006). Methoden der Verhaltensbiologie. Berlin: Springer, Seite 37-47
[18] Sommer, U. (2005). Biologische Meereskunde. Berlin: Springer, Seite 8-10