Freitag, 30. September 2016

„Die Grenze des Sprechens ist auch die Grenze des Denkens“ (Baricelli) Stimmt das? Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, der Blogeintrag „Bilingualer Unterricht - didaktische Seifenblase oder vielversprechendes Konzept“ hat euch bereits einen genaueren Einblick in das Konzept des bilingualen Unterrichts gegeben. Euch wurde eine Übersicht über den Aufbau und die Lernziele bilingualen Unterrichts gegeben, sowie Vor- und Nachteile dieses Systems aufgezeigt. Wir möchten euch nun in diesem Blogeintrag ein konkretes Beispiel vorstellen. Denn egal wie viel wir uns als Außenstehende anlesen, wir können nur darüber spekulieren, wie bilingualer Unterricht SuS sprachlich und fachlich fördert und fordert. Warum also spekulieren? Wir haben nachgefragt!



















6 Kommentare:

  1. Hallo Davina und Amelie,

    vielen Dank für euren Beitrag. Er ist so ganz anders aufgebaut, wie die anderen Beiträge und das ist eine schöne Abwechslung. Durch euer konkretes Beispiel ergänzt ihr optimal die anderen Blogbeiträge zum bilingualem Unterricht. Ich habe eine Vorstellung davon gewonnen, wie bilingualer Unterricht gelingen kann und das hat mein Bild von bilingualem Unterricht verändert. Nur durch theoretische Konzepte hat sich mir bilingualer Unterricht nicht in seinem Sinn erschlossen, das ist nun anders. Es war sehr interessant zu erfahren, wie es betroffenen Schülern ergangen ist.
    Wir ihr halte ich es absolut für nötig bilingualen Unterricht auf freiwilliger Basis anzubieten. Keiner sollte dazu gezwungen werden, denn nicht für jeden ist weiterer Unterricht in einer Fremdsprache passend. Entscheidet sich ein Kind bewusst dafür, bringt es dementsprechend mehr Ehrgeiz mit in den Unterricht und nimmt daher den Mehraufwand gern in Kauf. Durch die bewusste Entscheidung der Schüler für oder gegen bilingualen Unterricht wird automatisch selektiert, wer sprachbegabt ist und wer nicht. Diese Selektion halte ich für nicht weiter schlimm, so ist es in der Oberstufe ja normal, dass man sich für seine stärken Fächer entscheidet. Das Fach Sport werden auch nur diejenigen wählen, die sportbegeistert sind. Durch die Selektion ist eine intensivere Förderung möglich. Im Fall bilingualer Unterricht wird demnach hauptsächlich die Sprachbegabung gefördert.
    Doch ich bin nach wie vor skeptisch wie es mit dem eigentlich zu unterrichtenden Fach aussieht. Ein Schüler in eurem Interview hat erwähnt, dass man in Geschichte zum Teil andere Sachen behandelte, wie der nicht bilinguale Zug. Ich verstehe, dass es reizvoller ist sich gezielter mit französischen Themen auseinanderzusetzen, wenn man in original Texten lesen kann. Aber durch diese intensivere Auseinandersetzung mit der französischen Geschichte, muss ja ein anderes Thema weggefallen oder zu kurz gekommen sein. Dass Unterrichtsstoff zu Gunsten der Sprachentwicklung wegfällt, finde ich persönlich nicht besonders gut. Wo bleibt denn da die Allgemeinbildung?
    Die Fremdsprache könnte auch genauso gut in einem Zusatzkurs gefördert werden, dann würde in den anderen Fächer der Unterrichtsinhalt nicht zu kurz kommen.

    Liebe Grüße,
    Elke Stückle

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    1. Hallo Elke,

      vielen lieben Dank für deinen lobenden Kommentar zu unserem Blogeintrag, es freut uns sehr, dass er dir so gut gefällt! Schön, dass du erkannt hast, dass wir mit dem Aufbau unseres Beitrages und den Fragebögen für Abwechslung sorgen wollten:)!
      Auch wir sind nach wie vor skeptisch wenn es um die Frage geht, ob die Inhalte des Sachfaches unter der Fremdsprache leiden. Befürworter sagen dazu aber auch, dass die SuS gerade durch die zusätzliche "Schwierigkeit" der Fremdsprache, konzentrierter bei der Sache sind. Sie sind demnach noch mehr gezwungen aufmerksam zu sein um nicht abzuschweifen, als bei einem Fach in der eigenen Sprache. Und auch wenn es um Texte geht, werden diese viel intensiver und genauer behandelt als in der eigenen Sprache. Ich kenne das von mir selbst, als es im Abi in Englisch oder Französisch um Textverständnis-Aufgaben ging. Da habe ich dann manchmal jeden Satz doppelt und dreifach durchgelesen und war einfach konzentrierter dabei. Bei einem deutschen Text kommt man vielleicht eher mal in Versuchung den Text nur flüchtig zu überfliegen. Auch das Problem, dass SuS eine Aufgabe auf ihrer Muttersprache nicht richtig lesen und sie dadurch falsch oder unvollständig lösen, sei wohl in einem bilingualen Fach nicht so oft der Fall. In bilingualen Fächern muss der Lehrer demnach nicht so oft plädieren "Aufgabe richtig lesen!", weil die SuS das sowieso machen um zu verstehen was verlangt wird, eben gerade weil nicht so schnell nur überflogen wird.
      Dass Inhalte des Sachfachunterrichts deshalb wegfallen, finden wir auch nicht richtig. Andererseits ist es allgemein oft so, dass sich die SuS von der Fülle an Lerninhalten eines Faches überschlagen fühlen. Da würde es oft nicht schaden, auf manche Themen etwas genauer einzugehen und dafür eben auch mal etwas wegzulassen. Auch hier könnte man das einmal von der positiven Seite beleuchten und sagen, dass durch das Streichen von Inhalten, die Themen, die behandelt werden dann auch ausführlicher und genauer gelehrt werden, anstatt nur angerissen zu werden.
      Dein Vorschlag die Fremdsprache statt als bilingualen Unterricht einfach als Zusatzkurs anzubieten haben wir uns auch so überlegt und sind da ganz deiner Meinung! Auch hierfür wäre es doch interessant die Schülerinnen und Schüler einfach mal selbst zu fragen was sie davon halten :)!

      Liebe Grüße,
      Amelie

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  2. Liebe Kommilitoninnen,
    Erstmal ein großes Lob für euren BlogBeitrag! Super, dass ihr euch soviel Mühe mit der Recherche gemacht habt.

    Ich habe selber am deutsch-französischen Wagenburggymnasium in Stuttgart das AbiBac gemacht, und würde gerne über meine persönlichen Erfahrungen Berichten.
    Da meine Mutter Französin ist war es für mich von Anfang an klar, dass ich in den französischen Zug der Klasse komme, mit dem Ziel das AbiBac zu schreiben.
    Wie auch an dem Gymnasium in Tübingen fängt unser bilingualer Unterricht mit Geographie an über Geschichte und endet mit Gemeinschaftskunde.
    Ich persönlich denke nicht, dass es mit mehr Leistungsaufwand verbunden ist das Bac und Abitur zu schreiben, jedoch mit einem anderen. Durch das Bac sind neben Mathematik und Deutsch auch Französisch und Histoire (also Geschichte auf französisch) Pflicht.
    Für mich war das am Ende ein Nachteil da ich, egal in welcher Sprache, nicht besonders gut und interessiert in Geschichte bin. Viel lieber hätte ich meine Prüfung in Biologie geschrieben! Und ich denke, dass meine Note dadurch deutlich besser geworden wäre.
    Sehr positiv habe ich jedoch meine bilingualen Lehrkräfte in Erinnerung.
    Wie ihr in euren Auswertungen festgestellt habt, sind die Schüler, die einen solchen Zug wählen, zu einem größeren Leistungsaufwand bereit. Das trifft auch auf die Lehrer zu! Unsere Lehrer haben sehr viel Spaß an Ihren Fächern gehabt und die Schüler mit ihrer Motivation angesteckt.

    Alles in allem erweitert das bilinguale Unterrichten sicherlich den Horizont der Schüler, ist jedoch nicht für jeden etwas. Im Nachhinein bringt mir meine damals zusätzliche Arbeit jetzt nicht viel, da ich mich für Sprachen nicht sonderlich interessiere. Mein Gebiet ist eindeutig die Naturwissenschaft!

    Liebe Grüße
    Aline Heckner

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    1. Liebe Aline,

      es freut uns sehr, dass du den Aufwand hinter der Befragung erkennst und schätzt :)!
      Schön, dass sich hier mit dir noch eine weitere Expertin zu diesem Thema gefunden hat, die uns ihre Erfahrungen mit bilingualem Unterricht aus erster Hand mitteilen kann!
      Es ist schön, dass du so tolle Lehrer hattest und dass du nochmal betont hast, dass bilingualer Unterricht nicht nur für die SuS einen höheren Aufwand mit sich bringt, sondern auch für die Lehrkräfte!
      Vielen Dank für dein Kommentar:)!

      Liebe Grüße
      Amelie

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  3. Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag zum Thema bilingualer Unterricht an Schule.
    An meiner ehemaligen Schule wird schon seit längerem eine internationale Klasse in der Stufe 10 angeboten. Zweidrittel der Schüler kommen aus Deutschland, also von meiner Schule, und ein drittel kommt aus der ganzen Welt. Ich selbst besuchte diese Klasse nicht, da der ganze Unterricht in Englisch stattfindet und auch die Klassenarbeiten auf Englisch geschrieben werden. Jedoch entschloss sich meine Schwester damals in diese Klasse zu gehen, da sie die englische Sprache sehr mag.
    Für sprachbegabte Schüler ist dies ein tolles Angebot und bereitet auch auf den Englischunterricht der Oberstufe samt Kommunikationsprüfung im Abitur gut vor.
    Jedoch schien laut meiner Schwester manchen Lehrern der zu lehrende Stoff unwichtig zu sein, da sie zum Beispiel in Geschichte wichtige Themen (Drittes Reich) nicht behandelten und die Schüler dann Wissenslücken in der Oberstufe hatten. Die Oberstufenlehrer waren davon ausgegangen, dass man dieses Thema behandelt hatte und wiederholten dieses dann nur spärlich, weswegen meine Schwester selbstständig alles nachholen durfte.
    Positiv war, dass durch diese internationale Klasse viele neue Freundschaften geschlossen und auch viele Ausflüge gemacht wurden, wodurch die Klassengemeinschaft zusammenwuchs.
    Für die Persönlichkeit eines Kindes ist so ein Angebot meiner Meinung nach förderlich, da es lernt, trotz Schüchternheit, eine fremde Sprache zu sprechen und versucht sich dann auszudrücken.
    Zusätzlich wird nun seit ein paar Jahren an meiner ehemaligen Schule ein bilingualer Zug in den unteren Klassenstufen angeboten. Hier werden die Fächer wie Biologie und Erdkunde in Englisch gehalten.

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  4. Hallo Davina und Amelie,
    ich finde euren Beitrag sehr interessant, vor allem die Studie der Schülerinnen und Schüler. Wie ihr eurer Arbeit schon erwähnt habt, gehen die Meinungen des bilingualen Unterrichts auseinander. Eines meiner Studienfächer ist auch Englisch und daher bin ich auch Befürworter des bilingualen Zugs. Dennoch sollte es auf freiwilliger Basis angeboten werden, denn nicht jedem liegen Fremdsprachen. Die Schülerinnen und Schüler sollten selbst entscheiden können, auf was für eine Schule sie gehen möchten. Dabei ist auch die Unterstützung der Eltern wichtig. Wenn ein Schüler oder eine Schülerin sehr gut in Sport ist und es Spaß macht, dann ist sie auf einem Sportgymnasium bestens aufgehoben. So sollte es auch mit der Sprache sein. Es gibt auch Schülerinnen und Schüler, die zweisprachig aufgewachsen sind. Hier würde sich ein bilingualer Zug auch anbieten. Ich denke es kann nur von Vorteil sein mehrsprachig aufzuwachsen. Zudem werden Sprachen schneller und leichter erlernt, wenn früh damit begonnen wird. Des Weiteren verbessert sich das Sprachgefühl enorm, da die Fremdsprachenstundenanzahl viel größer ist. Die Hemmungen, eine andere Sprache in der Klasse zu sprechen ist geringer. Auch der Wortschatz ist viel größer und man kann sich besser ausdrücken. Ich sehe auch ein, dass es am Anfang mehr Aufwand ist, da es einfach dauert, bis eine Grundbasis an Vokabeln da ist, welches sich aber nach einiger Zeit legen sollte. Ich bin auch der Meinung, dass die fachlichen Inhalte genauso gut vermittelt werden können, wie in der Muttersprache. Wie die meisten Schüler auch sagten, gibt es am Ende nicht wirklich einen größeren Lernaufwand. Sie haben die Inhalte auf Französisch gelernt und wissen ihn gleichzeitig auf Deutsch. Es ist klar, dass nach dem Abschluss nicht jeder Schüler etwas mit Französisch studiert, aber dennoch ist es eine Bereicherung für den Schüler. Die Erfahrungen und Erlebnisse die damit verbunden sind, kann ihm keiner mehr nehmen und in ein paar Jahren benötigt er/sie diese Kenntnisse vielleicht wieder im Beruf. Die Schülerinnen und Schüler werden dadurch auch geprägt, sie stärken ihr Selbstbewusstsein und Persönlichkeit. Auch für Urlaube in fremdsprachigen Ländern kann der bilinguale Unterricht hilfreich sein.
    Ich möchte noch erwähnen, dass ich in meinem Professionalisierungspraktikum eine bilinguale Stunde in Biologie gehalten habe und auch bei weiteren Stunden hospitieren konnte. Da habe ich auch nur positives erlebt. Dies Erfahrung hat mich, was den bilingualen Unterricht angeht, zusätzlich geprägt und bestärkt. Es kann einen nur bereichern und manchmal lohnt sich auch der Mehraufwand und Ehrgeiz.
    Viele Grüße
    Annette Käppler

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