Samstag, 1. Juli 2017

Der Kompetenzbegriff nimmt in der Schule eine immer zentraler werdende Rolle ein. Doch was sind Kompetenzen überhaupt? Ist die Kompetenzorientierung der Schlüssel zum Erfolg für PISA? Ist es angemessen 16 Jahre nach dem PISA-Debakel von einem „Heilsamen Schock“ ¹ zu reden oder ist es gar sinnlos, Bildungspläne von Grund auf zu erneuern, wenn das eigentliche Problem doch vielleicht viel mehr in der Inkompetenz der Lehrpersonen verankert ist – ganz nach dem Motto „Auf den Lehrer kommt es an“?

Mit diesen Fragen haben wir versucht uns im folgenden Text auseinanderzusetzten und sind gespannt auf eure Gedanken und Anregungen.

Viele Grüße,

Emily Maisch, Lisa Bucher und Vanessa Noortwijck







21 Kommentare:

  1. Liebe Emily, Lisa und Vanessa,
    vielen Dank für euren interessanten Blogbeitrag.
    Um ehrlich zu sein, nerven mich alle Diskussionen rund um den PISA-Schock ein wenig, weil die Ergebnisse der Studie in Zusammenhang mit gewissen Gegebenheiten betrachtet werden sollten, die die Repräsentativität dieser anzweifeln lassen. Beispielsweise nehmen die ersten Plätze der PISA-Studie ostasiatische Länder ein, die Schule als einen Ort mit strengen Regeln verstehen, der von Drill und Gehorsam geprägt ist- mit unserem Schulverständnis in Deutschland also kaum zu vergleichen. Die PISA-Studie berücksichtigt darüber hinaus nur das Wissen der Schüler und lässt weitere wichtige Einflussfaktoren, etwa die Qualität des Unterrichts oder die Fähigkeiten der Lehrer, außen vor. Die Allgemeinbildung des Schülers, die im Rahmen der Schule erreicht werden soll, ist, wie ich finde, nicht nur von der Leistung und Intelligenz des Schülers abhängig, sondern in hohem Maße von den Qualitäten der Lehrperson. Dass sich der Lehrer seit dem PISA-Schock und der vermehrten Kompetenzfokussierung also immer mehr zurückziehen soll, halte ich für den falschen Weg. Natürlich ist selbstendeckendes Lernen ein durchaus gewinnbringendes Lernverständnis, das gerade im Fach Biologie unbedingt stattfinden muss- beispielsweise Erkenntnisgewinn durch eigenständiges Experimentieren (damit meine ich wirkliches Experimentieren und Ausprobieren im Gegensatz zur reinen Abarbeitung eines „Rezepts“, wie es häufig bei Versuchen der Fall ist und die Schüler das Ergebnis bereits im Vorfeld erahnen). Allerdings sollte die Vermittlung von Inhalten dem Kompetenzerwerb nicht untergeordnet werden, da Kompetenzen wohl kaum ohne die nötigen Inhalte erworben werden können. An dieser Stelle hat die Lehrperson eine wichtige Funktion, die sicher stellen muss, dass sich gewisse Inhalte bei den Schülern festgesetzt haben und nun ihrem Wissenskapital angehören, auf das in Phasen des selbstendeckenden Lernens wieder zurückgegriffen und mit neuen Erkenntnissen verknüpft werden kann. Es sollte im Unterricht also vielmehr ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Erwerb von Kompetenzen und Inhalten gewährleistet werden.
    Abschließend möchte ich noch etwas zum Kompetenzbegriff allgemein anmerken: Ich finde, dieser Begriff ist mittlerweile so schwammig geworden, dass jegliche Fähigkeiten unter diesen Begriff gefasst werden. Es ist doch trivial, alle Fertigkeiten der Schüler hervorzuheben, die eigentlich vorausgesetzt werden können und den Kompetenzbegriff dadurch fast lächerlich erscheinen lassen.
    Um es ganz provokant auszurücken: Gibt es bald die „Tafelputz-Kompetenz“, „Ich-kann-das-biologische-Arbeitsgerät-wieder-zurück-an-seinen-Platz-stellen-Kompetenz“?

    Viele Grüße
    Anne Neufeld

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    1. Liebe Anne,
      über deine schnelle Antwort auf unseren Blog-Beitrag haben wir uns sehr gefreut und schon heiß darüber diskutiert.
      Du führst viele der Punkte auf, die uns bei unseren Recherchen ebenfalls beschäftigt haben, wie z.B. gleich zu Beginn deine Frage, ob die PISA-Studie überhaupt als repräsentatives Maß für guten und erfolgreichen Unterricht betrachtet werden kann.
      Wir sind der Meinung, dass es von großer Bedeutung ist, dass wir uns in Deutschland ein klares Ziel setzten und darauf hinarbeiten. Denn wie du auch festgestellt hast sind die Gewinner der PISA-Studie meist ostasiatische Länder, die einen komplett gegensätzlichen Weg zu unserem Verständnis von Schule eingeschlagen haben. Doch sollte sich eine soziale Gesellschaft wie Deutschland es zu scheinen vermag, nicht nur Sorgen um die Platzierung eines Rankings machen, sondern vielmehr auch die Art und Weise des Lehrens und Lernens in den Fokus stellen?
      Betrachtet man die gesamte Diskussion um PISA und die Kompetenzorientierung mit etwas Abstand, so handelt es sich hier eigentlich um eine Grundsatzdiskussion der gesellschaftlichen Werte und Ziele. Glauben wir, dass Arbeit, Macht und Reichtum der Inhalt und das Maß unseres Lebens und letztendlich das der Schüler sein soll oder sind wir als Bürger Deutschlands der Ansicht, dass es im Leben mehr geben sollte als das?
      Während unserer Recherche stießen wir auf beunruhigende Studien, die die Selbstmordrate im asiatischen Raum unter Jugendlichen untersuchten. Eine Studie berichtete, dass sich jährlich rund 30000 Jugendliche zwischen 15-24 in Japan umbringen. Das sind prozentual gesehen doppelt so viele wie in den USA.
      Denkt ihr da besteht ein Zusammenhang zu den extremen schulischen Ansprüchen? Und sollten wir als sozialdemokratische Republik diesem Schulsystem tatsächlich nacheifern?
      Die PISA-Studie war sicherlich gut, um Diskussionen über die Aktualität unseres Bildungssystems öffentlich zu machen und Innovationen eine Chance einzuräumen.
      Aber wir sind ebenfalls der Meinung, dass gelungenem Unterricht immer ein qualifizierter Lehrer vorangehen muss, denn es ist zwar schön und gut einen Bildungsplan zu erneuern, aber das allein bringt keinen Erfolg. Was bringt es z.B. ein altes Haus zu renovieren, wenn das Fundament brüchig ist?
      Wir alle kennen das doch aus unserer eigenen Schulzeit: Das Thema des Unterrichts kann noch so interessant sein, wenn der Lehrer es staubtrocken vor der Klasse vorkaut, dann hört man selbst als interessierter Schüler irgendwann nicht mehr zu. Andrerseits kann ein engagierter Lehrer durch Geschick und gute Ideen für Schüler ehr langweilige Themen so präsentieren, dass sie voller Eifer und Freude dabei sind.
      Abschließend möchten wir einige Fragen in die Runde werfen, die die Perspektive von Kompetenzorientierung nochmal ein wenig ändern.
      So wie Anne sind auch wir der Meinung, dass die Lehrperson eine sehr wichtige Rolle zum Lernerfolg hat.
      Wäre es nicht vielleicht sogar angebracht, Lehrer auf ihre Kompetenzen hin zu prüfen?
      Denn wie sollen Schüler bei einem Test gut abschneiden, wenn die Vorbereitung durch den Lehrer oder das von ihm bereit gestellte Material nicht gut ist?
      Hilft uns unser Studium überhaupt dabei für uns Lehrer wichtige Kompetenzen zu erlernen?

      Wir sind gespannt was ihr denkt!
      Liebe Grüße
      Vanessa, Lisa und Emily

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  2. Danke an eure Gruppe, für den Beitrag, der ein sehr aktuelles Thema aufgreift.

    Zu Frage 1 und 2:
    Ganztagesschulen finde ich persönlich auch nicht sinnvoll, da es den Kindern und Jugendlichen ihre Freizeit nimmt. Sich mit Freunden zum Spielen verabreden, draußen herumtoben oder in einen Sport- oder Musikverein gehen, kommt bei einer Ganztagesschule zu kurz. Außerdem welche Schülerin oder welcher Schüler möchte denn schon gerne den ganzen Tag in der Schule verbringen?
    Ob von den Schülern heutzutage mehr verlangt wird, glaube ich nicht. Die Schülerinnen und Schüler wachsen in einer ganz anderen Gesellschaft auf in der „Medien“ eine große Rolle spielen. Braucht ein Schüler mit 6 Jahren schon ein eigenes Handy? Durch die sozialen Medien werden die Schülerinnen und Schüler viel schneller abgelenkt und sie können kaum noch Konzentrations- und Durchhaltevermögen vorweisen, da sie immer noch etwas Anderes im Hinterkopf haben. Sie werden nicht von der Schule überfordert oder dem Lerninhalt, sondern von dem Druck der Eltern mehr Leisten zu sollen als sie können. Dies kann passieren, wenn ein Hauptschüler auf ein Gymnasium geht, weil die Eltern das so entschieden haben.
    Auch das mit dem „alleine aneignen“ ist so eine Sache. Sich alles alleine beizubringen kostet sehr viel Zeit und ob das Ergebnis dann zufriedenstellender ist, ist meiner Meinung nach fraglich. Durch den hohen Zeitaufwand bleiben sicher auch einige Inhaltliche Dinge auf der Strecke. Anstatt z.B. 6 Themenschwerpunkte im Jahr schaffen sie vielleicht nur 3.? Sicher kann man sich Dinge selbst aneignen, dennoch denke ich, dass die Lehrperson von Bedeutung ist. Die Lehrperson ist ebenso für den Kompetenzerwerb des Schülers verantwortlich. Die Schülerinnen und Schüler können Fragen stellen und sie bekommen eine Vorstellung von der Thematik. Die Übungsphase kann von den Schülern selbst durchgeführt werden. Oft ist das Thema auch nicht so einfach zu verstehen und die Lehrperson kann schwere Themen vereinfacht darstellen und Hilfestellungen geben. Es sollte ein ausgewogener Unterricht sein, der von den Inhalten und Fachwissen der Lehrperson, als auch aus dem selbstständige Arbeiten der Schülerinnen und Schüler, besteht. Dadurch können Kompetenzen sehr gut vermittelt und erworben werden. In Biologie könnten die Schüler eigenständig Experimente durchführen, sowie viel ausprobieren. Kompetenzen lassen sich ebenso gut an Lebendobjekten erwerben, wenn die Schüler z.B. ein Regenwurmterrarium bauen und diese ein paar Tage beobachten. Doch wenn die Schülerinnen und Schüler sich alles nur noch selbst beibringen sollen, wozu benötigt man dann noch Schulen? Sie könnten doch die Sachen ganz bequem zu Hause lernen!?

    Zu Frage 3:
    Aufjedenfall ist es zeitaufwendiger drei verschiedene Niveaustufen zu erstellen. Es werden mehr Materialien benötigt, die Lehrperson muss sich mehr Gedanken, da die Aufgaben inhaltlich zwar gleich, aber anders dargestellt werden müssen und alles auf Papier bringen. Es ist einfacher sich alles nur einmal auszudenken als drei Mal.
    Ich bin der Meinung, dass es schon sinnvoll ist, dass der Schüler seine Kompetenzen testet, dass er weiß, wo er ungefähr steht. Braucht er/sie das jede Woche? Nach einer Woche werden sich keine großen Veränderungen zeigen. Wenn es auf einmal im Monat erweitert wird, wäre auch der Zeitaufwand geringer. Ich würde sagen ja, die Zeit ist sicher sinnvoller zu nutzen als mit Tabellen ausfüllen.

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    1. Liebe Annette,
      vielen Dank für deinen raschen und interessanten Kommentar zu unseren Fragen.
      Wir persönlich finden Ganztagsschulen auch keine glückliche Lösung, doch wie auch Emily schon oben geschrieben hat, ist das in einer Gesellschaft, in der alles besser und schneller werden muss, sozusagen eine Begleiterscheinung, denn viele Eltern können kaum noch Zeit für ihre Kinder aufbringen, geschweige denn Hausaufgaben mit ihnen erledigen.
      Dein Punkt zur, sagen wir „medialen Verwirrung“ fanden wir einen guten Aspekt, den wir bis dahin noch gar nicht miteinbezogen hatten. Trotzdem sind wir der Meinung, dass diese „Verwirrung“ geschmälert werden könnte, wenn man in den Schulen endlich eine gute und sinnvolle Medienbildung einführen würde.
      Hinzu kommt starker Druck von Zuhause, denn welches Elternteil gibt schon gerne zu, dass sein Kind „zu blöd“ für das Gymnasium ist? Könnte hier eine Wiedereinführung der Schulempfehlung nach Klasse 4 zur Entlastung von Schülern als auch Lehrern führen?
      Das „selbst aneignen“ ist tatsächlich so eine Sache, auch wir denken, dass dieses nur in einem gewissen Umfang geschehen sollte und dabei das Ziel immer klar vor Augen sein sollte, damit eine „output-Orientierung“ auch gelingen kann.
      Was meinen die anderen zu deiner Frage, ob die Schule dann überhaupt noch als gesonderte Instanz benötigt wird? Braucht man sie vielleicht, um soziale Kompetenzen zu erlernen?
      Auch zu deinem letzten Punkt, also Frage drei würden wir gerne noch eine Frage in die Runde schmeißen. Denkt ihr, dass die Mehrheit der SchülerInnen ehrlich auf die Tests antwortet? Wenn nein, hättet ihr einen anderen Vorschlag, wie sie ihrer Kompetenzen testen könnten bzw. wie der Lehrer dies tun könnte?
      Abschließend zu deinem Kommentar können wir doch eigentlich sagen, dass die Kompetenzorientierung zwar gut gemeint ist, aber letztendlich nur ein Mittel zum Zweck darstellt und zwar für den Erfolg bei PISA. Oder?

      Viele Grüße und wir freuen uns auf weitere interessanten Beiträge,

      Lisa, Emily und Vanessa

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  3. Liebe Emily, Lisa und Vanessa,

    in meinem Kommentar möchte ich auf die von euch angesprochene veränderte Lehrerrolle eingehen.

    Wie ihr erwähnt habt, wurden als Reaktion auf die unbefriedigend ausfallenden PISA-Studien die Bildungsstandards eingeführt. Durch diese werden nicht mehr die Inhalte des Unterrichts vorgeschrieben, sondern die Lernergebnisse des Unterrichts festgelegt.

    Um diese Lernergebnisse erreichen zu können benötigt es meiner Meinung nach jedoch weiterhin qualifiziertes Lehrpersonal, um bei den Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen in den vier Bereichen aufzubauen. Das Lehrpersonal muss für seine Schülerinnen und Schüler die passenden biologischen Inhalte wählen, entsprechende Methoden, Modelle, Experimente, etc.

    Hierzu möchte ich ein Beispiel anbringen. Ist als Lernziel das Verständnis des Prinzips der Oberflächenvergrößerung im Kompetenzbereich Fachwissen festgelegt, so liegt es an der Lehrperson für ihre Schülerinnen und Schüler den passenden biologischen Inhalt auszuwählen, an welchem dieser Bereich des Basiskonzepts Struktur und Funktion erarbeitet wird. So findet man das Prinzip der Oberflächenvergrößerung in zahlreichen biologischen Inhalten, wie zum Beispiel bei der Verdauung im Darm, in der Lunge oder bei den Kiemen der Fische wieder. Hat man das Prinzip der Oberflächenvergrößerung bereits in anderen Kontexten kennengelernt, so kann die Lehrperson einen passenden biologischen Inhalt auswählen, an welchem sie dieses Prinzip weiter vertieft und auf bereits Bekanntes zurückgreift. Somit wird ein kumulatives und kontextbezogenes Lernen möglich.
    Unteranderem aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass die Rolle der Lehrperson durch die Kompetenzorientierung keineswegs in den Hintergrund gerückt ist und an Wert verloren hat.

    Der Lehrperson werden, dadurch dass nicht mehr die Inhalte sondern die Lernziele des Unterrichts festgelegt sind, mehr Freiräume eingeräumt, wie sie bei den Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen aufbaut.

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    1. Liebe Hannah,

      vielen Dank für deinen Betrag und die darin enthaltenen Anstöße.

      Wir sind ganz deiner Meinung, wenn du sagst, dass die Lehrperson eine unabkömmliche Rolle zur Steigerung der Kompetenzen der Schüler und Schülerinnen einnimmt. Anhand deines Beispiels der Oberflächenvergrößerung wird der Einfluss, den die Lehrperson auf Inhalt und die damit verbundenen Lehrziele hat, sehr deutlich. Damit ist ganz klar, der Lehrer ist und bleibt der Drahtzieher für nachhaltigen Unterricht und somit direktes Vorbild wie auch Leitbild im Bezug auf die Kompetenzen der Schüler und Schülerinnen.

      Dennoch finden wir, dass in diesem Zusammenhang der Kompetenzbegriff - wie bereits in mehreren Kommentaren angeklungen - in der heutigen Zeit zu viel Gewichtung erhält. Man gewinnt manchmal den Eindruck, als hätten unsere Eltern und Großeltern diese Kompetenzen in ihrer schulischen Laufbahn nicht erhalten. Natürlich lag der Schwerpunkt in vielen Bereichen ganz anders - so wurden sie beispielsweise noch handwerklich weitergebildet und die Form des Unterrichtens belief sich auf Input- Orientierung. Dennoch sind auch an ihnen etliche Kompetenzen hängen geblieben, die ihnen geholfen haben das Leben zu stemmen, wobei sie vielleicht sogar noch mehr Schwierigkeiten bewältigen mussten als wir in unserer heutigen Zeit, in der man das Gefühl hat alles erreichen zu können, wenn man nur hart genug dafür arbeitet.
      NEU ist also nur die SICHT der Dinge!
      Wurde früher der Fokus auf den puren Inhalt gelegt, traten die Kompetenzen mehr oder weniger als Nebenprodukt auf. Heute ist es umgekehrt.
      Die Kompetenzen sind die Grundessens des Unterrichts, der Inhalt nur Nebenprodukt - zumindest entsteht häufig dieser Eindruck.

      Eine große Frage, die wir uns in diesem Zusammenhang etliche Male gestellt haben, ist:
      Warum greifen die Universitäten also eher auf das alte System zurück, anstelle der neuen Kompetenzorientierung?
      Sollte es nicht ebenfalls ihr Ziel sein kompetente junge Erwachsene hervorzubringen - sie also sowohl inhaltlich, als auch in den anderen Kompetenzen zu schulen?
      Würden wir davon ausgehen, dass Input- orientiertes Lernen Kompetenzen vernachlässigt - weswegen die neue Reform ja unter anderem eingeführt wurde - könnte man den Universitäten unterstellen, sie würden nur Kopien hervorbringen, die inhaltliche Sachverhalte problemlos wiedergeben, jedoch diese nicht auf andere Bereiche im Leben anwenden könnten —> und dies definiert doch gerade Kompetenzen.

      Was meint ihr dazu?
      Sollten Universitäten sich die Schule als Vorbild nehmen und ebenfalls eine Kompetenzreform durchführen?

      Liebe Grüße,

      Emily, Vanessa & Lisa

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  4. Hallo ihr lieben Blogger,
    ich finde ihr habt einen guten und anschaulichen Einblick in den Bereich der Kompetenzen gegeben und mit der PISA- Studie auch eine gute Einbettung, da diese ja die große Diskussion angeregt hat.
    Ich will in meinem Kommentar auf eure zweite Fragestellung eingehen, ob der Lehrer überhaupt noch notwendig ist, wenn sich die Schüler alles selbst erarbeiten sollen, oder durch eine Maschine ersetzbar ist. Meiner persönlichen Meinung nach darf es gar nicht zur Diskussion stehen, ob der Lehrer an sich abgeschafft wird! Ein Unterricht ohne Lehrer ist nicht möglich.
    Insbesondere in den unteren Klassenstufen wird zwischen den Schülern und dem Lehrer eine emotionale Bindung aufgebaut, was mit einer Maschine so sicher nicht möglich wäre. Auch kann ein Lehrer spontan auf besondere Vorkommnisse reagieren, ein Roboter ist nur in dazu in der Lage, was ihm auch einprogrammiert wurde. Alleine schon bei einem medizinischen Notfall könnte nicht passend reagiert werden und bis Hilfe gerufen wurde ist sicher schon ein Chaos in der Klasse ausgebrochen und es geht nicht mehr nur darum den verletzten Schüler zu versorgen. Ebenso kann ich mir schwer vorstellen, dass ein Roboter oder eine Maschine emotional reagieren kann, was aber in meinen Augen sehr wichtig ist, denn es gibt Schüler Anerkennung oder zeigt ihnen je nachdem auch, dass sie auf dem falschen Weg sind. Die soziale Kompetenz würde mit einem Lehrerroboter untergehen.
    Ein Lehrer muss den Schülern ja nicht den Stoff vorbeten aber er ist dafür verantwortlich sie mit den richtigen Impulsen auf den Weg zu schicken, den Stoff sich zu erarbeiten und diesen Weg auch zu begleiten. Damit das Leistungsspektrum der Klasse auch bei einer selbstständigen Arbeitsweise zusammen gehalten werden kann ist die Erarbeitung eines neuen Themas in mehreren kleinen Schritten erforderlich, wodurch der Lehrer immer wieder gefragt ist und nicht nur als stiller Beobachter das Geschehen an sich vorbei ziehen lässt. Außerdem ist es auch die Aufgabe der Lehrperson den Schülern klar zu machen, dass ein neu zu lernender Inhalt nicht sinnlos ist und die Begeisterung hierfür zu wecken. Man darf auch nicht vergessen, dass es auch Aufgabe der Lehrer ist geeignetes Material für die Er- und Bearbeitung eines Themas bereitzustellen.
    Hier kann man auf die Frage überleiten, ob man die Kompetenzen der Lehrer testen sollte, denn sie sollen diese ja den Schülern beibringen. Ich stehe der ganzen Sache sehr kritisch gegenüber, denn wer sagt, dass wenn ich über eine Kompetenz verfüge diese auch abrufe?
    Es wird immer Lehrer geben, die sich sehr bemühen, sich viele Gedanken machen, wie man den Unterrichtsstoff am besten aufbereitet und sich voll mit ihrem Beruf identifizieren und es wird auch immer Lehrer geben, die nicht ein so engagiertes Tun an den Tag legen werden. Daran wird auch ein Test der Kompetenzen nichts ändern. Ein möglicher Versuch wäre Tandempartner für die Klassen zu bilden, so würden sich die Lehrer gegenseitig kontrollieren und unterstützen. Gleichzeitig könnte man besser auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingehen.
    Das Ganze ist ein sehr komplexes und nicht leichtes Thema über das sehr viel diskutiert werden kann und dabei bin ich mir nicht sicher, ob es die perfekte Lösung gibt. Was aber sicher ist, dass eine solche Lösung über eine gewisse Zeit wachsen muss.
    Liebe Grüße
    Teresa

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    1. Liebe Teresa,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Auch wir finden, dass einem Roboter natürlich vor allem soziale Kompetenzen fehlen, trotzdem werden in Japan immer mehr davon eingesetzt. Gestartet hat man dort bereits 2009, inzwischen wurden verschiedene Modelle davon mehrfach verkauft (http://www.zeit.de/2015/37/roboter-lehrer-schulen-japan).
      Jedoch sind sie nicht alleine mit der Klasse, sondern unterstützen den Lehrer, z.B. dabei den Geräuschpegel in der Klasse niedrig zu halten. Was denken du und die anderen, wie sinnvoll ein derartiger Einsatz ist? Gewöhnen sich die Kinder nicht mit der Zeit an den Roboter und wie sinnvoll ist er dann, eurer Meinung nach, noch?
      Die Frage nach den sozialen Kompetenzen des Lehrers wäre damit gelöst, doch ist ein solches Konzept an deutschen Schulen überhaupt vorstellbar?
      Du hast auf jeden Fall Recht, dass der Lehrer die entsprechenden Impulse gibt, sowie eine Auswahl an Materialien durchführt und den Schülern ein Thema schmackhaft machen muss.
      Natürlich muss ein Lehrer seine Kompetenzen nicht abrufen, trotzdem denken wir, dass er über gewisse Kompetenzen, vor allem soziale, verfügen sollte, damit zumindest die Möglichkeit der Anwendung besteht.
      Dazu ein kleines Beispiel aus meinem Kunstunterricht. Unser Lehrer hat, um uns Sigmund Freuds Überlegungen zum Es, Ich und Über-Ich näher zu bringen, ironischer Weise gemeint: Er sei Lehrer geworden, damit er kleine Kinder quälen kann. (Mehr zu Freud könnt ihr hier lesen: http://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/psychotherapie/pwiesigmundfreudbeginnderpsychoanalyse100.html)
      Mal angenommen auf den einen oder anderen Lehrer würde diese Aussage wirklich zutreffen, wäre es dann nicht sinnvoll einen Kompetenztest zu entwickeln? Wie könnte ein solcher Test aussehen?
      Dein Vorschlag mit den Tandempartnern ist eine gute Alternative zu einem Kompetenztest, denn so hat man auch eine gegenseitige Kontrolle und hinzukommt, was wir persönlich als sehr wichtigen Punkt ansehen, dass man deutlich leichter differenzieren kann und die Schüler individuell fördern kann. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob man dazu bereit ist mehr Lehrkräfte einzustellen.
      Wahrscheinlich hast du Recht, es gibt keine optimale Lösung für diese Fragen und wahrscheinlich auch nicht eine, sondern viele verschiedene individuelle Lösungen, die es in den nächsten Jahren zu entwickeln und zu verfolgen gilt.
      Viele Grüße,
      Emily, Lisa & Vanessa

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  5. Hallo ihr 3 Lieben,

    erst einmal vielen Dank für euren tollen und informativen Blogbeitrag. Ich möchte mich an dieser Stelle gleich einmal dem ersten Kommentar von Anne anschließen. Diese PISA-Studien gehen mir ebenfalls allmählich etwas auf die Nerven, da diese einfach erst einmal nur Zahlen vorzeigen, ohne die wirklichen Zusammenhänge und auch Unterschiede dahinter zu erläutern, sodass jeder immer sofort geschockt ist ohne sich über Weiteres zu informieren. Ebenfalls bin ich der Meinung, dass der Lehrer sich in seiner Position auf gar keinen Fall zurückziehen sollte und mehr und mehr als Berater tangieren sollte, das halte ich für wenig sinnvoll. Natürlich sollte der Lehrer auch seine beratende Rolle einnehmen, allerdings ist er viel mehr dafür da den SuS aktiv etwas beizubringen, sodass diese davon profitieren und etwas mitnehmen können, was sie sich selbst vielleicht gar nicht alleine aneignen können.

    Vom Thema Ganztagsschule bin ich persönlich auch nicht gerade überzeugt, da ich nicht nur finde, dass das viele SuS einfach nur überfordert, vor allem bei der Masse an Materialen die sie dabei zu erledigen haben, sondern dass da einfach auch viel Wirtschaftliches dahinter steckt um es mal grob auszudrücken. Denn durch die Ganztagsschule können Eltern länger arbeiten, so bleibt die Wirtschaft in Schwung, verliert keine Arbeitskräfte, Frauen sowie teilweise Männer müssen eben nicht zwanghaft zu einer bestimmten Uhrzeit wieder zu Hause sein um die Kinder versorgen zu können usw. Der Alltag von den SuS – und somit auch von den Lehrern – wird dadurch so zugepflastert, dass kaum mehr Zeit für andere Dinge bleibt. Das stellt fast schon eine Parallele zur realen Arbeitswelt in der Wirtschaft dar, in der es um strikte Zeiten, zu erledigende Aufgaben und kaum Freizeit geht. Und ob das auf Dauer so gesund für Körper und Geist ist, vor allem für Kinder? Zweifelhaft.

    Man muss, wie fast überall im Leben, eine gesunde Mitte finden, sowohl für den Lehrer als auch für die SuS. Der Lehrer sollte die Person bleiben, die den SuS aktiv etwas beibringt und dabei auch als Berater zur Verfügung steht, sodass sich die SuS auch selbst entfalten können. Die SuS sollten die Schule wiederum ernst nehmen mit allem Aufwand und aller Arbeit die nun mal dazu gehört, aber dennoch in ihrer Freizeit und persönlichen Entfaltung außerhalb der Schule nicht zu kurz kommen.

    Viele Grüße
    Jacqueline

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    1. Liebe Jacqueline,

      vielen Dank für deine Anregungen. Im Bezug auf die Ganztagsschulen sind wir ganz deiner Meinung. Wir sehen darin ein großes gesellschaftliches, sowie wirtschaftliches Problem. Wenn die Eltern bereits die Möglichkeit haben ihre Kinder im Baby-Alter in einen 24-Stunden Kindergarten zu schicken, die Kinder zwischen 6-10 nach der Schule anstelle von Spiel&Spaß in der Hausaufgabenbetreuung sitzen und schließlich auf der weiterführenden Ganztagsschule ihren Tag "genießen" dürfen - dann läuft gewaltig etwas schief. Diese Situation ist vielleicht etwas überspitzt, aber führt uns vor Augen, dass die Kinder - wie du richtig beschrieben hast - mehr und mehr zum Wohle der Wirtschaft ihre Kindheit verlieren. Wer von uns hat sich früher nicht nach den Hausaufgaben noch mit Freunden getroffen oder hat die Natur erkundet?
      Vor allem in den 5. und 6. Klassen ist es daher auch unsere Aufgabe darauf zu achten, dass die Kinder nicht überfordert sind und zwischendurch vielleicht auch mal durch ein Bewegungsspiel oder in Biologie Experimente in der Natur diesem Gesellschaftsideal entkommen können. So fasst der DTB, Deutsche Turner Bund, die Wichtigkeit des Spielens wie folgt zusammen:
      "Jedes Kind eignet sich diese Fähigkeiten selbst an und hat sein eigenes Entwicklungstempo. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind Möglichkeiten bekommt, sich seinem augenblicklichen Entwicklungsstand entsprechend motorisch zu betätigen, d.h. dass vielfältige Bewegungsmöglichkeiten und attraktiven Anregungen vorhanden sind."
      Zu solchen pädagogischen Maßnahmen ist ein Roboter selbstverständlich nicht in der Lage - daher ist und bleibt der Lehrer auch in diesem Betätigungsfeld unverzichtbar, was auch durch das folgende Zitat noch einmal deutlich wird:
      "Vielfältige, abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeiten erweitern die Bewegungserfahrung. Umfangreiche Bewegungserfahrungen sind Grundlage für zielgerichtete Bewegungen sowohl bei alltäglichen (z. B. im Straßenverkehr) als auch bei sportmotorischen Handlungen (z. B. beim Ballspielen). Bewegungserfahrene Kinder reagieren z. B. in Gefahrensituationen schneller und situationsangepasster. Sie entwicklen ein positives Selbstbild, sind dadurch selbstbwusster und weniger ängstlich."

      Liebe Grüße,

      Emily, Vanessa & Lisa

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  6. Herzliches Hallo an Emily, Lisa und Vanessa,

    Vielen Dank für euren interessanten Blogeintrag. Er umfasst eine Thematik, die gerade wir als angehende Lehrer für uns selbst gründlich hinterfragen sollten. Ich für meinen Teil habe damals zwar das erschreckende Ergebnis der PISA Studie mitbekommen, konnte allerdings nicht wirklich etwas damit anfangen, zuweilen das ganze Thema für mich selbst zumindest damals noch ziemlich abstrakt war. Ich finde die Art und Weise, wie das neue Konzept nun angewendet wird noch nicht vollständig perfekt,, denke jedoch, dass es durchaus vielversprechend ist. Außerdem ist es meine Meinung, dass viel mit einer kompetenten Lehrperson steht und fällt. Ist der Lehrer selbst umfassend kompetent und zwar nicht nur in seinem Fachwissen, sondern auch in seiner Fähigkeit, den Schülern etwas zu vermitteln, so wird ein besseres Ergebnis erzielt werden als mit reinen schematischen Vorlagen und Versprechungen. Der Lehrer muss engagiert sein, und selbst das Ziel vor Augen haben, seinen Schülern Kompetenz auch im Hinblick auf das spätere Leben zu vermitteln.

    Nun möchte ich noch auf eure Fragen eingehen. Bei eurer ersten Frage thematisiert ihr die Ganztagsschulen. Ich selbst finde, dass man, sofern man die Möglichkeit zwecks finanzieller Mittel und Zeit besitzt, sein Kind nicht völlig „abschieben“ sollte auf eine Ganztagsschule. Natürlich ist das oft eine große Entlastung für Eltern, die selbst beruflich sehr eingespannt sind oder Alleinerziehende. Generell denke ich jedoch, dass in diesem Fall zu viel an die Lehrperson abgeschoben wird. Sei es nun die eigentliche Erziehung, die irgendwo auch von den Eltern vernachlässigt wird und so teilweise den Lehrkräften zufällt oder eine gezielte Versorgung der Bedürfnisse des Kindes. Die Kinder selbst sind oft unglücklich und überfordert, immer mehr fühlen sich unter den starken Druck gesetzt, unbedingt eine bestimmte Leistung zu erbringen. Der Grundgedanke einer Ganztagsschule ist zwar sinnvoll, jedoch denke ich, dass viele Lehrer und Schüler daran verzweifeln.
    Um auf eure zweite und dritte Frage nachfolgend einzugehen. Der Lehrer ist wichtig. So wichtig, dass er nicht einfach durch eine Maschine ersetzt werden kann. Im neuen Lehrplan soll der Lehrer zwar nur noch eine Art beratende Rolle übernehmen, ist trotz alldem aber nicht wegzudenken. Er spielt die wichtigste Rolle im Moment des Unterrichts für die Schüler und dient als wichtige Bezugsperson und Ansprechpartner. Das Gewicht soll natürlich klar umverteilt werden, und Monologe des Lehrers als Unterrichtsformen gehören definitiv in die Vergangenheit, aber eine Maschine als Ersatz gehört auch definitiv nicht in die Zukunft.

    Die Kompetenzförderung bringt einen hohen Zeitaufwand mit sich, ich persönlich denke, dass diese Tatsache dieses eigentliche positive Konzept für Lehrer und Schüler in ein negatives Licht rückt, da es mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden ist. In naher Zukunft sollte daran gefeilt werden, wie man eventuell diesen Nachteil noch ausmerzen könnte, um einen negativen Beigeschmack zu vermeiden.

    Liebe Grüße
    Michelle

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    1. Ein herzliches Hallo zurück an dich Michelle,

      danke für deine Rückmeldung zu unserem Blog. Wie du auch geschrieben hast, finden wir, dass das Konzept „weg vom Frontalunterricht - hin zum Kompetenzorientierten Unterricht“ auf jeden Fall unser Ziel als Lehrer sein sollte. Dass es in der Umsetzung hier einige Probleme gibt, gerade jetzt in der Anfangszeit, ist denke ich völlig normal. Vermutlich wird es auch noch viele Jahre dauern bis wirklich spürbare Veränderungen im Unterricht zu sehen sind und dann letztendlich auch bei einer PISA-Studie „messbar“ werden. Ich denke hier ist es sehr wichtig, dass nicht wie so oft schon nach einigen Jahren das Konzept verworfen wird, weil man noch keine Erfolge sehen kann.

      Ebenfalls sind wir der gleichen Meinung, was die Wichtigkeit der Lehrperson angeht. Ohne eine Lehrperson, die nicht nur fachlich und methodisch kompetent ist, sondern auch sozial, ist eine erfolgreiche Unterrichtsstunde nicht denkbar.
      Du sprichst in deinem Kommentar auch auf die Problematik der Ganztagesschulen an. Natürlich sollte es nicht das Ziel unserer Gesellschaft sein, die eigenen Kinder völlig von sich abzuschieben und als einzige gemeinsame Berührpunkte des Tages eine Fahrt im Auto zur und von der Schule zu haben. Ich sehe hier eine große Gefahr in der Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Fast jeden Monat hört man in den Nachrichten von fehlenden Plätzen für Kindern in Kindertagesstätten. Doch glauben wir wirklich, dass dies eine Erziehung und die elterliche Führsorge, Strenge und Liebe ersetzen kann? Wie soll es einem Erzieher möglich sein gleichzeitig auf 20 Kinder aufzupassen UND ihnen moralische Werte und Regeln zu vermitteln. Ich denke jeder, der Kinder hat oder schon einmal auf Kinder aufgepasst hat, weiß, dass dies schon eine Herausforderung bei nur einem Kind sein kann.
      Auf Grund dieser Entwicklungstendenz denke ich, wird es auch immer schwieriger für Lehrer, Kinder und Jugendliche ganztags zu unterrichten und zu betreuen, weil an vielen Stellen einfach immer mehr eine gewisse Moral und Erziehung fehlt. Daher wird auch unserer Meinung nach der Lehrer niemals von einer Maschine zu ersetzen sein, der vor allem sozialen Problemen nicht gewappnet ist.
      Im Moment machen ich mein Orientierungspraktikum und besuche besonders Biologie- und NwT-Unterricht. Hier stelle ich fest, dass besonders in NwT das kompetenzorientierte Arbeiten einen Platz gefunden hat und tatsächlich schon umgesetzt wird. Ein zusätzlicher Faktor der hierbei aber auch eine große Rolle spielt ist meiner Meinung nach die Klassengröße. Zu meiner Schulzeit war diese in den meisten Fächern bei 30-33 Personen im Schnitt. Hier liegt er zwischen 14-17 Personen.
      Glaubt ihr nicht auch, dass die Klassengröße für kompetenzorientierte Arbeiten entscheidend ist oder seid ihr der Meinung, dass ein Lehrer eben so gut mit 10 Personen mehr allein durch gute Arbeitsmaterialien die Schüler so fördern kann, dass sie sich Kompetenzen „erarbeiten“ können?

      Liebe Grüße
      Lisa, Vanessa und Emily

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  7. Liebe Bloggerinnen,
    In eurem übersichtlichen Blog zum Kompetenzbegriff wurde mir noch einmal die Vielschichtigkeit unseres Bildungsbegriffes bewusst. Vor allem aber die Entwicklung, die der Kompetenzbegriff mit sich gebracht hat. Deshalb finde ich euer Thema nicht nur interessant, sondern auch wichtig als angehende Lehrkraft mich damit auseinanderzusetzen.
    Euer Aufhänger mit dem PISA-Schock finde ich plausibel, gerade unter dem Aspekt, dass die OECD die Initiatoren sind. Das bedeutet, dass der „Kompetenzwandel“ wirtschaftlichen Interessen statt politischen Interesse vorerst zu verdanken sind. Ebenso wie ihr auch anschaulich bemerkt habt, dass der Kompetenzbegriff zunehmend durch unsere Informationsgesellschaft in dem Mittelpunkt geprägt wurde. Meiner Meinung wird deutlich wie stark der Zuspruch ist, dass sich dieser Kompetenzbegriff im Bildungssystem etabliert. Gerne möchte ich dabei eure drei Fragen im Näheren aufgreifen und erläutern:
    Wenn man sich nochmal mit dem Begriff Kompetenzen in Bezug zur Fachdidaktik hinwendet, fällt auf, dass Kompetenzen nach Spörhase (2015, S. 27) eine andere Form von Formulierungen der Bildungsziele sind. Sie sind die Verbindung zwischen Wissen und Können wie sie schildert. Und darin liegt die Entwicklung: nicht nur Wissen, sondern auch das Können bzw. der Umgang mit Wissen ist die neue Devise. „Kompetenzen beschreiben den handelnden Umgang mit Wissen, dabei beziehen sie das „Anwendenkönnen“ und „Anwendenwollen“ des gelernten Wissens in verschiedenartiger Situation ein“ (Spörhase 2015, S.27). Wie ihr schon bemerkt habt ist dies ein schülerzentriertes Konzept, daher frage ich mich ob es, in Bezug auf eure erste Frage, tatsächlich zu einer Überlastung führt. Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht beim Lernkonzept, sondern bei der zeitlichen Belastung. Ich finde sogar, dass wenn sich Ganztagsschulen flächendeckend etablieren, dass es dann wichtig ist einen „kompetenzorientierten Unterricht“ umzusetzen, da „zwischen Zielen und Kompetenzen [der Unterschied besteht], dass nicht jedes Ziel auf die Anwendung des Wissens zielt […]“ (Spörhase 2015, S.28). Das bedeutet, dass Kompetenzen es eher ermöglichen Verknüpfungen und Wiederholungen von Inhalten/Wissen einzubauen. Statt einen trockenen Inhalt nach dem anderen abzuhaken. Und das wäre bei einer Ganztagsschule fatal für die Lernmotivation. Ziel der Kompetenzen entnehme ich demnach auch, dass Wissen durch Anwendung attraktiver wird und sich auch dadurch dem Schüler für sein späteres Leben zu Gute kommt. Kompetenzen und Wissen/ Inhalte schließen sich dabei auch nicht aus.
    Zu eurer zweiten Frage: Die Vorstellung eines Roboters finde ich persönlich schrecklich - nicht nur, dass mein ganze Berufswahl in Frage gestellt wird, sondern weil Lernprozesse auch von Zwischenmenschlichkeit geprägt werden. Was übrigens ja auch als Kompetenzfeld in Bezug auf soziales Verhalten wie Kommunikation angesprochen wird. Der Lehrer ist nicht nur Impulsgeber ebenso ist er auch Vorbild. Ich denke diese Aufgabe wird ein Roboter nicht zufriedenstellend erfüllen können.
    Abschließend möchte ich nun eure dritte Frage beantworten: Mit Sicherheit ist der Evaluationsprozess mit Tabellen zeitaufwändig und recht mühselig. Meiner Meinung nach wäre es wichtig, als Lehrkraft in Bezug auf das Themenfeld Kompetenz so ausgebildet zu werden, dass es auch andere Methoden gibt als das Ausfüllen von Tabellen. Ich hoffe, dass ich als Lehrkraft nach meiner Ausbildung qualifiziert bin mit dem Kompetenzbegriff zufriedenstellend arbeiten zu können. Selber kompetent genug sein, die Schüler in ihren Kompetenzen zu fördern und entsprechende Inhalte zu geben und lern-motivierende Impulse zu setzen. Das ist mein persönlicher Anspruch individuelle Wege zu finden, den Schülern die Freude am Lernen aufzuzeigen.
    Vielen Dank für euren Einblick in das vielschichtige Thema!
    Julia

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    1. Liebe Julia,
      danke für deine positive Rückmeldung zu unserm Blog.
      Ich finde er persönlich ein sehr interessanter Denkansatz, dass Wissen durch Anwendung attraktiver wird, wie du schreibst. In diesem Punkt muss ich dir voll und ganz zustimmen. In meinem Orientierungspraktikum kann ich im Moment ganz genau das erkennen. Wissen die Schüler in NwT, dass nach einem reinen Informationsinput eine persönliche Experimentphase auf sie wartet, ist die Motivation und die Aufmerksamkeit währen des Inputs deutlich höher. Ebenso ist die Motivation über die Ergebnisse ihrer Experimente danach zu diskutieren und schließlich eine Erklärung zu finden, sehr hoch.
      Ich sehe nur ein kleines Problem in der Umsetzung in Bezug auf Ganztagesschulen. Kompetenzorientiertes Arbeiten nimmt in den meisten Fällen mehr Zeit in Anspruch als z.B. Frontalunterricht (auch wenn vermutlich der Lerneffekt höher ist). Zwar sind Ganztagesschulen immer mehr im Kommen, aber das heißt in den wenigsten Fällen, dass ein Lehrer deshalb mehr Unterrichtsstunden pro Woche zur Verfügung gestellt bekommt, um sein Fach zu unterrichten. Häufig wird diese Zeit dann durch AGs, AKs oder weitere Fächer aufgefüllt.
      Denkst du man sollte evtl. gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern mehr Unterrichtsstunden pro Woche einplanen, sodass für den selbstständigen Erkenntnisgewinnungsprozess der Schüler mehr Zeit vorhanden ist und tatsächlich kompetenzorientiert gearbeitet werden kann? Oder brauchen wir gar nicht mehr Zeit, sondern nur kleiner Klasse, dass der Lehrer schneller neue Impulse setzen kann, wenn ein Schüler gerade nicht weiter kommt?
      Zu deiner Antwort auf unsere zweite Frage, können wir dir nur zustimmen. Auch wir fanden die Idee abstrus, dass man in China tatsächlich versucht einen Menschen durch einen Roboter zu ersetzen. Selbst in der Medizin sind Forscher bisher an ihre Grenzen gestoßen, was die Nutzung von Robotern angeht. Es gibt zwar z.B. den DaVinci Roboter, der einem Chirurgen durch seine 6 Arme helfen kann zu operieren, jedoch steuert der Arzt nach wie vor diese (http://www.zukunftstechnologien.info/technik-und-wirtschaft/robotik/roboter-in-der-medizin ). Andererseits wäre es aber unvorstellbar, dass ein Roboter einer Familie die Nachricht über den Tod eines Angehörigen überbringen kann und auch moralisch betrachtet, sollte.
      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Liebe Grüße
      Vanessa, Lisa und Emily

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  8. Hallo zusammen,

    jeder Lehrer muss sich mit den neuen Bildungsplänen und somit auch mit dem Kompetenzbegriff befassen. Daher fand ich euern Blogbeitrag sehr interessant.
    Durch das Erlernen von Kompetenzen können meiner Meinung nach Schülerinnen und Schüler Themen besser miteinander verknüpfen und sich auch besser neue Themen aneignen. Damit jedoch die Kompetenzen erreicht werden, müssen das Wissen, das Können und die Bereitschaft in den Unterricht eingebaut werden, was an den Lehrer im Vergleich zu den älteren Bildungsplänen eine neue Aufgabe darstellt. Meiner Meinung nach hat der Lehrer immer mehr eine beratende Aufgabe, da die Schülerinnen und Schüler sich die Themen selbstständig aneignen. Dies finde ich allerdings sinnvoll, da die Schülerinnen und Schüler schon von Beginn wichtige Kompetenzen lernen, die sie auch später im Leben brauchen werden.
    Durch die Einrichtung von Ganztagesschulen wird den Schülerinnen und Schülern natürlich in gewisser Weiße ihre Freizeit genommen, auf der anderen Seite denke ich jedoch auch, dass sie sehr sinnvoll sind, da viele Eltern sich nicht mehr die Zeit nehmen mit den Kindern zu Hause zum Beispiel Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Von einigen habe ich schon gehört, dass sie eine Ganztagesschule bevorzugen, weil sie das als Aufgabe der Schulen sehen. Ich denke jedoch, dass den Schülerinnen und Schülern nicht mehr abverlangt wird als früher. Das sich unser Bildungssystem verändert ist meiner Meinung nach nichts Schlechtes, sondern sogar wichtig, da sich auch das Leben der Schülerinnen und Schülern wandelt und man darauf eingehen sollte.
    Das der Lehrer durch eine Maschine ersetzt werden kann, ist meiner Meinung nach keine Möglichkeit, da sich eine Person im Gegensatz zu einer programmierten Maschine auf unterschiedliche Individuen einlassen und auf unvorhergesehene Situationen reagieren kann.

    Viele Grüße
    Tobi

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    1. Hallo Tobias,

      danke für dein Interesse an unserem Thema und deinem Kommentar dazu.

      Auch dein Standpunkt ist für uns nachvollziehbar, denn ja, was ein Schüler sich selbst erarbeitet bleibt viel besser hängen. Einhergehend damit wird der Lehrer zusehends als Berater tätig, die Frage ist natürlich nur ab welchem Alter, welches Maß gut für die SuS ist und wie auch Emily oben geschrieben hat, wie viel Zeit dafür wirklich bleibt.

      Dein Punkt zur Ganztagsschule fanden wir interessant, denn meistens muss sich letztere negativer Kritik stellen.
      Eine Ganztagsschule ist dann sinnvoll, wenn die Eltern keine oder kaum noch Zeit für ihre Kinder aufbringen können. Hier wäre jedoch die Frage, ob man sozusagen eine "halbe" Ganztagsschule macht und ältere Schüler zwischen angebotenen AGs oder dem eigenen Lernen Zuhause wählen lässt - denkst du/ denkt ihr die Schüler würden ein solches Angebot annehmen?
      Uns alle einig sind wir, denke ich, dass ein Robotereinsatz nicht sinnvoll ist. Wenn sich unser Bildungssystem nicht dahin wendet, sind auch wir der Meinung, dass ein Wandel im Bildungssystem sinnvoll ist, gerade auch, wenn man dies unter dem Gesichtspunkt der fortschreitenden Digitalisierung und Globalisierung sieht.

      Wir sind gespannt, wie viel sich in den nächsten Jahren, in der Praxis und im Bildungsplan selbst, ändern wird.

      Dir nochmals vielen Dank für deinen Kommentar und viele Grüße,

      Lisa, Emily und Vanessa

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    2. *Wir alle sind uns einig, (so heißt es oben natürlich richtig - sorry)

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  9. Liebe Emily, Lisa und Vanessa,

    vielen Dank für euren bildenden Blogeintrag. Wurde den Schülern wirklich bis 2004 Wissen eingetrichtert? Oder ist das heute auch noch so? Betrachte ich meine Schulzeit habe ich bis in die Oberstufe überwiegend „Bulimie-Lernen“ betrieben, nach häufig stundenlangen Frontalunterrichten, und hatte dennoch einen sehr guten/ guten Abschluss.
    Meiner Meinung nach konnten Schülerinnen und Schüler noch lange nach 2004 Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Problemlösungen in den verschiedensten Situationen noch nicht verantwortungsvoll nutzen, da sie diese nicht in ausreichendem Maße selbst erarbeiten mussten. Erst seit dem die Gemeinschaftsschulen immer mehr verbreitet sind erlernen Schülerinnen und Schüler durch das wöchentliche Lerntagebuch (inkl. Wochenplan), in den verschiedenen Niveaustufen, selbstständiges Arbeiten, welches sie von dem sturen „Bulimie-Lernen“ abbringt, angetrieben durch das eigenverantwortliche Lernen und Erledigen der Aufgaben, durch welche wiederum die eigentliche Motivation, getrieben durch Neugier, entsteht.
    Erst durch die Veränderungen der letzten Jahre wird den Schülerinnen und Schülern das Anwenden von Wissen und Können in neuen Situationen ermöglicht, sowie das kritisch-reflektive Denken und Handeln.

    Liebe Grüße,
    Selina

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    1. Hallo Selina,

      danke dir für deinen Kommentar.
      Nicht nur bis 2004, sondern auch, wie du richtig vermutet hast, danach gingen noch viele Lehrer nach dem Bildungsplan von 1994 vor. Dazu gab es 2014 einen Artikel in der Stuttgarter Zeitung mit folgendem Auszug:"Die Umorientierung von Lerninhalten auf Schülerkompetenzen ist zwar schon im Bildungsplan 2004 erfolgt, doch ließ offenbar schon damals die Erklärung der Kompetenzorientierung zu wünschen übrig. Stoch zufolge gehen viele Lehrer deshalb noch heute nach dem Plan von 1994 vor." (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verschoben-auf-das-schuljahr-2016-17-der-bildungsplan-kommt-mit-verspaetung.ea0313a4-10f0-42fe-8274-f48544e1acea.html)
      Auch Tobias hat oben von einem Wandel im Bildungssystem geschrieben, tatsächlich denken auch wir, dass dieser erst in den letzten Jahren angestoßen wurde. Eine Umsetzung in die Praxis braucht dann nochmal Zeit, trotzdem konntest du schon Zeuge anderen Unterrichts/ SuS werden - hoffen wir, dass es so weitergeht.

      Danke dir nochmals für deinen Kommentar,

      Emily, Lisa & Vanessa

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  10. Liebe Emily, Lisa und Vanessa,

    vielen Dank für euren interessanten Blogeintrag. Ich möchte auf eure Anfangsfrage eingehen, ob die Bildungs- und PISA-Problematik in der Inkompetenz der Lehrperson verankert ist. Ich denke nicht, dass die Lehrkräfte der einzige und ausschlaggebende Punkt sind - viel mehr spielen viele Faktoren zusammen.
    Zunächst einmal muss PISA als eigenständige Komponente betrachtet werden. Der Großteil handelt vom sturen Fachwissen. Doch was ist mit den zwischenmenschlichen, kommunikativen und sozialen Kompetenzen?
    Da beides von gleicher Bedeutung ist bin ich der Meinung, dass der Lehrer nicht immer mehr in den Hintergrund rückt - ganz im Gegenteil. Der Lehrer erfüllt wichtige Aufgaben zur Bildung von Fähigkeiten und Fertigkeiten für das Bestehen in der sozialen Gesellschaft.
    Eine programmierte Maschine dagegen ist nicht in der Lage auf außerfachliche Aspekte (wie z.B. emotionale Angelegenheiten) einzugehen, sowie die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu beachten, geschweigen denn die eigenen Persönlichkeiten der Schülerinnen und Schüler zu bilden, zu stärken und zu fördern.

    Liebe Grüße,
    Monja

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    1. Hallo Monja,

      auch bei dir möchten wir uns herzlich für deinen Kommentar bedanken.
      Du hast natürlich Recht, denn neben dem Lehrer gibt es noch weitere Faktoren.
      Interessant finden wir deinen Aspekt zu PISA, denn tatsächlich geht es hierfür nur um reines Faktenwissen.
      Wie oben bereits erwähnt, finden wir einen Robotereinsatz ebenso sinnlos wie ihr und fänden es gut wenn der Lehrer weiterhin eine unverzichtbare Rolle einnimmt, sei es zu bestimmten Zeitpunkten auch nur als Berater.

      Vielen Dank und liebe Grüße,
      Lisa, Emily & Vanessa

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