Donnerstag, 18. August 2022

Der Lehrerversuch – zeitgemäß oder veraltet?

Liebe Leserinnen und Leser, 

herzlich Willkommen zu unserem Blogbeitrag. Wir haben uns mit der Frage "Der Lehrerveruch - zeitgemäß oder veraltet?" auseinandergesetzt und hoffen diese in unserem folgenden Blogbeitrag beantworten zu können.

Wir haben den Lehrerversuch aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet und haben zum Schluss noch ein Anwendungsbeispiel für euch.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim lesen und freuen uns über Eure Kommentare!

Liebe Grüße

Karl-Richard, Ema und Jessica


Hier geht es zu unserem Blogbeitrag:

 https://drive.google.com/file/d/1eyrDXiG_6m-J75LKVJ7nvEzyd7F6Lkr3/view?usp=sharing

Guten Bio-Unterricht planen - Wie geht das eigentlich?

Liebe Leserinnen und Leser,


Als Lehramtsstudierende/r kommt jeder, früher oder später selbst in die Situation Unterrichtsstunden zu planen und durchzuführen. Dabei ergibt sich für den ein oder anderen immer wieder die Frage…


Wo fang ich an? Und wie geh ich vor?

Was ist denn eigentlich guter Unterricht?


In unserem Blogbeitrag: „Guten Bio-Unterricht planen - Wie geht das eigentlich?“ haben wir uns deshalb mit genau diesem Thema beschäftigt und geben euch einen Überblick, wie guter Unterricht entwickelt wird und was noch alles dazu gehört. Auch zeigen wir euch in unserem Blog, wie unterschiedlich Unterricht an verschiedenen Schulformen geplant werden muss und was es zu beachten gibt. Dort findet ihr auch verschiedene Unterschiede zwischen sonderpädagogischem Unterricht und Unterricht der Sekundarstufe 1.


Unseren Blockbeitrag findet ihr hier.


Viel Spaß beim Lesen und wir freuen uns über eure Anregungen und Feedbacks.


Von Jannis Fliegert, Leon Haug, Marlon Meyer und Tom Vetter

Dienstag, 16. August 2022

Rückenschule - Homo erectus, Homo sapiens, Homo "curvus" ?

 




Homo erectus        →      Homo sapiens     →    Homo curvus?!

(der aufrecht gehende Mensch)       (der weise Mensch)                (der krumme Mensch) 


 

Inhaltsverzeichnis:

-        (1) Homo erectus, Homo sapiens, Homo „curvus“?

-        (2) Vom Ducken und Bücken zum aufrechten Rücken - die Evolution zum homo erectus

-        (3) Anatomie und Physiologie des menschlichen Rücken

-      (4) „Use it or lose it“, die schmerzhaften Folgen der krummen Körperhaltung

-        (5) Prävention des Homo „curvus“ – die Rückenschule

o   (5.1) Aktiv aufrecht Sitzen

o   (5.2) Haltung am Arbeitsplatz

o   (5.3) Richtig Bücken, Heben und Tragen

o   (5.4) Schulranzen-Check

o   (5.5) Aktiv werden – der Lagewechsel

o   (5.6) Sitzprotokoll

                -      (6) (Rücken) - SCHULE, warum ist es wichtig in der Schule über Rückenübungen zu sprechen?

o   (6.1) Kompetenzen in der Rückenschule

o   (6.2) Der Bildungsplan zeigt Rückgrat

o   (6.3) Kompetente Haltung der Lehrperson in der Rückenschule

o   (6.4) Leitgedanken zum Kompetenzerwerb in Bezug auf die Rückenschule im Biologie Unterricht

§  (6.4.1) Erkenntnisgewinnung

§  (6.4.2) Kommunikation

§  (6.4.3) Bewertung

-        (7) Unterrichtsentwurf zum Thema: Wirbelsäule und Vermeidung von Haltungsschäden

-        (8) Gesundheitsförderung in der Schule: Methoden für gesundheitliche Themen

-        (9) Homo „curvus“ – unsere Zukunft?

-        (10) Anhang

-        (11) Quellenangaben

o   (11.1) Literaturquellen

o   (11.2) Bildquellen

o  (11.3) Quellen zu den Anhängen Unterrichtsmaterialien


1. Homo erectus, Homo sapiens, Homo „curvus“?

Vom auf allen Vieren gehenden Affen zum langsam aufrechtgehenden, weisen Menschen bis hin zum gekrümmten „Affen“ am Schreibtisch. Die Welt befindet sich in stetiger Wandlung und wir tun es ihr gleich. Nur stellt sich bei uns in Bezug auf unsere Körperhaltung die Frage, ob sich der Mensch nicht zurückentwickelt?! Diese scherzhaft annehmbare These lässt sich durch die Tatsache der technologischen Entwicklung unterstützen. So ist unser Alltag nicht mehr vom Jagen und Sammeln von Nahrung geprägt, sondern vom Sitzen am Arbeitsplatz und dem Abarbeiten von Aufgaben. Die mal mehr mal weniger stark ausgeprägte krumme Haltung des Menschen betrifft nicht nur potentiell die älteren, weil man im Alter anfängt „abzubauen“ – nein, es beginnt schon im Kindesalter. Heutzutage steht man auf, frühstückt und begibt sich zur Arbeit bzw. die Kinder in die Schule. Dort sitzen sie viele Stunden und lauschen dem Unterricht, um sich später nach der Schule erneut an den Schreibtisch zu setzen und die Hausaufgaben zu erledigen. Die neusten technologischen Errungenschaften, wie Smartphone und Laptop sind hierbei große einflussnehmende Faktoren, welche die körperliche Aktivität des Menschen weiter minimieren. Dabei ist unser Körper auf eine hohe Aktivität ausgelegt, welche tragischerweise immer mehr abzunehmen scheint. Die „curvus“ Entwicklung bahnt sich immer mehr ihren Weg. Denn selbst beim Lesen dieses Textes dürfte dem Leser seine Haltung auffallen. Schultern nach vorne gekippt, runder Rücken und der Kopf befindet sich in der Nähe der Medienquelle, vorzugsweise Laptop oder Smartphone. Diese ungesunde Haltung gilt es entgegenzuwirken und das jeden Tag.

In der Schule, in welcher unsere jüngeren Generationen die meiste Zeit ihres Lebens verbringen, ist Sitzen, wie schon erwähnt, ein Hauptbestandteil. Die Kinder sitzen an ihrem Platz, hören im besten Fall der Lehrperson zu und lösen ihre Aufgaben. Nur selten kommt es vor, dass sich hier bewegt wird. Die Anzahl an Sitzzeit vermehrt sich mit steigender Klassenstufe und Alter.  Es mag den Anschein vermitteln, dass die Arbeit im Sitzen sich, im Gegensatz zu körperlich handwerklichen Tätigkeiten, nicht als vollwertige Arbeit behaupten kann, jedoch ist erstere oftmals eine höhere körperliche Belastung. Unser Körper wird bei der Arbeit im Sitzen regelrecht unterfordert. Die Muskeln und Knochen werden nicht so beansprucht, wie sie es sein sollten und bauen potentiell immer weiter ab. Ganz nach dem evolutionären Motto: „Use it or lose it.“. Während unser “Gerüst” allmählich durch eine falsche Haltung verkümmert, arbeitet unser Kopf bzw. das Gehirn auf Hochtouren. Von diesem wird eine hohe kognitive Leistung erwartet. Auch die Augen sind Hauptbelastungspunkt. Wie man eine falsche Haltung verbessern und ihr entgegenwirken kann, findet sich im Laufe des Blogbeitrags ein Teil dazu.

Eine Studie von Psychologinnen und Psychologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universität Bamberg hat gezeigt, dass die Körperhaltung definitiv Einfluss auf unsere Gefühlslage hat. Nicht nur wir drücken mit unserem Körper unseren Gemütszustand aus, sondern unsere Körperhaltung bestimmt diesen mit. Eine gekrümmte Haltung nach vorne lässt einen schüchtern und unsicher wirken, während eine Körperhaltung mit geradem Rücken und herausgestreckter Brust Selbstsicherheit ausstrahlt. Die Studie wurde mit 108 Schüler*innen durchgeführt und dort konnte festgestellt werden, dass eine dominante Körperhaltung dabei helfen könnte, dass Kinder sich wohler fühlen. Einfache Übungen dazu lassen sich in der Schule direkt im Unterricht umsetzen. Diese würden nicht nur dem Körpergefühl der Schüler*innen helfen, sondern der „Rückentwicklung“ des krummen Rückens ein Stück weit entgegenwirken. Hierzu befinden sich im folgenden Beitrag Tipps und Tricks zur Prävention einer krummen Körperhaltung, wie auch Material zum direkten Ausführen in der Schule. Es ist wichtig, so früh wie möglich dem Namen Homo sapiens - der weise, vernünftige Mensch - alle Ehre zu machen und auf unser Rückgrat zu achten, bevor alles schief und krumm und urzeitmäßig wird…


2. Vom Ducken und Bücken zum aufrechten Rücken - die Evolution zum homo erectus

Der Mensch lebt in seiner Form des homo sapiens schon seit 300.000 Jahren auf unserer Erde. Dennoch hat er sich nicht auf einen Schlag zu dem entwickelt, was wir heute als „Mensch“ bezeichnen. Die Evolution zu dem Wesen, welches wir heute sind, hat einige Zeit und viel Wandel in Anspruch genommen.

Die eindeutigsten Merkmale, wodurch wir uns von den Menschenaffen unterscheiden, besteht in der aufrechten Körperhaltung und der Fortbewegung auf zwei Beinen (Bipedie). Ein ausschlaggebendes Merkmal für unseren aufrechten Gang stellt die Lage unseres Foramen magnum (Hinterhauptloches) dar. Bei dem Hinterhauptloch handelt es sich um eine Öffnung in dem Schädel eines Lebewesens, durch welches die Medulla spinalis (Rückenmark) zu dem Gehirn gelangen kann. Dieses Hinterhauptloch sitzt bei dem homo sapiens (rechts in Abb.1) relativ weit vorn, unterhalb des Schädels. Durch diese Verschiebung ist es möglich, dass wir den Kopf direkt über dem Rumpf tragen. Somit ist ein nach vorne Kippen nicht möglich, wie dies bei anderen Menschenaffen (links in Abb.1) der Fall ist.

Abb.1
 
Das zweite ausschlaggebende Merkmal stellt die Bipedie dar. Durch eine Klimaveränderung veränderte sich die umliegende Landschaft, in welcher sich unsere Vorfahren aufhielten. So haben sich diese an ihre neue Umgebung anpassen müssen. Aus Waldregionen wurden Savannen und karge Steppen, in welchen man sich nicht auf den Bäumen verstecken konnte. Durch selektive Anpassung entwickelte sich die Bipedie als erfolgreichste Fortbewegungsart für die neue Umgebung. Anhand von Skelettfunden kann rekonstruiert werden, dass erst vor 1,9 Millionen Jahren Hominiden lange Strecken als Bipeden zurücklegten. Die Bipedie stellte jedoch keine energieeffiziente Fortbewegung dar und hat sich dennoch durchgesetzt. Sie ermöglicht es, dass die Vorderextremitäten frei für das Transportieren von Werkzeugen genutzt werden konnten (vgl. Urry, Cain, Wasserman, Minorsky, Reece, 2019). Durch den Gebrauch von Werkzeugen und eine bessere Ausdauer behauptete sich der Homo sapiens in seiner Umwelt (vgl. Lewin, 1992).

Ein letztes entscheidendes Merkmal stellt zudem eine Veränderung in unserer Hüfte dar. Denn diese verkürzte sich mit der Zeit und wurde breiter, welches einen festen Stand auf zwei Beinen und der Fortbewegung, der Bipedie, ermöglicht (Abb.2 rechts). Diese Veränderung in der Hüfte bewirkte eine Schrägstellung der Oberschenkelknochen, wodurch der Homo sapiens seinen Gang, im Gegensatz zu den Menschenaffen (Abb. 2 links), optimierte. Wiederum bedingt dies eine vergrößerte Gelenkoberfläche, streckfähige Kniegelenke und eine Fußwölbung, welche das Abrollen unseres Fußes vereinfachte. Durch den überwiegenden Gebrauch unsere Beine wurden diese länger und muskulöser, wohingegen unsere Arme sich verkürzten und die Muskeln nicht mehr so sehr ausgeprägt sind, wie sie es einst waren (vgl. Lewin, 1992).

Abb.2

3. Anatomie und Physiologie des menschlichen Rückens

Die Wirbelsäule (Columna vertebralis) trägt unseren Schädel und ist Ansatzpunkt für Rippen, Beckengürtel und die Muskulatur. Sie ist demnach der zentrale „Stützpunkt“ unseres Körpers.  Sie besteht aus 32 - 33 knöchernen Wirbeln (Vertebrae) und 23 faserknorpeligen Zwischenwirbelscheiben, auch Bandscheiben (Disci intervertebralis) genannt (vgl. Staudinger, Sarikas, 2013). Die Kreuzbeinwirbel sind einheitlich zum Kreuzbein (Os sacrum) verwachsen und die Steißbeinwirbel bestehen nur noch rudimentär und bilden gemeinsam das Steißbein (Os coccygis).  Es ergibt sich schließlich eine Anzahl von 26 Wirbeln (vgl. Tortora, Derrickson, 2008). Die 32 - 33 bzw. 26 Wirbel können in fünf verschiedene Abschnitte unterteilt werden (vgl. Staudinger, Sarikas, 2013): 

Abb.3

  •  die Halswirbelsäule (HWS), welche aus 7 Halswirbeln (Vertebrae cervicales) besteht
  • die Brustwirbelsäule (BWS) setzt sich aus 12 Brustwirbeln (Vertebrae thoracalis) und damit den meisten Wirbelkörpern zusammen
  • die Lendenwirbelsäule (LWS), mit 5 Lendenwirbeln (Vertebrae lumbales)
  • die Kreuzwirbelsäule, welche wiederrum auch aus 5 zusammengewachsenen Wirbelkörpern, den Sacralwirbeln besteht und sich zum Kreuzbein (Os sacrum) zusammensetzt
  • die Steißbeinsäule mit 3 - 4 Steißbeinwirbeln (Vertebrae coccygeae), dabei kann die Anzahl je nach Menschen variieren. Sie bilden gemeinsam das Steißbein (Os coccygis).



 
  Hättest du gedacht, dass wir so viele Wirbel besitzen?



Abb.4
Insgesamt macht die Wirbelsäule knapp zwei Fünftel unserer Körpergröße aus. Die Wirbelsäule besteht aus einer Knochenkette von Wirbelkörpern (Corpus vertebrae) und setzt sich aus Knochen und Bindegewebe zusammen (vgl. Tortora, Derrickson, 2008). Außerdem sorgen Wirbelkörper- und Wirbelbogenbänder für eine stabile Verbindung zwischen den Wirbeln untereinander und ermöglichen die hohe mechanische Belastung. 

Zudem kann die Wirbelsäule vielfältig bewegt werden: 1. in die Vorwärtsbeugung (Ventralflexion) und in die Rückwärtsstreckung (Dorsalextension) 2. in die Seitneigung (Lateralflexion rechts und links), sowie zuletzt 3. in die Drehung (Rotation) rechts und links. Kreuzbein (Os Sacrum) und Steißbein (Os coccygis) sind hierbei von der Beweglichkeit ausgeschlossen und somit nahezu steif (vgl. Tortora, Derrickson, 2008).

Die Wirbelkörper (Corpus vertebrae) sind das tragende Element der Wirbelsäule. Mit Ausnahme des ersten Halswirbels (Atlas), sind alle nach derselben Grundform aufgebaut. Je nach Abschnitt sind die Wirbelkörper in Form und Größe unterschiedlich ausgeprägt. Typischerweise kann man diese Wirbelkörper in den Körper (Corpus), Bogen (Arcus) und Dorn- und Querfortsatz (Proccessi) aufteilen. Die Gewichtsbelastung der Wirbelsäule liegt dabei vor allem auf dem Corpus, also auf dem vorderen, dicken, scheibenförmigen Teil eines jeden Wirbelkörpers. Die Ober- und Unterflächen sind angeraut und ermöglichen es somit, dass die knorpelartigen Bandscheiben (Disci intervertebralis) zwischen den benachbarten Wirbelkörpern befestigt sind. “Ernährungslöcher” (Formina nutricia) sind an der Vorder- und Seitenfläche enthalten und gewährleisten die Durchblutung mit ver- und entsorgenden Blutgefäßen. 

Abb.5
Vom hinteren (dorsalen) Teil der Wirbelkörper abgehend entspringen rechts und links die seitlichen Querfortsätze und hinten der Dornfortsatz, welche zusammen den Wirbelbogen bilden. An den Fortsätzen grenzen die Muskelansätze an oder bilden mit andern Wirbeln Ansätze für Gelenke (vgl. Tortora, Derrickson, 2008). Als Zusammenschluss bilden der Körper und der Wirbelbogen einen Kanal, welcher das Rückenmark enthält. Dieses Wirbelloch wird auch als Foramen vertebrale bezeichnet und enthält neben dem Rückenmark auch Fettgewebe, areoläres (sauerstoffreiches) Bindegewebe und Blutgefäße, welches das Rückenmark in diesem Teil des Körpers am besten schützt. Das Rückenmark ist zusätzlich innerhalb des Wirbelkanals von Liquor umgeben, welcher eine weitere Schutzfunktion der sensiblen Struktur erfüllt und gewährleistet. Es erstreckt sich vom Hinterhauptsloch bis auf die Höhe des ersten und zweiten Lendenwirbels (vgl. Thews, Mutschler, Vaupel, 1998)                                

vorne
                                                          Abb.6
Im Querschnitt des Rückenmarks (Medulla spinalis) kann „schmetterlingsförmig“ die graue Substanz mit den enthaltenen Nervenzellkörpern erkennen, welche von der weißen Substanz umgeben ist. Die vordere Seite des Schmetterlingsflügels wird als Vorderhorn (1), die hintere als Hinterhorn (2) und der dazwischen liegende Teil als Seitenhorn (3) bezeichnet. Das Vorderhorn sorgt durch motorische Nervenzellen für die Versorgung von quergestreiften Muskeln, wohingegen das Hinterhorn die Informationen von unseren Sinneszellen transportiert. Zuletzt enthält das Seitenhorn Nervenzellen des vegetativen Nervensystems (vgl. Staudinger, Sarikas, 2013). 

Alle Wirbellöcher der Wirbelsäule ergeben den Wirbel- oder Spinalkanal (Canalis vertebralis). An den über- und untereinander liegenden Wirbelkörper befinden sich rechts und links die Zwischenwirbellöcher (Foramen intervertebrale). Durch die Zwischenwirbellöcher verlässt jeweils eine Nervenwurzel aus dem Vorder- und Hinterhorn das Rückenmark und bildet segmentweise den Spinalnerv. In den Spinalnerven sind somit immer paarweise motorische und sensible Fasern enthalten. Alle Spinalnerven bilden das periphere Nervensystem eines Menschen (vgl. Staudinger, Sarikas, 2013).                     

Abb.7
Ab dem zweiten Halswirbel (Axis, Cervicalwirbel) bis zum Kreuzbein befinden sich zwischen den benachbarten Wirbelkörpern die Bandscheiben (Disci intervertebralis). Diese haben einen äußeren Ring aus Faserknorpeln, den Anulus fibrosus und mit einem innen liegenden weichen, federnden Kern aus hochelastischer Substanz, den Gallertkern (Nucleus pulposus). Dieser Zusammenschluss zwischen den einzelnen Wirbelkörper ergibt ein starkes Gelenk, welches vertikale Stöße federt und die Bewegungen zulässt. Unter einer Kompression flachen sich die Bandscheiben ab, werden breiter und verhindern so, dass die Wirbelkörper aufeinandertreffen (vgl. Tortora, Derrickson, 2008).

Von der Seite betrachtet kann bei einem Menschen eine leicht S-förmige Wirbelsäulenkrümmung erkannt werden, genauer gesagt eine Doppel-S-Krümmung. Die erste Krümmung in der Hals- und Lendenwirbelsäule ist konvex nach vorne geschwungen und wird als Cervical (Hals)- bzw. Lendenlordose bezeichnet. Im Gegensatz zu dieser Krümmung steht die der Brustwirbelsäule und des Kreuzbeins, welche weiter nach hinten (posterior) versetzt ist. Man spricht hier von einer Thorakal (Brust)- und Sacral-Kyphose. Funktion der Krümmungen sind Absorption von Stößen, bspw. beim Gehen, Schutz der Wirbelkörper vor Frakturen, Balance in der aufrechten Position und einer erhöhten Belastbarkeit der Wirbelsäule (vgl. Tortora, Derrickson, 2008). Bildlich gesprochen eine Art Feder- und Stützfunktion, welche außerdem auch auf die Bandscheiben zurückgeht.

Die Hauptfunktion der Rückenmuskulatur ist es, den Körperstamm, bestehend aus der gesamten Wirbelsäule, dem Brustkorb (Thorax) und dem Becken (Pelvis) zu stabilisieren.  Gegenspieler der Rückenmuskeln sind die Bauchmuskeln, welche die Rückenmuskeln beim Bewegen und vor allem auch bei der aktiven Aufrichtung des Rumpfes unterstützen.

Aus flachen Muskeln besteht die oberflächliche Schicht der Rückenmuskulatur und kann in zwei Teile unterteilt werden:

  1. M. latissimus dorsi (breiter Rückenmuskel), welcher am Becken entspringt und bis in den Thorax reicht. Dieser ist für das Heben und Senken sowie für das Innenrotieren der Arme zuständig.
  2. M. trapezius (Kapuzenmuskel), welcher am Schultergürtel seinen Ursprung findet und bis an den Hinterkopf reicht. Der Muskel wird im deutschen „Kapuzenmuskel“ genannt, da dieser am Hinterkopf wie eine Kapuze ansetzt. Seine Aufgabe besteht darin, die Flexibilität der Schulterblätter und des Schultergürtels zu gewährleisten.

Abb.8

Den Muskel mit der größten Muskelmasse bildet der M. erector, welcher sich rechts und links neben der Wirbelsäule erstreckt. Seine wichtigste Funktion ist die Rotation und Kontrolle von Flexion und Lateralflexion (vgl. Tortora, Derrickson, 2008), wie auch das Strecken (Dorsalextension) der Wirbelsäule und das Aufrichten des Rumpfes. Der M. erector besteht aus weiteren verschieden langen Muskeln und bildet ein Geflecht (vgl. Staudinger, Sarikas, 2013).


4. „Use it or loose it“, die schmerzhaften Folgen der krummen Körperhaltung

Rückenschmerzen - eine der häufigsten und vielseitigsten Symptomatiken unserer heutigen Gesellschaft. Man sollte meinen es betrifft nur Erwachsene. Sicherlich ist die Häufigkeit mit steigendem Alter auch entsprechend zunehmender, aber die Problematik zeigt sich auch immer mehr im Kinder- und Jugendalter und tendiert zu immer jüngeren Patienten (vgl. Dr. Jürgen Fischer, 2011). Schmerzen im Lendenbereich sowie im Schulter- Nackenbereich und auch Kopfschmerzen sind weit verbreitet. Laut der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts von 2019 leiden unter den 14-17-Jährigen 36% der Mädchen und 25% der Jungen an wiederholt auftretende Rückenschmerzen, 51% der Mädchen und 29% der Jungen an mehrfach auftretenden Kopfschmerzen.

Meistens (ca. 85% aller Rückenschmerzen) handelt es sich um unspezifische Rückenschmerzen (vgl. Sabine Welsch et al., 2019). Das heißt, die Ursache ist nicht organisch und nicht als Krankheitsbild an sich in einem bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRT) feststellbar. Vielmehr handelt es sich entweder um physische Ursachen, wie zum Beispiel ein muskuläres Defizit oder eine muskuläre Dysbalance, Bewegungsmangel, statische Haltungen, ein Trauma oder um psychosoziale Ursachen, wie zum Beispiel Ängste und Sorgen, Depressionen, Stress, Unzufriedenheit, Mobbing. Möglich sind aber auch Wachstumsschmerzen.

 

Hattest du schon mal Rückenschmerzen? Wenn ja, was könnte der Auslöser dafür gewesen sein?


Wir gehen hier in unserem Projekt Kinderrückenschule vorwiegend auf die Fehl- und Überbelastung der Wirbelsäule durch langandauerndes Sitzen und rückenunfreundliches Verhalten im Alltag ein. Eine dadurch bedingte Fehlhaltung oder Haltungsschwäche zeigen 40-60% aller Schulkinder (vgl. Hans-Dieter Kempf, 2011). Sie kann in diesem Alter schon, aber auch als Folgeerscheinung später, Schmerzverursacher sein. Einfach durchzuführen ist der Haltungstest nach Matthiass: Das Kind nimmt eine aktive aufgerichtete Haltung ein und streckt die Arme für 30 Sekunden horizontal nach vorne. Weicht das Kind nicht vom aktiven Stand aus, ist keine Haltungsschwäche vorhanden, falls sich aber Ausweichbewegungen der Wirbelsäule oder/und des Beckens aufzeigen, hat das Kind eine Haltungsschwäche und bedarf der Korrektur und Verbesserung der muskulären Aktivität. 

Abb.9







Bekannteste Haltungsschwäche ist das „Hohlkreuz“ bzw. eine verstärkte Lendenwirbelsäulenlordose. Außerdem gibt es den „Rundrücken“ bzw. eine verstärkte Brustwirbelsäulenkyphose, oder eine Kombination aus beiden, den „Hohlrundrücken“. Des Weiteren gibt es den „Flachrücken“, eine Reduzierung der natürlich geformten Doppel-S Krümmung der Wirbelsäule, was eine verminderte Stoßdämpferfunktion zur Folge hat. Eine Haltungsschwäche äußert sich dadurch, dass sie aktiv in die physiologische, richtige Haltung korrigierbar ist. Dennoch ist diese Fehlhaltung, ursächlich durch die verminderte Leistungsfähigkeit der Muskulatur, für die passiven Strukturen (in den Bändern hängen, falsche Druckbelastung der Bandscheiben) belastend und kann über einen längeren Zeitraum hinweg diese Strukturen beschädigen und schließlich zu einem Haltungsschaden, der nicht mehr korrigierbar und irreversibel ist, führen. Da sich Kinder noch im Wachstum befinden, ist eine Korrektur dieser Haltungsformen besonders wichtig. 

Abb.10

Andere häufige Rückenerkrankungen im Kinder- und Jugendalter sind die Skoliose und Morbus Scheuermann. Sie sind meist schmerzlos, gehen dafür mit Deformierungen der knöchernen Wirbelsäule einher und es entsteht eine typische Haltungsstörung. Die Ursachen sind nicht genau bekannt, evtl. erblich bedingt und müssen ärztlich abgeklärt werden. Diese Erkrankungen profitieren auch von der Rückenschule und erhalten zusätzlich intensive ärztliche und physiotherapeutische Betreuung.

Kennzeichnend für Morbus Scheuermann ist ein irreversibler Rundrücken, der durch eine Störung der Wirbelkörperwachstumsbereiche zur Deformierung in keilförmige Wirbelkörper und Einbrüche der Grund- und Deckplatten entsteht.

Abb.11
Skoliose, eine aktiv nicht korrigierbare Seitenverbiegung der Wirbelsäule mit Verdrehung der Wirbelkörper gegeneinander in unterschiedlich starkem Ausmaß. Es zeigt sich ein typischer Schulter- und Beckenschiefstand und durch die Verdrehung der Wirbelsäule ein Rippenbuckel bzw. Lendenwulst. Die Wachstumsphasen sind für die Therapie entscheidend. Bei sehr starker Ausprägung können sogar innere Organe beeinträchtigt werden. In diesen Fällen ist eine Versorgung mit Korsett oder sogar eine Operation notwendig.

Im Erwachsenenalter können Fehl- und Überbelastung der Wirbelsäule und somit Verschleiß anatomischer Strukturen durch nicht rückengerechtes und inaktives Verhalten schwerwiegende Rückenerkrankungen wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall verursachen. Deshalb sind präventive Maßnahmen wie die Rückenschule sehr bedeutend.

 

Welche Erkrankungen der Wirbelsäule kennst du noch? Bist du selbst davon betroffen oder kennst du nahestehende Personen, die unter solchen Erkrankungen leiden?

 

5. Prävention des Homo „curvus“ – die Rückenschule

Die Rückenschule, das Know-how für ein rückengerechtes Alltagsleben, spielt aufgrund ihrer erläuterten Folgen als wichtige präventive Maßnahme auch schon im Kindesalter eine große Rolle. Hier ist auch ein fächerübergreifendes Projekt (Biologie, Sport, u.a.) zur Erarbeitung des Themas sehr gut umsetzbar. Der Rücken als zentrale Körperachse steht im Mittelpunkt der Rückenschule, dennoch gilt es den gesamten Körper von Kopf bis Fuß zu betrachten (Vgl. Sabine Welsch et al., 2019). Auch den psychosozialen Ursachen wird durch die Verbesserung der Haltung, dem Spaß an der Bewegung entgegengewirkt.

Sie beinhaltet die anatomischen Kenntnisse der Wirbelsäule und ihrer dazugehörigen Strukturen (Muskulatur, Bandscheiben, Bänder) und die Aufklärung über das „richtige“ Sitzen und das rückengerechte Verhalten, das auch Wissen über Bewegung und Entspannung beinhaltet.

Entscheidend ist hierbei auch die Motivation der Kinder und Jugendlichen. Sie ahmen das Verhalten der Erwachsenen nach. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, dass Lehrer und auch Eltern stets ein Vorbild in einem aktiven, rückengerechten Verhalten sind. Außerdem ist eine Verbesserung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, sowie eine Verbesserung von Schulter-Nacken-/Rückenverspannungen oder eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik, falls vorhanden, ein zentrales Motivationsmotiv.

Das Rückenschulprogramm ist durch eine Vielzahl an kindgerechten Übungen anleitbar. Hier wird das allgemeine Hintergrundwissen skizziert.


5.1 Aktiv aufrecht Sitzen

Wie wir im Abschnitt über die Evolution gelernt haben, hat der Mensch sich zur Bipedie und nicht zum Sitzen entwickelt. Dennoch verlangt es unsere Gesellschaft heute im Arbeitsleben und auch in der Schule viele Stunden am Schreibtisch zu sitzen, anstatt unserer Natur der Bewegung zu folgen. Spannend für alle wäre einmal für eine Woche ein Sitzprotokoll (siehe Anhang) auszufüllen und darin festzuhalten, wieviel Zeit man in der Schule oder Arbeit, aber auch in seiner Freizeit (Fernsehen, Computer, Auto, Lesen usw.) sitzend verbringt. Laut WHO ist die Empfehlung sich mindestens eine Stunde täglich körperlich aktiv zu bewegen und die sitzende Zeit so weit wie möglich zu reduzieren. 



Abb.12
„Richtiges“ Sitzen ist nicht das „gerade Hinsitzen“, sondern ein dynamisches Sitzen. Das heißt der Wechsel verschiedener Sitzpositionen, natürlich so physiologisch wie möglich. Dies beinhaltet (auch in anderen Völkern der Erde zu sehen) nicht nur das Sitzen auf einem Stuhl, sondern auch mal in der Hocke, oder auf dem Boden im Schneider- oder Fersensitz. Auch auf dem Stuhl kann man Sitzpositionen variieren: Rückwärts auf dem Stuhl sitzen und seine Arme auf der Lehne ablegen oder angelehnt an die Stuhllehne nach hinten strecken. Für Lehrer ist es wichtig zu wissen, dass ein regelmäßiger Wechsel der Organisationsformen (Gruppen-, Freiarbeit, Sitzkreis als Plenum) automatisch eine Dynamik hervorruft. In Kombination mit kleinen Bewegungseinheiten reduziert das die Belastungen der Wirbelsäule. Eine weitere Möglichkeit für das dynamische Sitzen sind Hilfsmittel wie zum Beispiel ein Keilkissen, ein Ballkissen, oder auch ein Sitzball, aber auch hier ist es immer wichtig die Position zu wechseln. 

Außerdem ist das passende, ergonomische Mobiliar entscheidend. Ein auf die Körpergröße angepasster Stuhl und Arbeitstisch sollten Voraussetzung sein. Man kann diese auch durch einfache Hilfsmittel, wie zum Beispiel ein Keilkissen, bei einem zu niedrigen Stuhl, oder einem dicken Buch oder einer umgedrehten Kiste unter den Füßen, bei einem zu hohen Stuhl, übergangsweise anpassen. Für die Übersicht auf dem Tisch und um den Nacken nicht immer wieder zu Überstrecken, empfiehlt sich ein Pulttisch, alternativ ein Buchständer oder ein liegender Ordner, der die Schräge veranlasst.

Abb.13




 







                 Abb.14
Der aktive, aufgerichtete Sitz:

  • Füße stehen fest am Boden und zeigen leicht nach außen

  • die Kniegelenke sind tiefer als die Hüftgelenke
  • der Po sitzt im vorderen Stuhlbereich und das Becken ist leicht nach vorne gekippt
  • die Brust ist nach vorne oben gestreckt
  • die Schultern sind nach hinten unten gerichtet
  • der Kopf gliedert sich in die von der Seite aus gesehene Achse ein


5.2 Haltung am Arbeitsplatz 

Da der Arbeitsplatz viele Stunden täglich genutzt wird, gilt ihm besondere Beachtung als präventive Schutzmaßnahme. Der Schreibtischstuhl ist ergonomisch und angepasst. Das heißt, die Sitzhöhe ist dann passend, wenn die Oberschenkel im Sitz rechtwinklig zum Oberkörper oder die Oberschenkel leicht zu den Knien abfallend auf dem Stuhl aufliegen. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Bürostuhl verschiedene Sitzvariationen zulässt. Unter dem Schreibtisch ist aufgeräumt und die Beine haben Bewegungsspielraum. Der Schreibtisch selbst ist ebenfalls auf die Körpergröße angepasst. Die Unterarme sollen waagrecht und bequem auf der Tischplatte liegen oder leicht darunter. Optimalerweise ist der Schreibtisch höhenverstellbar, damit man auch mal im Stehen arbeiten kann. Allgemein ist auf ausreichende Beleuchtung zu achten. Eine Platzierung des Schreibtischs vor dem Fenster ist nicht empfehlenswert und durch Lampen eingeworfener Schatten sollte nicht auf die Arbeitsfläche fallen. Der Blick auf den ungefähr 50 cm entfernten Bildschirm muss immer geradeaus und leicht nach unten sein.


Abb.15


5.3 Richtig Bücken, Heben und Tragen 

Das Heben leichter Gegenstände oder auch das Schuhe-binden erfolgt im Einbeinkniestand. Man geht von der Schrittstellung aus mit dem Becken in Richtung Boden und kann so problemlos mit aufgerichteter Wirbelsäule z.B. einen Stift aufheben. Das Heben schwerer Gewichte erfordert die Hocke vor dem aufzunehmenden Gegenstand, der Po ist weit nach hinten geschoben. Die Aufnahme erfolgt so dicht wie möglich am Körper aus den Beinen heraus mit aufgerichteter Wirbelsäule.

Gegenstände sollten immer mit geradem Rücken, nah am Körper getragen werden. Taschen werden vom Gewicht her gleichmäßig in den Armen rechts und links verteilt.

     

Abb.16












5.4 Schulranzen-Check

Abb.17
Der Schulranzen sollte 10-12% des Körpergewichts des Schülers (vgl. Hans-Dieter Kempf, 2011) nicht überschreiten, denn die kindliche Wirbelsäule befindet sich noch im Wachstum. Man könnte hier gleich mit einer Personenwaage einen Check durchführen (siehe Anhang). Schwere Bücher sollten im Ranzen den Platz nah am Rücken finden, leichtere weiter außen. Er sollte täglich neu gepackt werden oder Bücher, die man nicht benötigt, werden in der Schule deponiert, um nicht unnötigen Ballast herum zu tragen. Der Schulranzen an sich sollte ergonomisch geformt sein und auf beiden Schultern getragen werden. Die Schulterriemen werden so angezogen, dass der Schulranzen am Rücken anliegt und den Schüler nicht nach hinten zieht. 

 

5.5 Aktiv werden – der Lagewechsel

Außerdem ist wichtig zu wissen, dass ein Lagewechsel auch bei Schulaufgaben z.B. Lesen in Bauchlage oder auch das Vokabeln lernen im Gehen oder auch der Wechsel zur Arbeit im Stehen (Stehpult) gut umsetzbar und rückenschonender ist. Wenn die Konzentration einmal nachlässt, hilft es eine kurze aktive oder entspannende Pause einzulegen.  

Abb.18
       


Bewegung ist das A und O der Rückenschule. Über anatomische Grundlagen und rückengerechtes Verhalten wurde nun aufgeklärt. Allgemein ist jede Art von Bewegung wichtig für die Schüler zur Kräftigung, Verbesserung der Ausdauer und Beweglichkeit, der Förderung von Koordination und Körperbalance, der Entspannungsfähigkeit UND somit präventive Vorsorge für Haltungsschäden und Folgeerkrankungen. Deshalb sollte die Freizeitgestaltung immer aktiv sein. Die Kinder und Jugendlichen müssen motiviert und unterstützt werden den Schulweg zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nehmen, die „Verhäuslichung“ mit Fernsehen, Handy und Computer zu reduzieren und sich lieber (draußen) mit Sport und Bewegung zu beschäftigen. Ein aktiver Wochenendausflug mit Eltern oder Freunden bringt zudem noch Spaß und Freude. Einfacher gesagt als getan, Vorbildfunktion bleiben wir Erwachsenen!


Abb.19





Reflektiere dich selbst: Wie fehlerhaft ist deine Haltung am Arbeitsplatz? Gehst du in die Knie, um beim Heben deinen Rücken zu schonen?


 

5.6 Sitzprotokoll                                 

Datum:                                          Name:

 

MONTAG

DIENSTAG

MITTWOCH

DONNERSTAG

FREITAG

Frühstück

 

 

 

 

 

Schulweg    (hin und zurück)

 

 

 

 

 

Unterrichtszeit

 

 

 

 

 

Mittagessen

 

 

 

 

 

Hausaufgaben

 

 

 

 

 

Freizeit:

Hobby, Fernsehen, Computer, Handy, Lesen

 

 

 

 

 

Abendessen

 

 

 

 

 

Gesamte Sitzzeit

 

 

 

 

 

 

5.6 Schulranzen-Check

 

Ich wiege ______ kg und mein gepackter Schulranzen _____ kg.

Das sind ______ % meines Körpergewichts.


Der Schulranzen ist somit vom Gewicht her richtig ◯.          

                                                                zu schwer ◯.

 


Hast du schon mal was von der Rückenschule gehört? Für wie sinnvoll hältst du die Inhalte der Rückenschule für Kinder und Jugendliche?

 


6. (Rücken) - SCHULE, warum ist es wichtig in der Schule über Rückenübungen zu sprechen

Jeder kann von Rückenschmerzen betroffen sein. In vielen Fällen spielt das Alter keine Rolle, daher wäre es nur von Vorteil, sich schon früh für die Gesundheit des Rückens einzusetzen. Ein sitzender Lebensstil hat Folgen für die Gesundheit. Er führt auch unter anderem zu Übergewicht und vielen chronischen Erkrankungen.  Die durchschnittliche Sitzzeit liegt bei Kindern und Jugendlichen unter der Woche bei rund 10,5 und am Wochenende bei mehr als 7,5 Stunden pro Tag mit jeweils steigender Tendenz je Klassenstufe. Daher wäre es wichtig den Schulalltag, außerhalb vom Sportunterricht, etwas bewegungshaltiger zu gestalten. Aufgrund von der Schwäche der Bauchmuskeln, den Hüft- und Oberschenkelmuskeln und deren mangelnde Dehnfähigkeit, können Becken und Wirbelsäule sich oft nicht mehr richtig stützen und aufrichten. Dadurch kommt es im Laufe der Zeit zu einer Haltungsschwäche. 

Abb.20
Je früher Haltungsprobleme erkannt werden, umso besser lassen sich schwere Haltungsschäden durch die gezielte Rückenschule vorbeugen.  Im Vorschulalter ist es schwierig eindeutig eine Haltungsschwäche zu erkennen, da das Becken mit ca. drei Jahren noch eine leichte Neigung nach vorne hat. Erst im Alter von ca. sechs Jahren richtet sich das Becken und die Wirbelsäule auf, um ihre funktionale Doppel-S-Form zu erhalten. Daher ist es wichtig im Alter von sechs bis zwölf Jahren auf die Körperhaltung der Kinder zu achten. Das entspricht dem Grundschulalter bis hin zur weiterführenden Schule. 

Hierbei wird nicht nur Wert auf die Sensibilisierung von Schüler und Schülerinnen in Bezug auf ihre Gesundheit gelegt, sondern es wird dabei der Fokus noch indirekt oder direkt auf andere didaktische Aspekte gelenkt. Wie zum Beispiel folgende Punkte:

  • Förderung der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen auf der Basis der anlage- und Umfeld bedingten Voraussetzungen sowie der erziehungs- und lernbedingten Möglichkeiten.
  • Förderung und Entwicklung der sozialen Fähigkeiten, des sozialen Verhaltens und Handelns.
  • Pädagogisch orientierte Bewältigung der Leistungsproblematik im Zusammenhang mit der Entwicklung einer kritischen und selbstkritischen Leistungsbereitschaft und eines entsprechenden Leistungsverhaltens.
  • Stärkung des Ichs und des Selbstbewusstseins über Erfolgserlebnisse
  • Förderung des körperlichen, seelischen, emotionalen und sozialen Wohlbefindens und somit der Gesundheit. Aneignung von Fähigkeit und Kompetenz zu einer gesunden Lebensführung. Dadurch wird auch eine Eigenverantwortung in diesem Bereich aufgebaut.
  • Einstellungen, Wertehaltungen und sinnvolle Motive im Hinblick auf sportliches Verhalten vermitteln. Dadurch wird ein Aufbau einer intrinsischen Motivation begünstigt.

                  

6.1 Kompetenz in und mit der Rückenschule

Kompetenzen sind entweder verfügbar oder können erlernbare Fähigkeiten und Fertigkeiten sein. Sie dienen der Problemlösung in Bezug auf motivationale, soziale Bereitschaften und Fähigkeiten. 

Abb.21



6.2 Der Bildungsplan zeigt Rückgrat

Das Thema Bewegungsapparat ist im Bildungsplan Baden-Württemberg 2016 Biologie in Klasse 7/8/9 verankert. Unter “3.2.2.1 Körperbau und Bewegung“ sind folgende Kompetenzen in Bezug auf den Bewegungsapparat formuliert: “ (1) Die Schülerinnen und Schüler können den Bau und die Funktion des Skeletts anhand von Modellen beschreiben (G) / erläutern, z.B. Wirbelsäule, Fußgewölbe oder Gelenke. (M) (E). (2) Die Schülerinnen und Schüler können Maßnahmen zur Vermeidung von Haltungsschäden, z.B. Heben, Tragen, Sitzen nennen und durchführen (G) / durchführen und begründen (M) (E). (3) Die Schülerinnen und Schüler können das Zusammenwirken von Muskulatur, Knochen und Gelenken bei der Bewegung beschreiben (G) / anhand eines Modells (Gegenspielerprinzip) beschreiben (M) (E).“


6.3 Kompetente Haltung der Lehrperson in der Rückenschule

Wichtig ist es die Fachkompetenz in den Bereichen der theoretischen Kenntnis und der praktischen Anwendbarkeit zu besitzen. Dazu zählen unter anderem auch die körperliche Beweglichkeit und die Bewegungsfertigkeit.
Die Methodenkompetenz in den Bereichen der Kreativität, Lernbereitschaft und des vernetzten Denkens spielen auch da eine Rolle. In diesem Fall reicht nur die Theorie nicht aus, da die Lehrkraft selbst als Vorbild fungiert und das Gelernte auch vorführen muss.
Ein anderer Kompetenzbereich, der auch abgedeckt werden könnte, wäre die Sozialkompetenz. Diese beinhaltet die Kommunikationsfähigkeit, die Konfliktfähigkeit und die Kooperationsfähigkeit.

Ein wichtiger Punkt stellt auch die Selbstkompetenz der Lehrkraft dar. Diese besteht unter anderem aus der Leistungsbereitschaft, dem Engagement, der Motivation, der Flexibilität, der Kreativität, der Ausdauer und der Zuverlässigkeit.


6.4 Leitgedanken zum Kompetenzerwerb in Bezug auf die Rückenschule im Biologie Unterricht

Prävention und Gesundheitsförderung (PG)

Hiermit wird die Gesundheitsförderung im Sinne von der Prävention von gesundheitsschädlichem Verhalten, sondern auch die Stärkung von Resilienz gemeint.

Durch die Einführung der Rückenschule werden Haltungsschäden präventiv vermieden, da die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie durch Übungen bewusster Ihren Körper wahrnehmen und mehr auf ihre Haltung achten können. Sie bekommen ein Gespür für richtige Haltung vermittelt.

 

6.4.1 Erkenntnisgewinnung

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage sich mit Fragestellungen auseinander zu setzten und diese auch mit Hilfe von fachspezifischen Methoden zu bearbeiten und zu erklären.

In Bezug auf die Rückenschule:
Hier können sich Schülerinnen und Schüler mit der Frage der Wichtigkeit des Rückenapparates auseinandersetzen. Diese erlangen sie mithilfe von verschiedenen Modellen des Knochenbaus und der Muskulatur und können sie als Struktur- und Funktionsmodelle zur Veranschaulichung anwenden oder auch selbst ein Modell zur Erklärung eines Sachverhalts entwickeln und gegebenenfalls modifizieren. Bei Fragen von Funktionen und Mechanismen am menschlichen Körper (hier liegt der Fokus auf dem Rücken) die Wechselwirkungen mithilfe von Modellen erklärt werden. Durch die Anwendungen von Modellen kann auch die Aussagekraft von Ihnen von Schülerinnen und Schülern beurteilt werden

 

6.4.2 Kommunikation

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage mit Hilfe von verschiedenen Quellen aus der Fragestellung Informationen zu beschaffen und sich darüber hinaus auch im Austausch mit anderen Schülerinnen und Schülern, über die Ergebnisse auszutauschen. Biologische Sachverhalte stellen sie mit geeigneten Präsentationstechniken und ‑Medien dar. Sie können fachbezogenes Feedback geben und mit Kritik umgehen.

In Bezug auf die Rückenschule:
Schülerinnen und Schüler lernen den Umgang mit Quellen. Wie sie wichtige Informationen herausarbeiten und diese miteinander vergleichen. Hierbei wird auch die Kommunikation gefördert und die Vertretung des eigenen Wissenstandes. Darüber hinaus werden durch verschiedene Hilfsmittel auch die Medienkompetenz gestärkt und geschult. Durch die Feedbackrunde lernen Schülerinnen und Schüler sich mit ihren Stärken und Schwächen auseinander zu setzen und können diese auch reflektieren und Verbesserung anstreben.

 

6.4.3 Bewertung

Das erworbene Fachwissen der Schülerinnen und Schüler ermöglicht ihnen die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Themen zu realisieren. Dies führt dazu, dass sie ein multiperspektivisches Denken erlangen, welches ihnen dabei hilft, unterschiedliche Standpunkte begründen zu können und diese dann auch zu bewerten.

In Bezug auf die Rückenschule:
Bei unserem Thema führt es dazu, dass die Schülerinnen und Schüler erkennen, wie wichtig die Rückenschule im Alltagsleben ist und welche Konsequenzen es mit sich trägt, dieses Wissen nicht einzusetzen oder umzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler sind auch in der Lage Ihr Fachwissen zu nutzen, um ihren Standpunkt mit Fakten zu vertreten und die Meinung anderer in diesem Sinne zu bewerten.


7. Unterrichtsentwurf

 

Datum: -

Schule/ Klasse: 7

Fach: Biologie

Thema: Wirbelsäule und Vermeidung von Haltungsschäden

 

 

Zeit: - (Doppelstunde)

Schulform: Realschule

Stundenziele:

Die SuS (hier verwendet als Abkürzung für Schülerinnen und Schüler) können die Bestandteile der Wirbelsäule sowie deren Funktion beschreiben.

Die SuS können anhand eines Modells die Auswirkung von Bewegung auf die Bandscheiben erklären.

Die SuS können Methoden nennen, um Haltungsschäden zu vermeiden.
_______________________________________________________________

Zeit

Phase

Lehrer-Schüler-Interaktion

Sozial-form

Medien

Didaktischer
Kommentar

9:10-9:15

Einführung

Lehrkraft begrüßt die Schüler und startet ihre Unterrichtseinheit mit einem Rätsel in Textform, das sie den SuS im Plenum vorliest. Nach dem Vorlesen stellen die SuS Vermutungen auf.

UG

Text: ,,Rätsel Frau Wirbel”

Das Interesse der SuS wird durch das Rätsel geweckt.

Rätsel beinhaltet Bezug zu einer Folge von Haltungsschäden (Bandscheibenvorfall), das im späteren Unterrichtsverlauf aufgelöst wird. Zudem wird bereits vorhandenes Wissen der SuS reaktiviert.

9:15-9:30

Arbeitsphase

SuS bekommen ein Arbeitsblatt ausgeteilt und bearbeiten in Einzelarbeit Aufgabe 1 und 2. Danach tauschen sie sich mit ihrem Nebensitzer leise aus.

EA, PA

Arbeitsblatt ,,Die Wirbelsäule”

Arbeitsphase und Sicherung verfolgen die “Think-Pair-Share-Methode“. Dadurch haben auch introvertierte SuS die Möglichkeit, sich mit einem anderen Mitschüler über das Thema zu unterhalten und Sicherheit zu gewinnen, bevor die Lösungen in der Klasse besprochen werden.

In den Aufgaben erarbeiten die SuS die groben Bestandteile der Wirbelsäule und deren Funktion.

9:30-9:35

Sicherung

Im Plenum werden die Ergebnisse der SuS von der Lehrkraft gesichert. Die Lehrkraft ruft die SuS auf ihre Ergebnisse vorzutragen und schreibt diese unter dem Visualizer mit bzw. korrigiert Fehler.

UG

Visualizer, Beamer, Arbeitsblatt ,,Die Wirbelsäule”

Alternativ kann man auch schülerzentrierter arbeiten und ein gutes Schülerergebnis unter den Visualizer legen.

9:35-9:55

Versuch

Die SuS werden gebeten mit ihrem Sitznachbar eine Kleingruppe zu bilden. Die Lehrkraft teilt ein Arbeitsblatt mit einem Versuch aus, den die SuS durchführen sollen. Die Materialien holen die SuS vom Lehrerpult ab.

PA

Holzscheiben, Schaumstoffscheiben, Holzstab, Arbeitsblatt ,,Versuch: Bau einer Wirbelsäule

Bei diesem Versuch stellen die SuS ein vereinfachtes Modell einer Wirbelsäule her, damit sie die wichtigsten Bestandteile nochmals veranschaulichen können und die richtigen Fachbegriffe zuordnen. Zudem ist so auch die Bewegung und Beweglichkeit der Wirbelsäule nachvollziehbar.

è Falls noch Zeit vorhanden ist, kann man eine kurze Modellkritik einplanen.

9:55-10:10

Pause

-

-

-

Lehrkraft kann in der Pause die Stationen für die Stationsarbeit vorbereiten.

10:10-10:20

 Transfer

Lehrkraft projiziert zwei Bilder an die Wand, eine gesunde Wirbelsäule und die Wirbelsäule der Person aus dem Rätsel. SuS erklären, welche Unterschiede zu erkennen sind und stellen Bezüge zum Rätsel her.

UG

Visualizer, Beamer, IPad, Arbeitsblatt ,,Frau Wirbel`s Ergebnis vom Arzt”

Auflösung des Rätsels: Es handelt sich bei Frau Wirbel um einen Bandscheibenvorfall.

Die SuS sollen nun eine Folge von Haltungsschäden veranschaulicht bekommen im Vergleich zu einer gesunden Wirbelsäule. Zudem soll das Bild von Frau Wirbel auch Rückschlüsse auf ihre Beschwerden werfen, die SuS miteinander verbinden sollen. Aufgestellte Hypothesen aus der Einführung werden überprüft.

10:20-10:50

Stationsarbeit

SuS bilden mit ihrem Nebensitzer eine Kleingruppe. Die Kleingruppen verteilen sich regelmäßig auf die vier Stationen und führen die Arbeitsaufträge durch. Die Kleingruppen wechseln nachdem sie an den jeweiligen Stationen die Arbeitsaufträge erledigt haben die Stationen. Nicht fertige Arbeitsaufträge sind Hausaufgaben für die nächste Stunde.

PA

Arbeitsblätter für Stationen 1-4, zwei Wasserflaschen, zwei Taschen

Die einzelnen Stationen stellen den SuS Möglichkeiten vor, Haltungsschäden wie bspw. bei Frau Wirbel zu vermeiden. Zudem sollen sie in Station 4 ihr Bewegungs- und Sitzverhalten reflektieren und möglichst verbessern.

10:50-10:55

Sicherung

Im Plenum fragt die Lehrkraft die SuS, was sie nun Frau Wirbel raten würden, zukünftig zu ändern. Die SuS sammeln Ideen und schlagen diese vor.

UG

-

Hier wird wieder Bezug zur Einführung genommen. Zudem reflektieren sie ihre Arbeitsergebnisse der Stationsarbeit und bauen diese theoretisch in einen Alltag hinein.

Im Anhang befinden sich die Materialien für die Unterrichtsskizze (siehe 10.)

 


Wie würdest du eine Unterrichtsstunde zum Thema Haltungsschäden und Prävention entwerfen? Reicht eine überwiegend theoretische Aufarbeitung oder könnte man noch mehr Praxis mit einbeziehen?



8. Gesundheitsförderung in der Schule: Methoden für gesundheitliche Themen

Langfristig schwere Folgen oder Schäden von Fehlhaltungen und wenig Bewegung, wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall, sind für Schülerinnen und Schüler meist noch kein Thema in ihrem Alltag und haben eine geringere Abschreckungsquote. Kinder und Jugendliche leben im Hier und Jetzt und sind meist gegenwartsorientiert, was es erschwert, Risiken und Folgeschäden vom rückenunfreundlichen Alltag näher zu bringen. Auch wenn langfristige Risiken bereits bekannt sind, entscheiden sich Jugendliche meist für bequeme Alternativen, bei denen die Befriedigung im Vordergrund steht. Außerdem können Abschreckungsmaßnahmen Angst und negative Gefühle hervorrufen, die keine positive Veränderung in ihrem Alltag verspricht und die Jugendlichen und Kinder meist emotional blockieren lässt. Dennoch sagen 86,1 % der Jugendlichen, dass Gesundheit einen sehr hohen Stellenwert im Leben hat.

Gesundheit ist also auch für Jugendliche ein wichtiges Thema, dennoch sind Folgeschäden meist zu weit weg. Wie kann man gesundheitliche Inhalte interessant gestalten und Jugendliche zu einem gesundheitsbewussten und gesunden Verhalten leiten?

Ein wichtiger Abschnitt im Unterricht ist die Einführung in das Unterrichtsthema. Hier soll das Interesse geweckt und die Motivation gesteigert werden. Fehlt die intrinsische Motivation, steht es in der Regel schlecht um ein gesünderes Verhalten. Aktuelle Themen oder Diskussionen zu einem gesundheitlichen Thema, Rätsel und auch die Anpassung des Unterrichts an die Interessen der Klassengemeinschaft können für Spannung und Identifikation mit dem Thema im Unterricht sorgen. Aktive Unterrichtssequenzen erhöhen zudem auch die Chance, dass die Schülerinnen und Schüler gesundheitsfördernde Maßnahmen in ihren Alltag einbauen. Beispiele hierfür wären Exkursionen und Erkundungen, Interviews, Versuche und Experimente sowie das Anknüpfen an außerschulische Erfahrungen zu dem Thema. Man könnte einen Experten, wie einen Physiotherapeuten in die Klasse einladen oder eine Physiotherapie besuchen, um der Klasse einen besseren Eindruck vermitteln zu können. Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur den Unterrichtsstoff vor die Nase gesetzt bekommen, Gesundheitsförderung zielt darauf ab, dass man Kompetenzen zur Förderung der Gesundheit erlernt und sein Verhalten selbst auch reflektieren und regulieren kann.

Abb.22

Aber auch außerhalb des Unterrichts setzt Gesundheitsförderung an.

Der Biologieunterricht allein reicht jedoch nicht aus, um die Gesundheit von Jugendlichen zu fördern. Schülerinnen und Schüler verbringen einen Großteil ihres Alltags in der Schule und auf dem Schulhof, weshalb Gesundheitsförderung bereits im Schulalltag ansetzen muss. Das Thema Wirbelsäule und Haltungsschäden kann auch im Sportunterricht thematisiert werden, da hier Raum für viel praktische Methoden gegeben wird. Dies kann mit der entsprechenden Lehrkraft vorher abgesprochen werden. Zudem können Sportaktionen und das Angebot attraktiver AG`s den Schulalltag aktiver gestalten und reines Sitzen von Jugendlichen verhindern. Außerdem ist es wichtig, die Pausen der Schülerinnen und Schüler bewegungsfreundlich zu gestalten. Hier können Angebote wie Bälle, Hoola-Hoop-Reifen oder Sportgeräte eine Lösung für die Bewegungsförderung sein.

Die Rücken von Kindern und Jugendlichen können durch Spinde entlastet werden, in denen sie Bücher und weitere Schulmaterialien verstauen können, die sonst in der Schultasche gelandet wären und den Alltag wortwörtlich unnötig erschweren.

Abb.23
Jedoch fängt Gesundheit nicht mit dem Klingeln zu Stundenbeginn an und hört mit dem Gang vom Schulgelände auf. Wichtig ist es, Eltern der Schülerinnen und Schüler Gesundheitsförderung näher zu bringen, damit auch zuhause ein förderndes Umfeld geschaffen wird. Elternabende oder auch Rundbriefe mit Informationen zu einem gesundheitsfördernden Alltag und Maßnahmen wären ein guter Ansatz, um Gesundheit präventiv und aktiv zu fördern.


9. Homo „curvus“ - unsere Zukunft?

Unser Rücken verleiht uns die Fähigkeit eines aufrechten Ganges, doch ist unser Alltag mittlerweile immer mehr von vielen gekrümmten Sitzstunden bestimmt. Nach einem langen Tag mit viel Zeit im Sitzen fällt es oft schwer die ausreichende Motivation zu finden, um dem dringend nötigen aktiven Bewegungsausgleich nachzukommen. Daher bleibt die Aktivität und Anforderung im Rückenbereich meist aus oder wird falsch und nicht rückenschonend ausgeführt. An diesem Ansatzpunkt sind kleine, kurze alltägliche Übungen der Schlüssel zu einer gesunden und hoffentlich schmerzfreien Zukunft. Die Übungen können, wie gezeigt, einfach in den Schulalltag der Schülerinnen und Schüler eingebaut werden und ihnen somit schon frühzeitig das notwendige Wissen über den Umgang mit der Thematik vermitteln. Aktivere Aufgaben, Bewegungspausen oder den Blick auf die richtige Haltung der Schülerinnen und Schüler, das und noch Vieles mehr kann man leisten, um unsere jungen Generationen vor der Verkümmerung der Körperhaltung frühzeitig zu retten. Es sind die jungen Menschen, nachfolgende Generationen, die vor allem einen Wandel in der Entwicklung hervorrufen können, aber auch die Vorhandenen müssen ihren Beitrag leisten. Denn wenn diese Entwicklung nicht zurück zum „Affen“ am Schreibtisch gehen soll, dann sollte jetzt Rückgrat gezeigt werden. Die stetig sich weiter entwickelnden Technologien werden in Zukunft immer mehr ihren Platz in unserem Leben einnehmen, um dieses „bequemer“ zu gestalten. Fraglich ist nur, inwieweit diese Bequemlichkeit noch gesund ist, wenn man nach und nach „verkümmert“. Die perfekte Grundlage der neuen Art „Homo curvus“.

Der Rücken bzw. die Wirbelsäule des Homo sapiens ist die evolutionäre Entwicklung, welche es zu bewahren gilt. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber ein Blick in die weite Ferne mit einem geraden, aufrechten Rücken ist es wert auf uns und unseren Körper zu achten. Also sollte das Motto jetzt lauten: „Schultern zurück, Brust raus, Hüfte nach vorne und Rücken GERADE“.


10. Anhang

AB 1:---------------------------------------------------------------------------------------


Die Wirbelsäule

Die Wirbelsäule bildet das doppel-s-förmige Achsenskelett des menschlichen Körpers. Sie besteht aus insgesamt 33 Wirbeln, den Bandscheiben und dem Bandapparat. Die Wirbel der Wirbelsäule werden in Halswirbel, Brustwirbel und Lendenwirbel unterteilt. Kreuzwirbel sind zum Kreuzbein verschmolzen, ebenso wie die Steißwirbel zum Steißbein. Letzteres bildet den Abschluss der Wirbelsäule. Die übereinander gelagerten Wirbel bilden den Rückenmarkskanal, in dem das Rückenmark verläuft. Starke Bänder verbinden die Wirbel untereinander. Bandscheiben liegen als federnde Knorpelkissen zwischen den den Wirbeln. 

Aufgabe 1: 

Beschrifte die folgende Abbildung einer Wirbelsäule mithilfe des Textes.

Aufgabe 2: 

Im Text tauchen die beiden Begriffe Bandscheibe und Wirbel auf. Nimm einen roten Stift und male eine Bandscheibe aus, mit einem grünen Stift malst du dann einen Wirbel aus.

 



AB 2:---------------------------------------------------------------------------------------

Frau Wirbel`s Ergebnis vom Arzt

Frau Wirbel bekam von ihrem Arzt ein MRT-Bild ihrer Wirbelsäule (links). Rechts ist ein weiteres MRT-Bild einer anderen Wirbelsäule zu erkennen, die gesund ist. Welche Unterscheide könnt ihr feststellen? Welche Rückschlüsse kann man hierbei auf ihre Beschwerden schließen? 



 TIPP: Achtet auf den Kreis in der linken Abbildung!




AB 3:---------------------------------------------------------------------------------------

Rätsel: Frau Wirbel

Frau Wirbel ist 45 Jahre alt und ist beruflich als Bürokauffrau tätig. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von häufigem Sitzen an ihrem Schreibtisch. Da ihr Arbeitsweg leider so lang ist, dass Frau Wirbel nicht zu Fuß zur Arbeit gehen kann, ist sie auf ihr Auto angewiesen. Insgesamt fährt sie eine halbe Stunde mit dem Auto zur Arbeit. Wenn sie von ihrer Arbeit zurückkommt, geht sie meist etwas einkaufen. Frau Wirbel wohnt im obersten Stock eines Wohnhauses, das leider keinen Aufzug besitzt. Somit muss sie ihre Einkaufstüte selbst in ihre Wohnung tragen. Neben ihrer Arbeit hilft Frau Wirbel momentan ihrem Freund dabei, seine Wohnung auszuräumen und seine neue Wohnung einzurichten. Für Sport bleibt daher meist keine Zeit und Motivation mehr, sodass sie zuhause sonst ihre Zeit vor dem Fernseher oder dem PC verbringt.

Als Frau Wirbel ihrem Freund letztens bei seinem Umzug half, passierte plötzlich etwas. Frau Wirbel hatte starke Rückenschmerzen und ihr rechtes Bein fühlte sich plötzlich ganz pelzig an. Die Schmerzen wurden nicht besser und auch das Bein blieb die nächsten Tage pelzig, woraufhin sie zu ihrem Arzt ging.


Was glaubt ihr, könnte Frau Wirbel haben? Wie kamen die Rückenschmerzen und das pelzige Bein zustande?




AB 4:---------------------------------------------------------------------------------------

Versuch: Bau einer Wirbelsäule




Material:

  • 8 Holzscheiben mit Öse (2cm dick, 5cm Durchmesser, vorgefertigt) 
  • Schaumstoffscheiben (1cm dick, 5cm Durchmesser, vorgefertigt
  • Holzstab

Durchführung:

Ordne die Holz- und Schaumstoffscheiben abwechselnd nacheinander an und stecke den Holzstab durch die Ösen der Holzscheiben. Beginne und ende jeweils mit einer Holzscheibe.

 

Aufgabe 1:

Verbiege dein Modell nun vorsichtig am Holzstab. Beschreibe deine Beobachtungen.

___________________________________________________________________

 __________________________________________________________________

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Aufgabe 2:

Erläutere, welchen Bestandteilen der Wirbelsäule die Schaumstoffscheiben und Holzscheiben entsprechen.

_____________________________________________________

 _____________________________________________________

 _____________________________________________________

 _____________________________________________________

 




 AB 5:---------------------------------------------------------------------------------------


Biologie Klasse 7

Station 1

Wie trage ich richtig? 

Aufgabe 1

Du findest auf dem Tisch zwei Taschen und zwei volle Wasserflaschen.

  • Lege zwei Wasserflaschen in eine Tasche und trage sie mit einer Hand. Halte die Tasche möglichst weit weg vom Körper und laufe durch das Klassenzimmer.
  • Trage nun die Tasche möglichst nah am Körper und laufe erneut durch das Klassenzimmer.

Beschreibe, welche Art des Tragens dir leichter fällt.


Aufgabe 2

Lege nun in beide Taschen jeweils eine Wasserflasche. Nimm nun eine Tasche in die linke und eine in die rechte Hand. Halte beide Taschen möglichst weit vom Körper entfernt und laufe durch das Klassenzimmer.

  • Wiederhole dies erneut, jedoch sollst du die Taschen nun nah am Körper tragen.
  • Beschreibe, welche Art des Tragens dir leichter fällt.




Wie sitze ich richtig?

Welche der vier Arten des Tragens aus Aufgabe 1 und 2 fiel dir am leichtesten? Stelle Regeln für das richtige Tragen von Gegenständen im Alltag auf.

_______________________________________________________________

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_______________________________________________________________

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AB 6:---------------------------------------------------------------------------------------


Biologie Klasse 7

Station 2

Aufgabe 1

In der Abbildung werden drei verschiedene Sitzpositionen dargestellt.

  • Kreuze mit einem roten Stift an, welche Sitzposition deiner natürlichen Sitzposition Zuhause oder in der Schule entspricht
  • Kreuze nun mit einem grünen Stift an, welche Sitzposition deiner Meinung nach am schonendsten für die Wirbelsäule und die Bandscheiben ist.

Tipp: Erinnere dich, wie unsere Wirbelsäule geformt ist.

 

Auf der Rückseite findest du eine Abbildung mit Tipps für Zuhause oder der Schule, wie du richtig sitzen kannst!

_____________________________________________________________

RÜCKSEITE:

 


Wie sitze ich richtig? 

 

 

 

 


AB 7:---------------------------------------------------------------------------------------


Biologie Klasse 7

Station 3


Wie hebe ich richtig?


Aufgabe 1

In der obigen Abbildung siehst du zwei verschiedene Methoden, Dinge hochzuheben. Werde nun aktiv und nimm deinen Schulranzen, um die zwei Übungen durchzuführen.

·     Welche Übung fällt dir am leichtesten, welche am schwersten?

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Aufgabe 2

In der folgenden Abbildung siehst du verschiedene Wirbelsäulenabschnitte, die die Biegung der Wirbelsäule aus der ersten Abbildung widerspiegeln. Welche dieser Abschnitte gehört zu den jeweiligen Übungen? Ordne die beiden Abbildungen 1 und 2 den beiden Methoden aus Aufgabe 1 zu. Nenne, welcher dieser Abschnitte am schonendsten für deine Wirbelsäule ist.



 AB 8:---------------------------------------------------------------------------------------



Biologie Klasse 7

Station 4

Sitzprotokoll 


Aufgabe 1:

Trage in die Tabelle ein, wie viel Zeit du an einem normalen Tag mit den vorgegebenen Aktivitäten im Sitzen verbringst.


Aktivität

 Zeit, die du sitzt 🕒

 

Frühstück

 

 

Schulweg 

 

 

Schulzeit      

 

 

Nachhauseweg   

 

 

Mittagessen    

 

 

Hausaufgaben        

 

 

Fernsehen               

 

 

Lesen                       

 

 

Handy/Computer    

 

 

Hobby                      

 

 

Abendessen            

 

 

--------------------------

 

 

SUMME:

 

 

Aufgabe 2:

Was könntest du ändern, um in deinen Alltag mehr Bewegung einzubringen?

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11. Quellenverzeichnis

11.1.  Literaturquellen:


 

11.2.  Bildverzeichnis:


11.3 Quellen zu den Anhängen Unterrichtsmaterialien:

-        Rätsel Frau Wirbel:

-        Die Wirbelsäule:

  • Bild Wirbelsäule: Nowak R., (2006), Nautilus Biologie 2, München: Bayerischer Schulbuch Verlag

-        Versuch: Bau einer Wirbelsäule:

-        Frau Wirbels Ergebnis vom Arzt:

-        Station 1:

-        Station 2:

-        Station 3:

-        Station 4:

 




Autorinnen des Blogs:

Sabina Müller

Mara Riedel

Carla Butterstein

Stefanie Krech

Nairuz Erwam