Verdrängung einheimischer Tier- und Pflanzenarten durch wissentlich und unwissentlich eingeschleppte Tiere und Pflanzen
Wie stellt man sich einen Alien vor, grün mit Tentakeln, Antennen auf dem Kopf?
Dieser Blog soll die Bedeutung dieses Problems weltweit und speziell in Europa und Deutschland darstellen. Welche Möglichkeiten zur Bekämpfung von IAS bestehen und wie man die Bevölkerung für den Schaden durch IAS sensibilisieren kann. Hier spielt Aufklärung, insbesondere von Schülern und Schülerinnen (SuS) aller Altersklassen eine besondere Rolle. Zudem wollen wir zeigen, dass dieses Thema nicht nur allgemein sehr wichtig ist, sondern auch sehr gut in die Curricula für den Biologieunterricht in allen Schulformen passt.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Ein globales Problem
Ein nationales Problem
Einordnung in die Bildungspläne von Baden-Württemberg
Unterrichtsmaterial
Quellen weiteres Unterrichtsmaterial
Bild- und Informationsquellen
Pdf Version ohne funktionierende Links zu Originalquellen
Definition
Einen sehr guten Überblick bietet die tabellarische Übersicht des Bundesamts für Naturschutz.
Ein globales Problem
(Soweit nicht gesondert gekennzeichnet entstammen alle Informationen und Abbildungen dieses Kapitels dem Review von Pysek et al. 2020: Scientists' warning on invasive alien species)
Stand der Dinge
Die folgende Abbildung zeigt Hotspots und Coldspots der etablierten Alien Spezies aus den Bereichen Pflanzen, Ameisen, Spinnen, Süßwasserfische, Amphibien, Vögel und Säugetiere. Dabei zeigt sich, dass Inseln sowie Küstenregionen Hotspots für das Auftreten von IAS sind. Des Weiteren gibt es eine Korrelation zwischen Anzahl IAS und Bruttonationaleinkommen. Faktoren sind hier Handel, stärkere Urbanisierung und dadurch Bildung von Mikro-Nischen, Tourismus sowie Ziergartenbau und "Haus"-'Tierhandel. Geografisch gesehen sind insbesondere gemäßigte und mediterrane Klimazonen stärker betroffen als trockene und heiße Klimate.
Die meisten invasiven Pflanzenarten in Südafrika, Indien, Kalifornien, Florida, Cuba, Queensland (Australien) und Japan.
Einfuhrwege
- Wissentliches Freisetzen (z.B. Jagd, Fischerei, Haustiere)
- Ausbruch (botanische-, zoologische Gärten, Haustiere)
- Kontaminationen („Unkrautsamen“, Schadinsekten, Pathogene)
- Blinde Passagiere (auf Schiffsrümpfen-Biofouling, Ballastwasser, latente Pathogene in Pflanzen)
- Anthropogene Korridore (z.B. Suez-/Panamakanal)
- Einwanderung von besetzten Gebieten
Die Liste zeigt, dass das Problem häufig selbstgemacht ist, da Vertebraten und Pflanzen meist gewollt eingeführt wurden. Ein paar Beispiele:
- Der Nilbarsch im Victoria See- Kaninchen in Australien
- Sika Hirsche in z.B. Neuseeland, Südafrika, Australien und Europa (Bild links)
- Robinien in Neuseeland, Afrika, Asien, Australien und Europa
Der Einfuhrweg von Invertebraten, Algen, Pilzen erfolgt dementgegen meist ungewollt als Kontaminationen.
Zu den neueren Problemen gehört die Umsiedlung von gefährdetet Arten, um sie vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, da auch dies ein Eingriff in die existierenden Biozönosen darstellt und zu invasiven Verhalten führen kann.
Weiterhin stellen der Zierpflanzenhandel und der wachsende Onlinehandel mit ungewöhnlichen Haustieren einen neuen Zugang für potenzielle invasive Arten dar. Allein in Europa gibt es 54 Mio. Ziervögel, 28 Mio. Kleinsäuger, 14 Mio. Aquarienfische sowie 9 Mio. Reptilien. Neben der Gefahr durch die Haustiere selbst, können Wildfänge auch als Vektoren für Tier- und Humanpathogene dienen.
Kanäle verbinden einst getrennte biogeografische Regionen und ermöglichen die Verbreitung von invasiven Arten. Man geht davon aus, dass 54% (307) der fremden Arten im Mittelmeer über den Suezkanal eingetragen wurden. (Galil et al. 2009: Alien Marine Biota of Europe, in Handbook of Alien Species in Europe). Trotzdem werden weitere Kanäle geplant wie z.B. der umstrittene Nicaragua Kanal.
Das Abschmelzen des arktischen Eises durch den Klimawandel sorgt für eine weitere Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Dadurch wird nicht nur natürliche Migration zwischen den Ozeanen möglich, dies führt auch zu einem vermehrten Schiffsverkehr, z.B. durch Forschungsreisen aber auch Handel und Tourismus und den damit verbundenen Einführungswegen von fremden Spezies.
Einflussfaktoren
Auch der Klimawandel spielt hier eine Rolle. Zwei Beispiele aus dem Reich der Insekten sollen hier genannt sein:
Dynamik
Invasion in geschützte Gebiete
13% der Landfläche sowie 7% der Weltmeere sind geschützte Gebiete, die speziell empfindlich gegenüber Invasionen durch fremde Spezies sind. 2007 identifizierte ein weltweites Programm (global invasive species program, GISP) 487 Naturschutzgebiete, in denen invasive Pflanzen die Biodiversität bedrohen.
Erste Beispiele von invasiven Arten in der Antarktis sind z.B.:
- die lokalen Populationen von Fliegen die sich von den Forschungsstationen auf King George Island (South Shetland Island) ausgebreitet haben.
- die Anwesenheit des Einjährigen Rispengrases Poa annua in der Nähe der Schifffahrtsrouten, welche mit einer statistisch signifikanten Abnahme der beiden nativen Blühpflanzen einhergeht.
Einflüsse auf die Umwelt
IAS können- die Ausrottungsgefahr für native Arten erhöhen
- die genetische Komposition der nativen Population verändern
- Nährstoff-Abfallkreisläufe beeinflussen
- die Hydrologie verändern
Noch vor Jagen, Sammeln und Landwirtschaft stellen IAS die Hauptursache für die Ausrottung von 261 aus 782 Tierarten und 39 von 153 Pflanzenarten dar. Dabei spielen Prädatoren eine größere Rolle als Konkurrenten.
Die folgende Abbildung (aus Doherty et al., 2016: Invasive predators and global biodiversity loss) zeigt die Anzahl gefährdeter (grau) und ausgerotteter (rot) Vögel (B), Säugetiere (M) sowie Reptilien (R) durch invasive Prädatoren. Die Prädatoren sind von links nach rechts: Katze, Nager, Hund, Schwein, indischer Mungo, Rotfuchs und Wiesel.
Einfluss auf das Wohlergehen der Menschen
Eine als Meerwalnus (Bild) bekannte Rippenqualle aus dem Nordatlantik brachte den Sardellenfischfang im Schwarzen Meer zum Erliegen, da sie sich vom gleichen Plankton wie die Sardellen ernährt.
Tamariskensträucher zerstörten Agrarflächen im Südwesten der USA so grundsätzlich, dass sie nicht mehr für die Landwirtschaft zur Verfügung standen.
Der giftige Gestreifte Korallenwels (Plotosus lineatus) sorgt für Verletzungen von Fischern im östlichen Mittelmeer.
Auch Humanpathogene können durch IAS übertragen werden z.B. können Waschbären den Spulwurm Baylisascaris procyonis übertragen. Die aufgenommen Eier schlüpfen im Darm des Fehlwirtes Mensch und können den Darm dann durch die Darmwand verlassen und sich in verschiedenen Geweben niederlassen. (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor: Spulwurmbefall in Hessen)
Instrumente zur Regulation und dem Management
- Identifizierung von IAS und ihre Risikobeurteilung z.B. EICAT (Environmental Impact Classification for Alien Taxa).
- Priorisierung von Maßnahmen zur Verhinderung der Einfuhr von IAS
- Zeitnahes Management von neuen EinfällenEffektives Management der vorhandenen, etablierten IAS
Viele Länder haben Listen Invasiver Arten erstellt und den Import verboten.
Zur Überwachung und Monitoring können Freiwillige aus der Bevölkerung eine große Hilfe sein und neben den wertvollen Daten hat der Prozess der Sensibilisierung der Bevölkerung einen Einfluss auf die Akzeptanz der Maßnahmen für die Biosicherheit. Auf der Homepage des European Alien Species Information Network gibt es eine Übersicht über Bürgerprojekte (Citizen Science Projects on IAS) die nach Ländern sortiert abgerufen werden können. Darunter Projekte zur Beobachtung von z.B. Schmetterlingen, Mücken sowie verschiedene Apps zur Bestimmung und Verortung unterschiedlichster Arten.
Es gibt vermehrt auch Forschungsansätze zur Anwendung von molekulargenetischen Methoden, hierbei tritt jedoch immer das Problem der Akzeptanz gentechnisch veränderter Organismen auf. Beispiele:
Gegenüber dem Enthusiasmus über die Möglichkeiten der Anwendung von gentechnisch vermittelter Kontrolle invasiver Arten stehen jedoch auch Sorgen über potenzielle ungewollte Konsequenzen, z.B. Übertragung durch Kreuzung mit nativen Arten. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem, dass jede invasive fremde Art irgendwo heimisch ist und so wie die Globalisierung für die Einfuhr dieser Arten verantwortlich ist, kann eine Rückkehr der gentechnisch veränderten Arten und somit die Ausrottung in den Ursprungsgebieten nicht ausgeschlossen werden. (persönliche Meinung der Autorin)
Ein nationales Problem
(Soweit nicht gesondert gekennzeichnet entstammen die Informationen in diesem Kapiel den Informationsseiten des WWF und NABU zu invasiven Arten)
In Europa gibt es laut Schätzungen ca. 12000 gebietsfremde Arten, auf nationaler Ebene in Deutschland rund 3000. Nicht jede Art überlebt nach der Einschleppung in ein anderes Gebiet, tut sie das doch und etabliert sich, kann sie mit ihrer Ausbreitung andere Arten, Lebensräume oder Ökosysteme beeinträchtigen und so der biologischen Vielfalt schaden. Diese Arten werden invasiv genannt. In Europa gelten ca. 15% der gebietsfremden Arten als invasiv, in Deutschland sind es mindestens 168.
Um gegen die invasiven Arten vorzugehen, wurde die „Unionsliste“ erstellt. Diese steht jedoch stark in der Diskussion, da die aufgelisteten Arten nur einen Bruchteil der in der Europäischen Union vorkommenden invasiven Arten ausmachen. In der ersten Fassung der Liste von 2016 wurden nur 37 Arten beschrieben. Danach wurden immer wieder ein paar Arten hinzugefügt, bis sich nun seit 2019 66 Arten auf der Liste befinden. (EU-Durchführungsverordnung 2019/1262)
Im Folgenden werden einige für Deutschland relevante invasive Arten vorgestellt:
In Deutschland wird er, abgesehen von der Honigherstellung, nicht als Nutzpflanze angesehen. In den USA, in Wien, sowie in seiner Heimat China wird der Götterbaum als Nahrung für den Ailanthus-Spinner genutzt, der eine haltbarere und günstigere Seide als der Seidenspinner (Bombyx Mori) produziert (Oliver Noffke RBB24).
Bekämpft wird er durch das Herbizid Glyphosat, den Schlauchpilz Verticillium oder durch spezialisierte Rüsselkäfer (AGIN).
Heute befindet er sich auf der schwarzen Liste der invasiven Neophyta der Schweiz und darf auch in Deutschland nicht ohne Genehmigung angepflanzt werden.
Der Riesen-Bärenklau hat unterschiedliche Strategien zur Ausbreitung. Zusätzlich zur Verbreitung der Samen durch den Wind, werden diese auch durch das Wasser und durch unbeabsichtigten Transport, zum Beispiel durch Fahrzeuge der Landwirtschaft verbreitet. Dadurch kann der Riesen-Bärenklau sehr schnell sehr große Flächen besiedeln.
Der Riesen-Bärenklau zeigt neben der Gefahr für die Gesundheit durch die bloße Berührung (Übertragung einer photosensiblen Substanz, die auf der Haut in Verbindung mit Tageslicht große Quaddeln und Blasen hervorruft) auch andere negative Eigenschaften. Zum Beispiel Erosionsgefahr, Sichtbehinderung an Straßenrändern sowie die Bedrohung von seltenen oder gefährdeten Pflanzen.
Jedoch ist der Schaden, den der Riesen-Bärenklau verursacht im Gegensatz zu anderen invasiven Arten eher gering, die Diskussion gegen ihn wird häufig von Emotionen geleitet, da er für den Mensch eine hohe gesundheitliche Gefahr birgt. Bekämpft wird er durch Herbizide, Beweidung oder häufiges Mähen (Gartentipps.com).
Verbreitet sind sie nahezu in ganz Deutschland, aufgrund der klimatischen Bedingungen haben sie das Potenzial sich überall in Europa auszubreiten. Sie wurden mittlerweile auf nahezu allen Kontinenten nachgewiesen und sie werden weiterhin mit Handelsschiffen verbreitet. Das zunehmende Umweltbewusstsein, und die daraus folgende verbesserte Wasserqualität, fördert ihre Verbreitung noch mehr.
Anfangs vermutete man das die Wollhandkrabben in Nahrungskonkurrenz mit Nutzfischen treten würde, dies konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Die einzige Art, mit der die Chinesische Wollhandkrabbe nachweislich konkurriert ist der Kamberkrebs. Bei diesem handelt es sich jedoch ebenfalls um ein Neozoon. Vereinzelt können Ufergebiete aufgrund der Wohnhöhlen einstürzen. Zudem gilt sie als Überträger der Krebspest (Bund für Naturschutz).
Bekämpft werden sie zum einen durch Fressfeinde, wie Aale, Barsche oder Graureiher, zum anderen durch spezielle Fangmaschinen oder per Hand.
Verwertet werden sie dann wie in ihrem Heimatland China als Delikatesse, in der Chitosan-Herstellung (z.B. Nahtmaterial in der Medizin) und bei der Biogas-Produktion (Biologie Seite).
Bisamratte (Ondatra zibethicus):Die Bisamratte (Bild) kommt ursprünglich aus Nordamerika und wurde von einem Fürsten von einer Jagdreise nach Böhmen eingeführt. Von dort breitete sich die Bisamratte in Deutschland und anschließend in ganz Europa aus. Später wurden Bisamratten z.B. nach Übersee transportiert, weitere Aussetzungen führten dazu, dass sie auch Asien besiedelten. Diese weite Ausbreitung wurde durch ihre gute Anpassung, fehlende Fressfeinde, ihre hohe Fortpflanzungsrate, gute klimatische Bedingungen und ihre große Wanderlust begünstigt.
Die Bisamratte ist perfekt an das Leben im Wasser angepasst und gilt in vielen Ländern als wertvolles Nutz- und Zuchttier. Sie gräbt als Unterschlupf Erdbauten oder sogenannte „Bisamburgen“ aus Schilf und anderen Wasserpflanzen. Ihre Ernährung ist fast ausschließlich pflanzlich und eine Bisamratte wird im Schnitt nur drei Jahre alt.
Gejagt werden sie von Fischottern, Füchsen und Uhus besonders aber vom Mink, ebenfalls ein Neozoon.
Heute besteht kaum bis kein Interesse am Pelz des Bisams und manche Länder tolerieren oder schützen die Bisamratte sogar. Seit 2017 steht sie jedoch auf der „Unionsliste“ für invasive Arten.
Viele Invasionsbiologen sind der Ansicht, dass die Bisamratte eine freie oder freigewordene Nische besetzt hat und durch ihre Wühltätigkeit und das Nutzen von Röhricht für ihre Bauten die Biodiversität sogar fördert.
Jedoch gibt es auch ökologische Probleme, die die Bisamratte mit sich bringt. Neben den Fraßschäden die sie verursacht, ist sie auch ein Zwischenwirt für den Fuchsbandwurm. Das Fressen von Muscheln und Krebstieren wird ebenfalls kritisch betrachtet.
Bekämpft wird sie durch Bejagung und den Einsatz von Bakterien als Krankheitserregern (Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten).
Mink oder Amerikanischer Nerz (Neovison vison):Der Mink (Bild) ist ein Raubtier ursprünglich aus Nordamerika. In den 1950er Jahren sind einige Minks aus Pelzfarmen in Europa entlaufen oder wurden freigelassen und haben sich in Europa ausgebreitet (Paul Schöps: Die Anfänge der Pelztierzucht in Europa. In: Die Pelzwirtschaft Heft 1, Januar 1979).
Der Mink benötigt Wasser und ist so an Ufergebiete gebunden. Er lebt tagsüber versteckt in Höhlen und ernährt sich von Hasen, Mäusen, Fröschen, Krebsen und Bisamratten. Gelegentlich erbeuten sie auch Wasservögel und Fische.
Vielerorts haben sie den Europäischen Nerz schon komplett verdrängt, da der Mink deutlich größer und kräftiger ist. Auch auf einige andere Arten übt der Amerikanische Nerz einen starken selektiven Druck aus.
Im Oktober 2020 wurde durch die SARS-CoV-2 Pandemie das Auge der Öffentlichkeit wieder auf die Nerzfarmen, die bis heute existieren, gerichtet. Da die Tiere sich mit dem Virus infiziert hatten, wurden als Folge dessen Massentötungen durchgeführt.
Grundsätzlich wird der Nerz, obwohl er ein Neozoon ist, nicht bekämpft.
Maßnahmen der Europäische Union und Deutschlands gegen invasive Arten
Einordnung des Themas in die Bildungspläne von Baden-Württemberg
“Aufbauend auf die Evolutionstheorie von Darwin können die Schülerinnen und Schüler die Artbildung und die Entstehung von Angepasstheiten mithilfe der synthetischen Evolutionstheorie erklären. Sie verstehen die Biodiversität als genetische Vielfalt, Artenvielfalt und Vielfalt an Ökosystemen. Dabei wird ihnen die Bedeutung der Biodiversität und die besondere Verantwortung des Menschen für deren Erhaltung bewusst.” (3.4.6. Evolution und Genetik)
Die Einordnung in die Basiskompetenzbereiche des Faches Biologie ist insbesondere für die Bereiche System und Entwicklung sehr gut möglich.
System: In der modernen Biologie wird die lebendige Natur systemisch betrachtet als sogenannte „Wissenschaft von den Biosystemen“. Zu den Biosystemen gehören Zelle, Organismus, Ökosystem und Biosphäre. Hier unterscheidet man zwischen mehreren Ebenen. Die Elemente in den Biosystemen stehen miteinander in Wechselbeziehungen und sind abhängig voneinander. Auch die speziellen Eigenschaften von Biosystemen, wie zum Beispiel Stoff- und Energieumwandlungen, Steuerung und Regelung, Informationsverarbeitung, ... stehen in Wechselwirklungen zu dem jeweiligen Ökosystem und ergänzen so insgesamt die Struktur und Funktion.
Entwicklung: In diesem Basiskonzept wird zwischen der Individualentwicklung und der evolutionären Entwicklung unterschieden. Nicht nur Zellen und Organismen verändern sich artspezifisch mit der Zeit, auch Ökosysteme entwickeln sich im Laufe der Zeit und verändern so die Biosphäre. Die Individualentwicklung von Arten und Ökosysteme wird grundlegend durch genetische Anlagen und Umwelteinflüsse gesteuert. Diese Form der Entwicklung, die letztendlich also die gesamte biologische Vielfalt ausmacht, erkennt man auch gut in der Abbildung, in der die Elemente der Biodiversität in einem Dreieck dargestellt sind.
Die Entwicklung der Biosphäre und die Verantwortung der Menschen über die Ökosysteme wird als Unterrichtsmaterial im ersten Material für die Grundschule vorgestellt, indem es um die Vögel in
Neuseeland (interner Link) geht.
Unterrichtsthema „Invasive Arten“
Für das Unterrichtsthema „Invasive Arten“ eignen sich hervorragend Exkursionen (Bild) und Beobachtungen in der Natur, da die SuS so Ökosysteme selbständig entdecken und erkunden können. Dadurch lernen sie bestimmte Lebensräume kennen und können die Vielfalt der Lebewesen dort systematisch einordnen und entsprechende Daten erfassen. Anhand der systematischen Einordnungen ist es den SuS dann möglich, Ordnungskriterien abzuleiten und beispielsweise Nomenklaturen anzuwenden. Auch morphologisch-anatomische Betrachtungen von Lebewesen helfen dabei, Abwandlungen im Grundbauplan von Organismen zu verstehen. Des Weiteren können die SuS durch beispielsweise molekularbiologische Untersuchungen Verwandtschaften zwischen Lebewesen herausfinden und so die Vielfalt und Variabilität in Ökosystemen begreifen (siehe: Exkursionen)
Unterrichtsmaterial
Grundschule (Klasse 2 bis 4)
In der Grundschule ist ein weiteres wichtiges Thema des Sachkundeunterrichts der Themenbereich „Wasser“. Hier kann auch das Thema der Neobiota angeschlossen werden. Das Wasser ist nicht nur für Menschen überlebenswichtig, sondern auch für Tiere und Pflanzen.
In dem kurzen Clip der Tagesschau (20.05.2021) ist zu sehen wie sich Wasserlinsen über einen ganzen See so stark verbreitet haben, dass nun Menschen mit Baggern, Eimern und Sieben probieren diese aus dem See zu entfernen, um ihn als Lebensgrundlage zu erhalten. Die Wasserlinse war dort ursprünglich nicht heimisch.Für Grundschüler/innen ist dies ein guter Übergang, um zu verdeutlichen was invasiv bedeutet und wie invasive Pflanzen unser Ökosystem und unsere Lebensgrundlage, das Wasser, in Anspruch nehmen.
Auch bei älteren SuS, der höheren Klassen, kann dieses Beispiel gezeigt werden, da in diesem Fall auch der Mensch an der starken Verbreitung der Wasserlinsen beteiligt war. Den Wasserlinsen wurde durch falsch abgeleitetes Abwasser eine perfekte Lebensgrundlage geschaffen.
Unterstufe/Mittelstufe (Klasse 5 bis 9)
Mit älteren SuS bietet es sich z.B. an einen Stationenlauf zu gestalten, bei dem sich die SuS größtenteils selbstständig oder in Partnerarbeit mit dem Thema auseinandersetzen. An jeder Station befinden sich verschiedene Informationsmaterialien und Aufgaben, die von den SuS durchgearbeitet werden sollen.
Mögliche Stationen wären zum Beispiel:
Was ist eine biologische Invasion?
Wo gibt es biologische Invasionen?
Wie verlaufen biologische Invasionen ab? – Transportwege?
Alles (k)ein Problem?
Was tun?
Im Folgenden sind Beispiele für Aufgaben, die die SuS während des Stationenlaufs bearbeiten können, gezeigt. (Die Beispiele sind z.T. Ausschnitte aus Arbeitsmaterial des Naturkundemuseums Potsdam: In der Spur des Menschen)
Wo gibt es biologische Invasionen?
Wie verlaufen biologische Invasionen? – Transportwege?
Die SuS können sich eine fremde Spezies heraussuchen und die Verbreitung dieses Tieres oder dieser Pflanze genauer betrachten und in einer Weltkarte die Verbreitung und den Verbreitungsweg farbig unterschiedlich einzeichnen. Auch kann im weiteren Verlauf die Verbreitung weiterverfolgt werden, indem je ein Neobiota für ein Kontinent ausgesucht und in die folgende Tabelle eingetragen wird.
Was kann man tun?
Die SuS sollen sich mit den unterschiedlichen Bekämpfungsmöglichkeiten gegen Neobiota auseinandersetzen.
Oberstufe (Klasse 9-13)
Bestimmung verwandter Arten am Beispiel Staudenknöteriche
Die SuS können z.B. selbst Pflanzenmaterial mitbringen, es wird von der Lehrperson gestellt oder in eine Exkursion integriert. Dieses und das folgende Beispiel entstammen aus KORINA Invasive Neophyten Jahrgangsstufe 9-12.
Wachstumsversuche
An den mitgebrachten Staudenknöterich Proben kann z.B. getestet werden, wie lange ein Staudenknöterich braucht, um wieder zu wurzeln oder wie schnell aus einer Wurzel wieder eine Pflanze wächst. Es können unterschiedliche Nährstoffkonzentrationen, Wassermengen, wenig oder viel Sonnenlicht oder in Erde gepflanzt bzw. Hydrokultur ausprobiert werden. Dies soll den SuS verständlich machen, wieso sich Neophyten teilweise so schnell und invasiv ausbreiten können.
Gesellschaftliche und ethische Betrachtung
Das Thema Invasive Arten bietet vielfältige Möglichkeiten ein aktuelles biologisches Thema gesellschaftspolitisch, bzw. unter ethischen Aspekten zu betrachten. Hier ein paar Anregungen:
- Ist eine "fremde" Natur nicht besser als keine Natur?
- Darf die Menschheit, die selbst den invasivsten Einfluss auf die Natur hat, überhaupt über andere Lebewesen richten?
- Ist es erlaubt eine invasive Spezies auszurotten, um andere Arten zu retten, sind manche Arten mehr wert als andere?
- Ist es ethisch vertretbar genetisch einen Todesfaktor einzubauen
(siehe: Instrumente zur Regulation und dem Management)
Da es in den Klassen für SuS mit einer geistigen Behinderung eine hohe Individualität im Leistungsvermögen der einzelnen SuS gibt, ist es hier eher schwer ein allgemeines Unterrichtsmaterial vorzustellen. Jede/r Schüler/in muss sehr individuell gefördert werden und je nach SuS kann Material aus allen Schularten und Klassenstufen benutzt werden.
Im Allgemeinen sollte das Thema der Neobiota hier jedoch von einem einfacheren Standpunkt aufgenommen werden ähnlich wie bei Grundschulkindern. Zum Beispiel geht man davon aus was passieren kann, wenn Menschen ihre Haustiere aussetzen. Es können zwei Tiere verglichen werden wie zum Beispiel die Katze (als Haustier) und der Waschbär (als wildlebendes Tier). Was sind ihre Unterschiede? Schädlichkeit für die Umwelt, Ausbreitung, Nahrung,… Es kann eine Art Steckbrief zu beiden Tieren erstellt werden mit wenigen knappen Informationen. Danach wird besprochen was passiert, wenn eine Katze von zu Hause wegläuft. Wo bekommt sie ihre Nahrung her? Was passiert, wenn sie Babys bekommt? Wird sie dadurch anderen Tieren schaden?
Weitere Quellen mit Informationen und Materialien zur Unterrichtsgestaltung
Koordinationsstelle invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts:
Methodenheft 9-12
Grundschule:
Grundschule & Sekundarstufe:
https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/neobiota-wie-neue-arten-oekosysteme-veraendern/
Umweltbildungszentrum (UBZ) Steiermark:
Ludwig Maximilians Universität München:https://www.bio.lmu.de/studium/lehrerbildung_lmu/ideenfinder/invasive-arten/index.html
Bild und Informationsquellen
Bildquellen nach Erscheinen:
Bilder, die nicht mit einem Link versehen sind, entstammen Creative Commons Lizenzen ohne Zitierpflicht
Streifenhörnchen:This image was originally posted to Flickr by Frank.Vassen at https://www.flickr.com/photos/42244964@N03/4872136297.
Bemisia tabaci: http://www.scienceimage.csiro.au/image/1357
Flechte: https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/antarktis/die-antarktis/die-flora-der-antarktis
Meerwalnus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meerwalnuss5.jpg
Götterbaum: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:G%C3%B6tterbaum_2011_Ailanthus_altissima_MA.JPG
Riesenbärenklau: https://pixabay.com/de/photos/b%C3%A4renklau-blume-blumen-natur-3511352/
Wollhandkrabbe: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:EriocheirSinensis5.jpg
Bisamratte: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Verbreitungsgebiet_Bisamratten.jpg
Mink: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kunawodna3.JPG
Diversitätsdreieck: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Elements-of-biodiversity.png
Ekursionsbild: https://gym-pw.de/leben/fahrten/exkursionen/%20Informationsquellen nach Erscheinen:
Blackburn et al., 2019: Alien versus native species as drivers of recent extinctions doi.org/10.1111/brv.12627
Tabelle Definition: https://www.umwelt-im-unterricht.de/fileadmin/user_upload/2017_TdW_KW_22/uebersicht_bfn_flora_fauna_einheimische_und_gebietsfremde_arten.pdf
Pysek et al. 2020: Scientists' warning on invasive alien species doi.org/10.1002/fee.2020
Roques, 2009: Species Accounts of 100 of the Most Invasive Alien Species in Europe, Handbook of Alien Species in Europe, Springer Series in Invasion Ecology
Datenblatt Bemisia tabaci: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/bemisia-tabaci.html
Seebens et al., 2020: Projecting the continental accumulation of alien species through to 2050 doi.org/10.1111/gcb.15333
Antarktis aus Rößiger, 2020: https://www.spektrum.de/news/menschen-schleppen-invasive-arten-in-die-antarktis-ein/1718546
Doherty et al., 2016: Invasive predators and global biodiversity loss doi.org/10.1073/pnas.1602480113
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor: https://lhl.hessen.de/veterin%C3%A4rmedizin/spulwurmbefall-baylisascaris-procyonis-beim-waschb%C3%A4r-hessen
Citizen Science Projects on IAS: https://easin.jrc.ec.europa.eu/easin/CitizenScience/Projects
Spektrum Video: Gene zum Schweigen gebracht: https://www.youtube.com/watch?v=cL-IZnpY6Qg
Neuseeland threatened species strategy: https://www.doc.govt.nz/contentassets/97142dceee6b4f0e95a625ab4fa58dfc/threatened-species-strategy-draft.pdf
Australien threatened species strategy: https://www.environment.gov.au/biodiversity/threatened/publications/strategy-home
Info Seite WWF: https://www.wwf.de/themen-projekte/biologische-vielfalt/invasive-arten-gefahren-der-biologischen-einwanderung
Info Seite NABU: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/invasive-arten/unionsliste.html
AGIN: https://www.dora.lib4ri.ch/wsl/islandora/object/wsl%3A24686/datastream/PDF/Knüsel-2020-Der_Götterbaum_in_der_Schweiz.-%28published_version%29.pdf
Gartentipps.com: https://www.gartentipps.com/riesen-baerenklau-erkennen-und-bekaempfen-so-schuetzen-sie-sich-vor-der-giftigen-pflanze.html
Bund für Naturschutz: neobiota.bfn.de
Biologie Seite: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Chinesische_Wollhandkrabbe
Anfrage zur Bisamratte: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/QQD14-2614.pdf#page=2
Bundesamt für Naturschutz zum Management Handbuch: https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse/2016/barrierefrei_Hintergrundinformation_Management-Handbuch_gebietsfremde_Arten_Jessel_barrierefrei.pdf
Bildungspläne Baden Württemberg 2016: https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite
Bestimmungshilfe: https://www.globe-swiss.ch/files/Downloads/160/Download/Bestimmungshilfe%20Invasive%20Neophyten.pdf
WELT Nachrichtensender Bärenklau: https://www.youtube.com/watch?v=lqeSnXxmlIU
Kieler Nachrichten Bärenklau: https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Schoen-und-gefaehrlich-Warnung-vor-dem-Riesenbaerenklau
Tagesschau Titicacasee: https://www.instagram.com/p/CPGitY9pStx/?utm_medium=copy_link
Hallo zusammen,
AntwortenLöschenich habe eine Frage ab wann gelten invasive Arten als invasiv? Als Beispiel: ich habe neulich gelesen, dass es in den USA inzwischen mehr Tiger in Gefangenschaft gibt, als in freier Wildbahn. Sind Tiger in den USA jetzt also auch schon eine invasive Art oder zählen sie nicht dazu, da sie ja in Gefangenschaft gehalten werden?
Viele Grüße Lotta
Hallo Lotta,
Löschenso lange die Tiere in Gefangenschaft leben sind sie nicht invasiv. Wenn diese Tiger sich jetzt jedoch befreien könnten und damit z.B in Konkurrenz zum Puma treten würden, bzw. den Fortbestand irgendwelcher heimischer Beutetiere bedrohen würden, dann würden sie als invasiv gelten. Das heißst, als invasiv gelten immer die fremden Pflanzen/Tiere/Mikroorganismen die sich in Freiheit vermehren und dabei andere heimische Arten entweder durch Konkurrenz, oder als Jäger, bzw. Krankheiten (wie das Ulmensterben hervorgerufen durch einen invasiven Pilz)bedrohen.
Ich hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen.
Beste Grüße,
Sabine
Sehr informativer Beitrag!
AntwortenLöschenHallo, ich finde euren Blog-Beitrag sehr interessant und lesenswert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Torben
Guten Morgen,
AntwortenLöschenIch fand es spannend zu erfahren, wie viele Tier- und Pflanzenarten mittlerweile invasiv nach Deutschland gekommen sind. Auch die Tatsache, dass wir Menschen mit die Hauptauslöser für solche Invasionen sind, hat mich erschrocken. Mich hat die Invasionskarte zu Anfangs des Blogs sehr angesprochen, weil man so eine gute geographische Veranschaulichung bekommen hat. Noch besser hätte ich es aber gefunden, mehr solcher Karten zu den einzelnen invasiven Tierarten anschauen zu können, um einen detaillierteren Überblick zu bekommen.
Ich habe noch die Frage, wie es beispielsweise mit Arten aussieht, die hier ja auch als heimisch angesehen werden, wie zum Beispiel die Kartoffel. Ursprünglich kommt diese ja aus Südamerika. Kann man in dem Fall noch von einer Invasion sprechen?
Liebe Grüße
Hallo,
LöschenVielen Dank für deinen Kommentar. Uns hat das Thema auch sehr beeindruckt und unsere Rolle als Menschen bei dieser Problematik ist tatsächlich sehr erschreckend.
Den Kritikpunkt, den du angesprochen hast, mit mehreren kleineren Karten zu einzelnen invasiven Tierarten zu arbeiten, finde ich sehr hilfreich. Das ist eine gute Idee, um noch genauere geographische Aussagen über das Thema tätigen zu können. Leider findet man solche genauen Karten nicht so einfach bei Recherchearbeiten. Aber ich werde mich selber mal schlau machen, wie man an solche Informationen und Forschungsergebnisse. herankommt.
Zu deiner Frage nach den Kartoffelpflanzen kann ich dir folgendes sagen: Kartoffeln, wie auch Mais und Tomaten zählen zu den Neophyten, also den Arten, die erst seit der Entdeckung Amerikas 1492 bei uns angesiedelt wurden.
Gemeint sind also Pflanzen, die in Europa nicht immer heimisch waren. Diese Pflanzen kamen erst mit der Entdeckung der neuen Welt, also etwa ab dem 16. Jahrhundert nach Europa. Viele dieser Pflanzen wurden unbeabsichtigt über die Handelswege als Samen eingeschleppt. Übrigens sind 20 Prozent aller Neophyten landwirtschaftliche Nutzpflanzen.
Ich hoffe diese Informationen helfen Dir weiter.
Liebe Grüße
Rosi Carstensen
Hallo, ich finde das Thema sehr interessant und habe mir Gedanken darüber gemacht, wie man diese Problematik gesellschaftspolitisch, bzw. unter ethischen Aspekten betrachten könnte. Zu eurer Frage, ob eine "fremde" Natur nicht besser als keine Natur ist? Würde ich sagen, dass diese Frage sehr schwer einzuschätzen ist, da wir schon seit unserer Geburt in einer „fremden“ Natur leben, eben durch die invasiven Arten. Grundsätzlich denke ich, dass jede Form und Art einer Natur besser ist, als gar keine Natur zu haben. Allerdings muss man auch beachten, dass gerade die Vielfalt eine gelebte Natur ausmacht und deswegen unbedingt vor Reduzierung durch invasive Arten bewahrt werden sollte.
AntwortenLöschenViele Grüße
Kai
Hallo Kai,
Löschenda stimme ich Dir auf jeden Fall zu! Ich denke auch, dass es auf jeden Fall eine schwere Frage ist. Aber vielleicht betrachtet man diese Frage auch noch einmal aus einer anderen Perspektive.. Diese Reduzierung, von der du schreibst, erscheint für mich auf den ersten Blick etwas widersprüchlich, da diese ja im Augenblick von ganz alleine passiert... Die fremden Arten verdrängen heimische Arten und reduzieren so die Vielfalt in der Natur. Greifen wir Menschen jetzt aktiv in dieses Geschehen ein, reduzieren wir ja genauso, da wir bestimmte Arten zurückdrängen. Ist das der richtige Weg?
Jetzt kann man sich außerdem die Frage stellen, ob es überhaupt in unserer Hand liegt, invasive Spezies zu reduzieren, also auszurotten. Wer oder was gibt uns denn das Recht zu entscheiden, welche Tier- oder Pflanzenarten mehr wert sind, als andere? Letztendlich sind wir Menschen auch nichts anderes, als eine Spezies neben vielen anderen...
Natürlich sind diese Gedankengänge jetzt sehr weit hergeholt und ich verstehe deine Überlegungen, die du formuliert hast, aber gleichzeitig denke ich auch, dass dieses Thema philosophisch/ethisch betrachtet noch viel tiefgründiger geht, als es auf dem ersten Blick erscheint und eine Menge Diskussionsbedarf mit sich bringt.
Vielen Dank Dir auf jeden Fall für das Einbringen dieser spannenden Aspekte unter diesem Beitrag.
Liebe Grüße
Rosi Carstensen
Hallo Kai,
AntwortenLöschenda stimme ich Dir auf jeden Fall zu! Ich denke auch, dass es auf jeden Fall eine schwere Frage ist. Aber vielleicht betrachtet man diese Frage auch noch einmal aus einer anderen Perspektive.. Diese Reduzierung, von der du schreibst, erscheint für mich auf den ersten Blick etwas widersprüchlich, da diese ja im Augenblick von ganz alleine passiert... Die fremden Arten verdrängen heimische Arten und reduzieren so die Vielfalt in der Natur. Greifen wir Menschen jetzt aktiv in dieses Geschehen ein, reduzieren wir ja genauso, da wir bestimmte Arten zurückdrängen. Ist das der richtige Weg?
Jetzt kann man sich außerdem die Frage stellen, ob es überhaupt in unserer Hand liegt, invasive Spezies zu reduzieren, also auszurotten. Wer oder was gibt uns denn das Recht zu entscheiden, welche Tier- oder Pflanzenarten mehr wert sind, als andere? Letztendlich sind wir Menschen auch nichts anderes, als eine Spezies neben vielen anderen...
Natürlich sind diese Gedankengänge jetzt sehr weit hergeholt und ich verstehe deine Überlegungen, die du formuliert hast, aber gleichzeitig denke ich auch, dass dieses Thema philosophisch/ethisch betrachtet noch viel tiefgründiger geht, als es auf dem ersten Blick erscheint und eine Menge Diskussionsbedarf mit sich bringt.
Vielen Dank Dir auf jeden Fall für das Einbringen dieser spannenden Aspekte unter diesem Beitrag.
Liebe Grüße
Rosi Carstensen
Liebe Alien-Gruppe,
AntwortenLöscheneuer Titel hat mich direkt zum draufklicken bewegt. Biodidaktik und Aliens? Verrückt! Der Bildvergleich am Anfang fand ich sehr passend und lustig. So einen Bildvergleich könnte man bestimmt auch gut in den Unterricht als Einstieg für das Thema einbringen. Dann habe ich da Wort „Invasive Arten“ gelesen und wusste, um was es hier gehen wird!
Durch euren Blogbeitrag gelang es mir, mein Wissen zu invasiven Arten aufzufrischen und zu vertiefen. Ihr habt den Beitrag passend gegliedert und erstmal die Problematik auf globaler und nationaler Ebene aufgezeigt. Danach habt ihr das Thema in den Bildungsplan eingeordnet und Unterrichtsmaterialien besprochen- So kann man durch euren Beitrag etwas für den zukünftigen Unterricht mitnehmen.
Gerade den Absatz über die Bisamratte fand ich persönlich spannend. Bei uns im Dorf-Teich gab es auch immer Mal wieder welche, die ich beim Gassi gehen mit meinem Hund beobachtet habe. Dann waren sie plötzlich weg. Wahrscheinlich wurden sie dann eben auch in irgendeiner Form bekämpft, was ich irgendwie auch traurig finde. Sie lebten da -sogar mit Nachwuchs- ganz friedlich im Einklang mit den Enten. Durch euren Text verstehe ich nun aber auch die ökologischen Probleme, die solche invasiven Arten eben mit sich bringen.
Zur Formation: Einerseits gefällt es mir, dass euer Blogbeitrag hier im Forum gepostet wurde und direkt ohne Umwege lesbar ist, andererseits bin ich mir sicher, dass zum Beispiel ein tolles farbiges Layout euren Textinhalt ästhetisch eingebettet und abgerundet hätte. Nichtsdestotrotz ist der Beitrag gut aufgebaut, die Schrift groß genug und durch den Blocksatz übersichtlich. Auch das Inhaltsverzeichnis, bei welchen man durch das Klicken auf die Überschriften unmittelbar zum jeweiligen Abschnitt gelangt, finde ich klasse.
Danke für euren informativen Beitrag!
Liebe Grüße,
Jil
Hallo Jil,
Löschendanke für deine positive Bewertung unseres Blogbeitrags. Mit dem Layout hast du Recht, ich würde das wohl auch nicht mehr so im Blogformat machen, die Formatierungsprobleme sind einfach immens groß. Der ethische Konflikt, der bei Dir aufgetreten ist durch das Erlebnis mit den Bisamratten ist genau die Auseinandersetzung mit dem Thema die wir uns gewünscht haben. Diese Sensibilisierung für das Thema ist das was wir uns auch mit der Bearbeitung im Schulunterricht erhoffen.
Liebe Grüße,
Sabine
Hallo liebes Biodidaktik-Team,
AntwortenLöschenIch habe soeben euren Blogartikel gelesen und bin wirklich begeistert davon! Bis gerade war mir nicht bewusst, was für ein wichtiges und auch aktuelles Thema „invasive Arten“ ist.
Durch euren Artikel habe ich mir in kurzer Zeit viel neues Wissen aneignen können :)
Zuerst einmal ist der von euch verfasste Artikel sehr angenehm zu lesen, und auch die Grafiken und Unter-Überschriften zwischendurch lockern das Ganze gut auf.
Besonders gut gefallen haben mir eure Ideen, wie sich das Thema in den verschiedenen Schularten im Unterricht einbringen lässt; schade dass während meiner Schulzeit das Thema nicht durchgenommen wurde, es ist bestimmt spannend für SuS, mehr über das Thema zu lernen und eventuell auch Diskussionen zu führen.
Außerdem habt ihr auch die Methoden beschrieben, wie bisher gegen „invasive Arten“ vorgegangen wird bzw wie diese bekämpft werden. Meistens wird dieser Aspekt in anderen Artikeln eher `tabuisiert`, deshalb da nochmal ein extra Lob, dass ihr auch darauf eingegangen seid.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es schön und auch wichtig gewesen wäre, noch mehr auf den ethischen Aspekt einzugehen, bzw das Dilemma aufzugreifen, welches hinter dem Thema steckt.
Dazu ließe sich bestimmt auch im Religions-/ Ethik- oder Philosophieunterricht viel wertvolles Wissen vermitteln.
Alles in allem also wirklich ein gelungener Artikel, der trotz der Länge spannend bleibt und Interesse weckt, noch mehr über das Thema zu erfahren!
Euch Autor:innen alles Gute auf eurem weiteren Weg im Studium.
Liebe Grüße,
Marie
Hallo liebe Marie,
LöschenDanke für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Es freut mich, dass dir unser Blogbeitrag gefallen hat.
Wir fanden das Thema der invasiven Arten auch sehr wichtig in der heutigen Zeit und wollten mit dem Blogbeitrag erreichen, dass mehr Menschen über das Thema Bescheid wissen. Auch in meiner Schulzeit wurde das Thema leider nicht aufgegriffen, obwohl es thematisch Möglichkeiten dazu gegeben hätte. Vielleicht ändert sich das ja, wenn zukünftige Biolehrer/innen durch unseren Blogbeitrag inspiriert werden und sich dazu entscheiden, mit ihren Schüler/innen etwas über Invasive Arten zu lernen. :)
Uns ist klar, dass es einen großen moralischen Konflikt gibt, wenn es um die Eindämmung der Invasiven Arten geht, vor allem wenn es um Tiere geht. Aber auch darüber sollte gesprochen werden. Wie du schon geschrieben hast, kann man das Thema sehr gut mit anderen Fächern verknüpfen, in denen es mehr um moralische und ethische Diskussionen geht. In unserem Blogbeitrag haben wir uns mehr auf das fachliche Wissen über invasive Arten konzentriert.
Ich wünsche auch die alles Gute auf deinem weiteren Weg im Studium.
Liebe Grüße
Yolanda
Hallo liebe Aliens-Gruppe,
AntwortenLöschenihr habt eine sehr interessantes Thema, fachlich super aufgearbeitet!
Ich interessiere mich schon länger dafür, nachdem ich über verschiedene Neobiota gelesen hatte.
Ich finde, ihr habt schöne Beispiele gebracht. Auch habt ihr schöne Ideen zur praktischen Umsetzung im Unterricht hinzugefügt.
Ergänzend zu euren Ideen ist mir aus dem näheren Erfahrungsbereich noch ein aktuelles Beispiel eingefallen: Der Buchsbaumzünsler, der ja erst seit einige Jahren die Buchsbaumbestände dezimiert. Hier wäre auch eine Beobachtungsaufgabe in einem Park oder Garten möglich. Auch hörte man davon, dass sich die einheimischen Vögel nun doch über die Raupen hermachen und sich der Befall so doch wieder in Grenzen hält. Wisst ihr etwas zum aktuellen Stand?
Es gibt ja Länder wie z.B. Neuseeland oder Australien die sich vor der Einschleppung von Fremdsamen der Neophyten durch Desinfektions- oder Reinigungsmaßnahmen schützen. Habt ihr etwas über die Wirkung dieser Maßnahmen gelesen?
Könnte man nicht als Unterrichtsaufgabe in einer Sek.1-Klasse die arbeitsteilige Erstellung eines ökologischen Wirkungsgefüges oder eines Plakates aus Textinformationen erstellen, das die verdrängende Wirkung der Neobionten auf andere Arten zeigt?
Dazu eignen sich auch die Links zu verschiedenen Unterrichtsmaterialien, die ihr an euren Blogbeitrag angehängt habt.
Sehr interessant :).
Liebe Grüße ,
Anna Katharina Müller
Hallo Anna Katharina,
LöschenEs freut mich, dass du dich intensiv mit dem Thema und dem Blogbeitrag beschäftigt hast. Du hast wirklich gute Ideen, wie man das Thema der Invasiven Arten anhand von praktischen Beispielen in den Unterricht integrieren könnte.
Zu den Buchsbaumzünslern habe ich aufgrund deiner Frage selbst noch einmal recherchiert und bin auch folgende Erkenntnisse gestoßen: Laut meinen Recherchen im Internet sind es hauptsächlich Haussperlinge, Kohlmeisen, Buchfinken und Wespen, die nun herausgefunden haben, dass man die Raupen essen kann. Es wird empfohlen den Raupen nicht mit Gift entgegen zu wirken, da dadurch auch viele andere Insekten geschädigt werden und auch die Fressfeinde fern gehalten werden. Stattdessen sollten lieber Nistmöglichkeiten für Vögel aufgebaut werden, um die Fressfeinde der Raupen in den eigenen Garten anzulocken. Dadurch, dass der Buchsbaumzünsler nun Fressfeinde in Deutschland hat, aber auch viele Hobbygärtner den Buchsbaum aus ihrem Garten verbannt haben, scheint die Population der Buchsbaumzünsler zurückgegangen zu sein. Aber erst in den nächsten Jahren wird sich zeigen wie es weiter geht mit dem Buchsbaumzünsler.
Zu provisorischen Reinigungsmaßnahmen in Neuseeland/Australien konnte ich leider nicht wirklich etwas finden, jedoch gibt es dort verschiedenste Ideen und Forschungen wie man bestimmte Tiere und Pflanzen wieder los zu werden versucht. Der Artikel von Deutschlandfunk ist zwar nicht ganz aktuell (von 2001), aber enthält trotzdem einige spannende Fakten (Zugriff: 30.07.2021): https://www.deutschlandfunk.de/eingeschleppte-pflanzenarten-in-australien.697.de.html?dram:article_id=72565
Deine Idee der Unterrichtsaufgabe zur Erstellung eines ökologischen Wirkungsgefüges gefällt mir sehr gut!
Danke für deine ausführliche Rückmeldung und deine Anregungen zum Thema!
Liebe Grüße
Yolanda
Hallo liebes Aliens-Team,
AntwortenLöschenIch finde euren Blog sehr spannend. Vor allem eure Strukturierung und die vielen Bilder gestalten das Thema passend.
Ich selbst bin immer mal wieder mit dem Thema invasiven Arten in Kontakt gekommen, bis jetzt habe ich mich jedoch nicht so ausführlich informiert, wie durch diesen Blog jetzt.
Auch eure Unterrichtsbeispiele finde ich gut und kann mir gut vorstellen, diese in meinem eigenen Unterricht anzuwenden.
Habe ich das richtig verstanden, dass ein Großteil der invasiven Arten von Menschenhand eingeschleppt worden sind? Ist das eine Folge der Globalisierung und ist auch der Klimawandel ein Faktor der invasive Arten begünstigt?
Liebe Grüße
Marie
Hallo Marie,
LöschenToll, dass dir der Blog gefällt und du etwas lernen konntest. Es ist tatsächlich so, dass man unter einer invasiven Art eine durch den Menschen beeinflusst eingebrachte, gebietsfremde Art versteht.
Die Globalisierung ist hierbei der entscheidende Punkt. Durch die Globalisierung „rückt die Welt ein Stück zusammen“ und so werden über Transportwege, die vor der Globalisierung noch nicht existierten gebietsfremde Arten eingeschleppt.
Auch der Klimawandel begünstigt diese Entwicklung zum Beispiel dadurch, dass die Menschen neue Nutzpflanzen anbauen, die an das neue Klima besser angepasst sind.
Zum anderen kommen die heimischen Lebewesen teilweise auch nicht gut mit dem neuen Klima zurecht und so haben gebietsfremde Arten einen Vorteil und etablieren sich. (Quelle: https://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/pdf/de/biodiversitaet/warnsignal_klima-die_biodiversitaet-kapitel-3_11.pdf)
Ich hoffe dadurch wurden deine Fragen geklärt.
Liebe Grüße
Valentina
Hallo liebes Team,
AntwortenLöschenIch fand euren Blogbeitrag wirklich spannend und informativ! Man denkt gar nicht, dass invasive Arten so ein großes Problem mit sich bringen. Ich finde es auch spannend, was Länder alles gegen invasive Arten (und auch Krankheitserreger) tun, gerade der Grenzschutz tut da ja auch seinen Teil am Flughafen zum Beispiel. Eure Unterrichtsideen sind auch sehr gut gelungen, genauso wie die Inhaltliche und graphische Gestaltung des Blogbeitrags!
Ich hab immer wieder mitbekommen, dass die Braunen Nacktschnecken hier in Deutschland auch invasiv sind? Wisst ihr dazu was?
Vielen Dank für den guten Beitrag!
Liebe Grüße
Hallo,
LöschenDanke für deinen Kommentar!
Wir fanden es auch spannend, wie viele verschiedene Bekämpfungsarten es gibt und vor allem wie viele davon zugelassen sind zur Bekämpfung invasiver Arten.
Für diese Bekämpfungsmaßnahmen gibt es häufig Unverständnis, vor allem bei den Menschen, die nicht wissen was für einen Schaden diese Arten anrichten können.
Zur braunen Nacktschnecke kam in neusten Untersuchungen heraus, das es sich bei diesen tatsächlich nicht um eine eingewanderte invasive Art aus dem Süden handelt, sondern um mitteleuropäische Ureinwohner. Hier kannst du das noch einmal genau nachlesen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/weichtiere/16884.html
Trotzdem sind sie große Schädlinge und verdrängen vor allem andere Wegschnecken. Jedoch sind sie keine invasive Art und können deswegen auch nicht nach den geltenden Bekämpfungsmaßnahmen für invasive Arten bekämpft werden.
Ich hoffe das hat dir weitergeholfen.
Liebe Grüße
Valentina
Hallo,
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar!
Wir fanden es auch spannend, wie viele verschiedene Bekämpfungsarten es gibt und vor allem wie viele davon zugelassen sind zur Bekämpfung invasiver Arten.
Für diese Bekämpfungsmaßnahmen gibt es häufig Unverständnis, vor allem bei den Menschen, die nicht wissen was für einen Schaden diese Arten anrichten können.
Zur braunen Nacktschnecke kam in neusten Untersuchungen heraus, das es sich bei diesen tatsächlich nicht um eine eingewanderte invasive Art aus dem Süden handelt, sondern um mitteleuropäische Ureinwohner. Hier kannst du das noch einmal genau nachlesen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/weichtiere/16884.html
Trotzdem sind sie große Schädlinge und verdrängen vor allem andere Wegschnecken. Jedoch sind sie keine invasive Art und können deswegen auch nicht nach den geltenden Bekämpfungsmaßnahmen für invasive Arten bekämpft werden.
Ich hoffe das hat dir weitergeholfen.
Liebe Grüße
Valentina