Biologie
und Bildung:
1. Der Bildungsbegriff
„Bildung
ist ein substanzielles Wechselverhältnis von Ich und Welt, in dem der Mensch
sich Welt zueignet und in dieser Zueignung nicht nur auf sich selbst, sondern
wiederum auch auf die Welt zurückwirft.“ (Abraham, 2012)
Diese
Definition von Peter Euler beinhaltet folgende wichtigen Merkmale der Bildung:
•
Bei
Bildung handelt es sich um einen Vorgang, in dem sich der Mensch Kulturgüter zu
eigen macht und diese in seinem Handeln verwertet.
→
Bei dem Bildungsvorgang entsteht eine Persönlichkeit.
•
Bildung
ist ein individueller und ergebnisoffener Prozess, da jeder Mensch anders bzw.
individuell an ein bestimmtes Themengebiet herantritt. (Vgl. Abraham, 2012)
•
Bildung
ist in ihrer Struktur kritisch, da sie nicht einfach so passiert, sondern
absichtsvoll zur Verbesserung durch und für den Menschen beitragen soll. (Vgl.
Abraham 2012)
Die
folgende Karikatur veranschaulicht, wie der Bildungsprozess in der Schule nicht ablaufen sollte. Wie bereits erwähnt, ist Bildung unter anderem ein Vorgang, in
dem sich der Lernende individuell einer Sache annehmen sollte. Es ist durchaus
verständlich, dass es als Lehrer nicht immer möglich ist, den Schülern eine
selbstständige und individuelle Zugangsweise zu Lerninhalten zu gewährleisten,
aber für den Lehrer in der Karikatur wäre es durchaus möglich, auf die
individuellen Bedürfnisse und somit auch auf die individuellen
Herangehensweisen der Schüler einzugehen.
Abb. 1 |
Anregungen für den Kommentarbereich:
•
Inwieweit ist es möglich in der Schule individuell an ein
Themengebiet heranzutreten?
•
Ist diese Möglichkeit in jedem Fach gleich stark gegeben?
•
Was kann der Lehrer dazu beitragen, um den Schülern einen
möglichst individuellen Zugang zum Lernangebot zu gewährleisten, damit die
Schüler das Lernangebot annehmen und für den eigenen Lernfortschritt nutzen
können?
1.1 Merkmale eines guten Biologieunterrichts
Guter
Biologieunterricht baut Kompetenzen auf.
Die
Schüler sollen durch den Biologieunterricht fähig im Umgang mit Fachwissen
sein, welches in verschiedenen Situationen produktiv eingesetzte werden soll.
(Vgl. Weizel/Schaal, 2012, S. 9f.)
Kompetenzen
beziehen sich nicht nur auf das fachgebundene Wissen, sondern auch auf
Fähigkeiten, fachübergreifende Fertigkeiten und Strategien. (Vgl.
Weizel/Schaal, 2012, S. 10)
In
der Sekundarstufe wird zwischen vier Kompetenzbereiche unterschieden:
Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung.
Guter
Biologieunterricht braucht konzeptuelles Fachwissen.
Fachwissen
seitens des Lehrers ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um einen
qualitativ hochwertigen Biologieunterricht zu halten. Es können zwar auch fachfremde
Lehrer einen Biologieunterricht vorbereiten, aber sobald man in der Klasse
steht und themenübergreifende oder tiefgründige Fragen von Schülern auftreten,
ist es wichtig, dass der Lehrer über ein gutes Fachwissen verfügt. „Dabei kommt
es nicht nur auf die Menge fachlicher Details an, die eine Person wiedergeben
kann (dann wären Fachbiologen per se die besseren Lehrkräfte), sondern auf die
Verfügbarkeit konzeptuellen Wissens“ (Weizel/Schaal, 2012, S. 10)
Guter
Biologieunterricht knüpft an Vorwissen an.
Es
wird immer eine bestimmte Anzahl an Schülern geben, welche Vorwissen gegenüber
bestimmten Themen, wie zum Beispiel über die Anatomie des Herzens oder die
Funktionsweise der Lunge besitzen. Dieses Vorwissen kann jedoch auch mit dem
biologischen Fachwissen, welches in dem Unterricht vermittelt werden soll, nicht
übereinstimmen.
Lehrer
müssen sich im Klaren sein, dass sie in ihrem Unterricht auf fehlerhaftes
Vorwissen stoßen können und müssen dies auch in ihrer Unterrichtsplanung
berücksichtigen. Es ist wichtig, dass Lehrkräfte diesem Vorwissen begegnen,
indem sie die Vorstellungen der Schüler gezielt im Unterricht aufgreifen. (Vgl.
Weizel/Schaal, 2012, S.12).
„Es
ist sinnvoll im Biologieunterricht auf Kontexte zurückzugreifen, die dem
Erfahrungsraum der Lernenden entspringen“ (Weizel/Schaal, 2012, S. 12)
Guter
Biologieunterricht geht produktiv mit Fehlern um.
Als
Lehrer sollte man Fehler seitens der Schüler nicht immer sofort sanktionieren.
Fehler können auch eine Lernchance bieten. Dies ist möglich, indem man im
Unterricht Phasen schafft, die als bewertungsfrei deklariert werden (Vgl.
Weizel/Schaal, 2012, S. 13). Des
Weiteren ist es wichtig, die Schüler spüren zu lassen, dass es nicht schlimm
ist, Fehler zu machen.
Guter
Biologieunterricht fordert zum Denken heraus
„Der
Biologieunterricht wird [...] so geplant, dass in dessen Verlauf die
Möglichkeit für die Lernenden geboten wird, handelnd mit ihrem Fachwissen
umzugehen und zu Lernprodukten zu kommen, die es der Lehrkraft und den
Lernenden ermöglichen die Lernleistungen zu reflektieren“ (Weizel/Schaal, 2012,
S. 13)
Guter
Biologieunterricht enthält ausreichend Übungsphasen
Um
Stoff zu verinnerlichen benötigen Schüler Übungsphasen. Leider kommen diese
Übungsphasen im Biologieunterricht häufig zu kurz, da Lehrer öfters Probleme
damit haben, Aufgaben zu finden, welche auf den Unterricht ihrer Klasse
zugeschnitten sind. (Vgl. Weizel/Schaal, 2012, S. 14)
Guter Biologieunterricht ist methodisch variabel
„Guter
Biologieunterricht zeichnet sich […] durch methodische Variation aus, die durch
das Setzen von Schwerpunkten auf ausgewählte Kompetenzen begründet ist.“
(Weizel/Schaal, 2012, S. 14)
Guter
Biologieunterricht verwendet Fachbegriffe überlegt und sparsam
Fachwörter sind
fester Bestandteil vom Fachunterricht und somit ist es wichtig, dass Schüler
Fachwörter lernen. Die Lehrkraft muss jedoch nicht jedes Fachwort eines
Themengebietes in den Unterricht mit einbauen, denn Fachwörter können auch
Lernhindernisse darstellen, indem sie das Erlernen fachlicher Inhalte
erschweren. (Vgl. Weizel/Schaal, 2012, S. 14f.)
„Als Faustregel
kann daher gelten, Fachwörter sehr bewusst auszuwählen und sie erst am Ende des
jeweiligen Unterrichtsprozesses einzuführen“ (Weizel/Schaal, 2012, S.15)
Anregung
für den Kommentarbereich:
•
Welche Merkmale machten euren Biologieunterricht zu einem guten
Unterricht?
•
Gibt es für euch weitere Merkmale, die einen guten
Biologieunterricht kennzeichnen?
• Welche
sind dies?
2. Ziele des Biologie
Unterrichts
2.1 Alter und neuer Bildungsplan im
Überblick
Über
Bildungspläne in Deutschland wird sehr wahrscheinlich im Moment, als auch in der
Zukunft, noch häufig und kontrovers diskutiert. Es ist ein ständiges und stets
aktuelles Thema, welches spätestens im Jahr 2015 große Aufmerksamkeit bekam, als
ein 18-jähriges Mädchen namens Naina einen Tweet verfasste, in dem sie sich
über das Schulsystem beschwerte. Sie postete damals auf der Plattform Twitter „Ich
bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber
ich kann ‘ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“.[1] Als
diese Kurznachricht plötzlich viral ging, löste dies förmlich eine riesige
Debatte im Netz aus. Angesichts der breiten Masse an Schularten und
verschiedenen Ausbildungen, sollte man, bevor man vergleicht und bewertet,
stark differenzieren und auf einen Bestandteil herunterbrechen. Dabei
muss also zumindest auf die Schulart und das Fach reduziert werden. Möchte man
jedoch ins Detail gehen, sollte man ebenfalls die Klassenstufe berücksichtigen,
diese wir aber in diesem Text nicht von Bedarf sein. Hier werde ich einen
groben und verallgemeinerten Vergleich im Bereich der Sekundarstufe anstreben,
in dem ich die letzte Bildungsplanaktualisierung näher unter die Lupe nehme.
Dabei konzentriere ich meine Betrachtung auf das Fach Biologie.
Zu Beginn sollte man wissen, dass es im
Jahre 2016 zu einer Bildungsplanänderung kam. Dabei wurden, aufgrund der
aufkommenden Gemeinschaftsschulen, drastische Veränderungen vorgenommen, um
einen allgemeineren und universelleren Bildungsplan zu erhalten. Da man in
dieser eben genannten Schulart mehrere Schulabschlüsse erreichen kann,
muss auch der Bildungsplan dementsprechend breiter gefächert sein. Dort, wo man
damals also noch in Gymnasien, Realschulen, Haupt- und Werkrealschulen unterteilt
hat, finden wir heute einen universellen Bildungsplan, welcher sich in
verschiedene Leistungsniveaus gliedert. Auch bei der Fächereinteilung lassen
sich viele Unterschiede finden. Zum Beispiel fand man früher viele
Fächerverbünde, diese waren in der damaligen Realschule NWA
(Naturwissenschaftliches Arbeiten) und in der Werkrealschule
Materie-Natur-Technik. So viel zum ganzen Rahmen, jetzt aber möchte ich
speziell auf die einzelnen Ziele der Klassenstufen eingehen.
Auch im aktuellen
Bildungsplan finden wir in der 5. Klasse einen Fächerverbund, welcher sich
Naturphänomene und Technik nennt. Hier werden grundlegende biologische, chemische,
physikalische und technische Aspekte behandelt. Es gibt gewisse Parallelen zum
alten Bildungsplan für die Realschule, da auch hier ein Fächerverbund vorliegt.
Dieser Verbund heißt, wie oben bereits genannt, Naturwissenschaftliches Arbeiten,
wird aber im Gegensatz zum aktuellen Plan bis zur 7. Klasse unterrichtet. Hier
werden auch diverse Themen behandelt, wie zum Beispiel der Umgang mit Stoffen
aus dem Alltag, Geheimnisvolle Kräfte, Pflanzen leben anders, das Erfassen
eines Lebensraumes, das Erwachsenwerden, die Bewegung in Technik und Natur, die
Luft, das Wasser, Experimente mit Schall oder Licht, Mikrokosmos und
Makrokosmos mit Hilfsmitteln erschließen und zu guter Letzt wie es von einem
Rohstoff zum Produkt kommt. Im Plan der damaligen Werkrealschule wird der
Schwerpunkt Ordnung gesetzt. Dabei müssen die Schüler ordnen, klassifizieren,
Stoffe trennen und untersuchen und diese wiederum sachgerecht auswählen. Diese
Eigenschaften fallen eher in den technischen Bereich, später jedoch kommt noch ein biologischer
Teil hinzu. Unter den Punkt belebte Welt fallen dann Themen wie die Bestimmung
von heimischen Wild- und Nutzpflanzen. Auch in der Werkrealschule lernen die
Schüler bzw. Schülerinnen in der 5. und 6. Klasse verschiedene Tiere zu
klassifizieren. Außerdem lernen sie einfache Zusammenhänge innerhalb eines
Ökosystems, welche sie ebenfalls untersuchen und schließlich selbst erkennen sollen.
Dies hängt mit dem Thema zusammen, da sie die Auswirkungen des
menschlichen Handelns auf die Natur bewerten und begründen können sollen.
Danach wird in der Werkrealschule der Schwerpunkt Körper gesetzt. Dabei wird
über die Veränderungen in der Pubertät unterrichtet, um ein
Verantwortungsgefühl gegenüber dem Körper entwickeln und Gefühle
wahrnehmen zu könne, wie auch andere zu respektieren.
Zurück zum gemeinsamen Bildungsplan 2016, in dem ab
der 6. Klasse bis hin zur 9. Klasse unter dem Schwerpunkt Organische Biologie unterrichtet
wird. Hier werden drei große Themen behandelt die beliebig für die Klassen
7, 8 und 9 gewählt werden. Dazu gehören die Zelle mit all ihren Prozessen,
Aufbauten und Stoffwechseln. Zum Beispiel sollen die Schüler die menschliche
Zelle von einer pflanzlichen unterscheiden können und deren Bestandteile mit
ihren zugehörigen Funktionen zuordnen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist
die Bedeutung der Photosynthese und die der Zellteilung, welche den Schülern
aufzeigen soll, dass sie die Grundlage des aktuellen Lebens sind.
Als nächstes
Thema wird die Humanbiologie behandelt, in der der Körperbau und dessen
Bewegungen eine wichtige Rolle spielen. Darauffolgend werden den Kindern die
gesunde Ernährung und die dazugehörige Verdauung nähergebracht. Auch die Atmung
und das Blutkreislauf werden unter dem Aspekt der Humanbiologie behandelt.
Unter anderem werden die Fortpflanzung, Immunbiologie und diverse
Informationssysteme mit all ihren zugehörigen Sinnen thematisiert.
Als dritter und
letzter großer Themenpunkt in diesen drei Klassenstufen kommt die Ökologie
hinzu. Anders als beim aktuellen Bildungsplan, kommt es beim Bildungsplan der
früheren Realschule zur Spaltung des Themenpools zwischen der 7. und 8. Klasse.
Hierbei sind auch die Themen nicht eindeutig gegeben, denn als einzige Vorgabe
steht hier: „In den Klassen 8 und 9 steht die Erarbeitung
von fachspezifischen Grundlagen im Vordergrund. Hier kann sowohl in Themeneinheiten
als auch systematisch unterrichtet werden. Die Module des Fächerverbundes „Naturwissenschaftliches
Arbeiten“ (Biologie, Chemie, Physik) können dabei nacheinander oder
nebeneinander oder
integrativ realisiert werden.“ (Bildungsplan 2004, Realschule, S. 102).
Nach
dem Bildungsplan 2004 der Werkrealschule wird ein Thema in verschiedenen Fächern gemischt unterrichtet. Wird also Wasser behandelt, so werden chemische
Eigenschaften erforscht, die nötigen technischen Einrichtungen zur Aufbereitung und dessen Lebewesen, wodurch auch die biologische Komponente gedeckt wird. Somit
werden folgende Themen in Anspruch genommen: Leben im Luftmeer,
lebensnotwendiges Wasser, Leben im Gleichgewicht und zu guter Letzt das Thema
„sich entwickeln“. Gegen Ende der 9. Klasse orientiert sich der Bildungsplan
stark an der Technik.
Als kleine Zusammenfassung lassen sich hier bereits
Unterschiede erkennen, wie zum Beispiel die Abgrenzung der verschiedenen naturwissenschaftlichen
Fächer. Im neuen Bildungsplan ist außerdem verankert, das das Fach Biologie ab der 7. Klasse nun getrennt unterrichtet wird. Nach dem alten Bildungsplan wurde das Fach in den
Realschulen und damaligen Hauptschulen nicht individuell, sondern stets in
Fächerverbünden unterrichtet. Dabei wird in der Hauptschule ein Thema mit allen
naturwissenschaftlichen Fächern verknüpft, wohingegen in der Realschule
innerhalb des Fächerverbundes die Fächer und deren Themen getrennt unterrichtet
werden. Nach der 9. Klasse hat man somit seinen Abschluss in der früheren Haupt-/
Werkrealschule geschafft.
In der 10. Klasse nach der Vorgabe des aktuellen
Bildungsplans finden wir uns im Themenbereich der Genetik und Evolution. In der
Genetik sollen die Schüler sich mit dem Prozess der Meiose auskennen, wie auch zum Beispiel den Aufbau der DNA erklären oder das Einsetzen von
Gentechnologie diskutieren können. In der Evolutionsbiologie sollten den
Schülern die Theorie nach Darwin, die Veränderung von Arten und die Bildung
neuer Arten mithilfe der Evolutionsfaktoren und die Bedeutung der kulturellen
Evolution für die Entstehung des modernen Menschen bekannt sein. Anders als beim altem Bildungsplan, bei welchem die Themen durch selbstständige Projektarbeit erarbeitet werden sollen, werden sie nun von der Lehrkraft unterrichtet.
Dazu
gehören Themen wie:
• Biotechnologie• Wasserstofftechnologie,
• Regenerative Energien,
• Kernenergie,
• Halbleitertechnologie,
• Elektrochemie/Galvanik,
• Fossile/nachwachsende Rohstoffe,
• Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion,
• Stoffe durch technische Verfahren (Kunststoffe, Farbstoffe, …),
• Globale Stoffkreisläufe,
• Treibhaus- und Ozonproblematik,
• Mineralogie,
• Steuern und Regeln,
• Informationen verarbeiten, speichern und übertragen,
• Sinnesorgane und Nervensystem
• Hormonsystem,
• Entwicklung des Lebens.
Auch
hier wird wieder deutlich, dass eine gewisse Mischung der drei naturwissenschaftlichen
Fächer vorzufinden ist. Vergleicht man die Abschlussklassen erneut, lassen sich
deutliche Unterschiede in den prozessbezogenen Kompetenzen erkennt. Somit wird
sichtbar, dass sich laut dem Bildungsplan von 2004 vor allem der Unterricht durch
Eigenerwerb mithilfe von Projektarbeiten auszeichnen soll, wohingegen laut dem
aktuellen Plan die Informationen über das Thema von der Lehrkraft gegeben sind
und diese schlussendlich vorwiegend diskutiert und kritisch betrachtet werden sollen.
Zum Beispiel sollen die Schüler laut neuem Plan, Vermutungen zu biologischen
Phänomenen aufstellen, Morphologie und Anatomie von Lebewesen untersuchen
können oder gar Aussagen zu naturwissenschaftlichen Themen kritisch überprüfen.
Man sieht also sowohl wesentliche Unterschiede in der Zielerreichung des
Biologieunterrichts, als auch in der Themenvorgabe, wenn man die oben genannten
Themen der 10. Klasse miteinander vergleicht.
Was
die Motivation bezüglich der Themen und der Unterrichtsart betrifft, möchte ich
zum Diskutieren anregen. Hier können und dürfen Argumente für oder auch gegen
die jeweiligen Aspekte fallen.
3. Leitperspektiven des
Bildungsplans 2016 und ihre Bedeutung im Biologieunterricht
Der neue
Bildungsplan von 2016 weist eine Reihe von Leitperspektiven auf, die sowohl
fächerspezifisch als auch fächerübergreifend in der Schule thematisiert und
behandelt werden sollen. Im Folgenden möchten wir die Beschreibungen im
Bildungsplan auf- und ausführen, diese durch andere Literatur ergänzen und zur
Diskussion anregen.
3.1 Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE):
Diese
Leitperspektive betrifft und umfasst viele Teile des Biounterrichts, ist aber ein
Thema, das vor allem die Bereiche Ökologie mit Ökonomie und den
Sozialwissenschaften verbindet. Ziel
dabei ist es, den Schülerinnen und Schülern Grundlagen und Informationen zu
bieten, beziehungsweise sie gemeinsam zu erarbeiten, mithilfe derer sie „als
Konsumenten, im Beruf, durch zivilgesellschaftliches Engagement und politisches
Handeln einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten [zu] können“.[2]
Allgemein geht es beim Begriff der Nachhaltigkeit darum, „nie mehr natürliche
Güter zu entziehen, als auf natürliche Weise nachwachsen können“ (Gropengießer,
2006, S. 130), es geht also um „die Beachtung der natürlichen Grenzen der
Belastbarkeit des Erdsystems“ und zudem um „den Umgang mit wachsenden sozialen
und globalen Ungerechtigkeiten.“ ² Bereits seit 1985 sind Themen zur
Umweltbildung fest im Unterricht verankert und werden seitdem immer zeit- und
didaktisch intensiver bearbeitet (vgl. Gropengießer, 2006, S. 131). Im Jahr
1980 wurde die Grundlage dafür von der (westdeutschen) Kultusministerkonferenz
gelegt, welche das Ziel von Umweltbildung und die damit verbundene Aufgabe der
Schule folgendermaßen formulierte: „Es gehört zu den Aufgaben der Schule, bei
den jungen Menschen Bewusstsein für Umweltfragen zu erzeugen, die Bereitschaft
für den verantwortlichen Umgang mit der Umwelt zu fördern und zu einem
umweltbewussten Verhalten zu erziehen, das über die Schulzeit hinaus wirksam
bleibt.“ (Killermann/Hiering/Starosta, 2005, S. 278). Diese Grundidee ist auch
weiterhin aktuell, entwickelte sich aber weiter und so sind die derzeitigen
Kernanliegen „neben dem Erwerb von Wissen über (nicht-) nachhaltige Entwicklung
[…] [beispielsweise] Bereitschaft zum Engagement und zur
Verantwortungsübernahme, Umgang mit Risiken und Unsicherheiten“ und andere.
Zudem werden zusätzliche Begrifflichkeiten genannt, die die Leitperspektive im
Unterricht verankern sollen, wie „Werte und Normen in
Entscheidungssituationen“, „Teilhabe, Mitwirkung, Mitbestimmung“,
„Demokratiefähigkeit“ sowie „Friedensstrategien“. ²
Konkret
übertragen auf den Biologieunterricht gibt der Bildungsplan das Ziel eines
besseren Verständnisses für „Auswirkungen von Eingriffen des Menschen auf die
Umwelt“ vor, wofür die Grundlage das Wissen über Wechselwirkungen und
Stoffkreisläufe ist. Zudem sind „Kenntnisse über heimische Ökosysteme, die
Herkunft und Produktion unserer Nahrung, sowie Nutzen und Risiken der
Gentechnik“ nötig für „persönliches Handeln in globaler Verantwortung“. Zusätzlich
geht es darum, „das Bewusstsein für die Möglichkeiten und Notwendigkeit
nachhaltigen Handelns“ zu stärken, sowie die Schülerinnen und Schüler zu
„verantwortungsvollem und umweltbewusstem Handeln in lokalen und globalen
Zusammenhängen“ anzuregen.[3] Im
Buch „Fachdidaktik Biologie“ wird von Umweltbildung gesprochen und meint damit
ähnliches: „Menschen zu einem verantwortungsbewussten und schonenden Handeln
gegenüber der Natur zu motivieren und zu qualifizieren“. Es gehe dabei darum,
„wie Menschen Natur und Umwelt wahrnehmen und erleben, ob und welches Wissen
sie sich aneignen, ob sie sich von der Umweltsituation betroffen fühlen, ob sie
Verantwortung für adäquates Handeln sich selbst oder anderen zuschreiben und
die entsprechenden Handlungskompetenzen haben.“ [Gropengießer, 2006, S. 130] Nachdem
die Umwelterziehung zum Unterrichtsprinzip wurde, entwickelte sich „das Konzept
einer problem- und handlungsorientierten Umwelterziehung“ [S. 131], wodurch
sich bis heute Umwelthandeln am ehesten initiieren lässt und es gilt, eine
„möglichst konkrete Verknüpfung globaler und lokaler Themen in der täglichen
Praxis des Lehrens und Lernen herzustellen.“ [S. 153].
3.2 Bildung für Toleranz und Akzeptanz
von Vielfalt (BTV):
Bei dieser
Leitperspektive liegt erst einmal ganz allgemein der Fokus auf dem „Respekt
sowie [der] [gegenseitigen] Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit“,
damit begründet, dass wir in einer „zunehmend von Komplexität und Vielfalt
geprägten modernen Gesellschaft“ leben. Es geht dabei darum, dass sich
Schülerinnen und Schüler [sich] mit anderen Identitäten befassen, sich in diese
hineinversetzen und sich mit diesen auseinandersetzen“, was dazu führt, dass
„ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität“ geschärft wird.[4]
3.3 Prävention und Gesundheitsförderung
(PG):
Hierbei wird
konkret auf „die Förderung von Lebenskompetenzen und [der] Stärkung von
persönlichen Schutzfaktoren“ abgezielt, was zur Folge haben soll, dass „Kinder
und Jugendliche [sollen] dabei unterstützt werden [sollen], altersspezifische
Entwicklungsaufgaben bewältigen zu können.“ In diesem Zusammenhang werden
verschiedene Lern- und Handlungsfelder genannt, wie die Selbstregulation, „ressourcenorientiert
denken und Probleme lösen“, „wertschätzend kommunizieren und handeln“ oder
„lösungsorientiert Konflikte und Stress bewältigen“. Des Weiteren gehören zu
dieser Leitperspektive auch Begriffe wie „Wahrnehmung und Empfindung“,
„Bewegung und Entspannung“, „Körper und Hygiene“, „Ernährung“ und „Sucht und
Abhängigkeit“, welche sich sehr gut in den Biologieunterricht einbinden lassen.[6]
So soll durch
den Unterricht beispielsweise eine altersangemessene Auseinandersetzung mit dem
eigenen Körper ermöglicht werden, aber auch die Bedeutung von gesunder
Ernährung, Stressbewältigung und einem ressourcenschonenden Leben geklärt
werden. Gerade aber bei Themen wie „Drogenkonsum, Stressbelastung und sozialer
Deprivation“ ist das „Zusammenwirken mehrerer Fächer notwendig.“ 5
In
„Fachdidaktik Biologie“ werden weitere Aspekte genannt, die das Thema der
Gesundheitserziehung als Unterrichtsgegenstand legitimieren: Die
„gesundheitliche Situation und die gesundheitsrelevanten Verhaltens- und
Lebensmuster der Heranwachsenden [gäben] Anlass zur Sorge. Aus dieser Situation
heraus wird gefordert, frühzeitig mit Präventionsmaßnahmen
zu beginnen und Programme zur Förderung allgemeiner Lebenskompetenz (life
skills) in die schulische Arbeit einzubeziehen.“ (Gropengießer, 2006, S. 100)
So geben zum Beispiel Befragungen, die Hurrelmann (u.a. 2003, in Gropengießer,
2006, S. 100) aufführt, über das Vorkommen von Allergien, „Probleme mit dem
Essen, die sich als Unter- bzw. Übergewicht zeigen“, das Auftreten
psychosomatischer Beschwerden bei Jugendlichen aber auch der vermehrte „Konsum
psychoaktiver Substanzen“, sehr viele Punkte, die mit Kindern und Jugendlichen
zu besprechen und zu erarbeiten sind und für die diese aktuelle Leitperspektive
die Grundlage legt. Zudem werden auch in „Biologieunterricht heute“ die Ziele
schulischer Gesundheitserziehung genannt, die den heutigen sehr naheliegen:
„gesundheitsgerechtes Verhalten anzubahnen und zu fördern sowie den jungen
Menschen möglichst frühzeitig ihre Verantwortung für die eigene Gesundheit
bewusst zu machen. In diesem Zusammenhang geht es darum, das individuelle
Verhalten des Einzelnen zu beeinflussen, wobei hier sowohl Bezug auf die
korrektive Ebene (Abbau gesundheitsbeeinträchtigender Verhaltensweisen) als
auch auf die präventive Ebene (Aufbau gesundheitsfördernder Verhaltensweisen)
genommen wird.“ (Killermann/Hiering/Starosta, 2005, S. 293)
3.4 Berufliche Orientierung (BO):
Ein
„wesentlicher Bestandteil“ dieser Leitperspektive ist die „individuelle
Förderung“, welche „auf festgestellten Kompetenzen, Potenzialen und Interessen
der Schülerinnen und Schüler“ beruht und die Jugendlichen dazu auffordern soll,
„ihre Bildungs- und Erwerbsbiografie eigenverantwortlich zu gestalten“.[7]
Der
Biologieunterricht kann, vor allem durch das „vielfältige praktische Arbeiten“
und die „theoretische und praktische Auseinandersetzung mit biologischen
Themen“ auch einen wesentlichen Teil zur beruflichen Orientierung der
Schülerinnen und Schüler beitragen. Es werden durch inner- und außerschulische
Lernorte „anwendungsbezogene biologische Berufsfelder“ kennengelernt, ein
„Interesse an den Naturwissenschaften [entwickelt]“ und es lassen sich
„gegebenenfalls ihre individuellen Stärken erkennen“.[8]
3.5 Medienbildung (MB):
Das Ziel dieser
Leitperspektive ist es, „Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie den
neuen Anforderungen sowie den Herausforderungen dieser Mediengesellschaft
selbstbewusst und mit dafür erforderlichen Fähigkeiten begegnen können.“[9]
Im
Biologieunterricht ist die Medienbildung insofern relevant, dass dort
„vielfältige Medien als Informationsquelle und zu Veranschaulichung zum Einsatz“
kommen und sowohl „bei der Erarbeitung von fachlichen Inhalten als auch bei der
Präsentation von Arbeitsergebnissen“ die Kenntnisse über die verschiedenen
Medien, als auch der geübte Umgang mit ihnen eine große Rolle spielen.8
3.6. Verbraucherbildung (VB):
Hiermit ist
gemeint, den „Erwerb und Ausbau von Handlungskompetenzen“ der Schülerinnen und
Schülern zu fördern, da sie „in ihrem Alltag mit vielfältigen
Konsumentscheidungen konfrontiert“ werden. Für die „Entwicklung eines
selbst bestimmten und verantwortungsbewussten Verbraucherverhaltens“ ist ein
„grundlegendes Verständnis über die eigenen Bedürfnisse und [globalen]
Zusammenhänge“ nötig und somit umfasst diese Leitperspektive alle
Konsumbereiche und Themenfelder wie „Ressourcen, Finanzen, Verbraucherrecht,
Lebensführung […], Medien Information und – übergreifend – [nachhaltigen]
Konsum“.[10]
Besonders die
Bereiche der Lebensführung mit den Themen „Körperbild, Ernähren, Kleiden,
Wohnen, Gesundheit“ kann im Biologieunterricht sehr gut aufgegriffen werden,
gerade auch in Kooperation mit der Leitperspektive der Prävention und Gesundheitsförderung
oder auch der der Bildung für nachhaltige Entwicklung, da auch der „Umgang mit
eigenen Ressourcen“, „Qualität der Konsumgüter“ und der „Alltagskonsum“ hier
von Bedeutung sind. 8
3.6 Anregungen zur Diskussion:
Nachdem nun
alle sechs Leitperspektiven des neuen, gemeinsamen Bildungsplans für die
Sekundarstufe ausgeführt worden, stellt sich uns die Frage, wie ihr diese
Themen einschätzt: Beziehen sie sowohl gegenwärtige, als auch zukünftig relevante
Themen ein? Wie würdet ihr die theoretische Ausarbeitung im Bildungsplan mit
der praktischen Umsetzung in der Schule einschätzen? Ist eine Thematisierung
aller Leitperspektiven im Biologieunterricht überhaupt möglich und zielführend?
Wenn ihr schon eigene Erfahrungen gesammelt habt, würden wir uns sehr freuen,
wenn ihr uns an diesen teilhaben lässt.
Wir können uns
vor allem vorstellen, dass die Thematisierung noch das kleinere Problem
darstellt und es vor allem an der nachhaltigen und tief ins Bewusstsein
tretenden Aufnahme scheitern könnte. So stellt sich beispielsweise die Frage,
wieso Kinder und Jugendliche eine hohe Prävalenz psychischer Störungen von 10%
in Deutschland haben, wozu Angststörungen, Depressionen, Störungen des
Sozialverhaltens und der hyperkinetischen Störung gehören. Noch erschreckender
ist die Angabe, dass nur circa ein Drittel der akut oder chronisch psychisch
erkrankten Kinder und Jugendlichen deshalb in Behandlung sind (vgl. Schulte-Körne,
Gerd, 2016). Auch wenn die Leitperspektive der Prävention und
Gesundheitsförderung erst seit dem Bildungsplan 2016 zu explizit erwähnt wird,
war das Thema schon zuvor Gegenstand im Unterricht. Wie kann es also sein,
dass trotzdem eine so große Zahl der Schülerinnen und Schüler von psychischen
Erkrankungen betroffen sind?
Eine weitere
Thematik, die wir noch benennen und mit euch diskutieren wollen, ist eine, die
zur Leitperspektive der Bildung für Akzeptanz und Toleranz von Vielfalt gehört.
Diese Thematisierung war hoch umstritten, manche sprachen von der
„Frühsexualisierung“ der Kinder und waren im „Kampf gegen Ehe und Familie im
Sinne eines Gender Mainstreamings“[11]. Das
Thema war so hoch in Diskussion, dass sich die Veröffentlichung aufgrund
mehrmaliger Überarbeitungen um ein Jahr verschoben hat. Doch nun gibt es die
oben genannte Leitperspektive, was eine offene Thematisierung und einen
respektvollen Umgang zum Beispiel mit Homosexualität zur Folge hat. Wie steht
ihr dazu? Seid ihr auf der Seite der Gegner dieser Leitperspektive oder haltet
ihr die Auseinandersetzung mit diesem Thema ebenso wichtig wie wir? Habt ihr
auch hier wieder eigene Erfahrungen, wie die Umsetzung in der Schule, speziell
im Biologieunterricht klappt? Führt die konkrete Aufnahme in den Unterricht
tatsächlich zu Akzeptanz und Toleranz?
Wir würden uns
freuen, darüber mit euch ins Gespräch zu gehen!
4. Biologiedidaktik
Biologiedidaktik
ist die Lehre vom Lernen und Lehren der Biologie. Jetzt könnte man meinen, "Alles klar, Biologiedidaktik verstanden und ab zum nächsten Thema." Aber wie komplex es hinter dieser einfachen Definition zugeht und mit was sie sich alles
beschäftigt, möchten wir im Folgenden aufzeigen. Dafür muss man sich das Thema
unter den Aspekten „der Wissenschaft Biologie, dem Schulfach Biologie und der
Wissenschaft Biologiedidaktik[12]“
anschauen.
Biologie
als Wissenschaft „befasst sich sowohl mit den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des
Lebendigen, als auch mit den Besonderheiten der einzelnen Lebewesen[13]“.
Man könnte nun stundenlang aufzählen, welche spezifischen Themen in dieser
Definition enthalten sind und aufführen, dass es noch Teilgebiete der Biologie
gibt.
Aber denken wir nun weiter, was das für das Schulfach Biologie bedeutet. Wie
kann man den Umfang des angesammelten Wissens in der Biologie in der Schule
anbringen? (vgl. 12) Es muss aus
dem ganzen Umfang ausgesiebt werden, was relevant für den Schulunterricht ist
bzw. welche Komplexität den Schülern gerecht wird. Außerdem muss noch
beachtet werden, dass das Schulfach Biologie fächerübergreifende Aufgaben besitzt,
wie schon in Punkt drei aufgeführt wurde. Welche Themen und wann diese Themen
im Unterricht unterrichtet werden soll ist keine leichte Aufgabe, die man so
nebenher diskutieren kann.
Daher
entstand die Wissenschaft der Biologiedidaktik. Diese Wissenschaft ist im
Vergleich noch sehr jung. „Lange Zeit hat man es weithin versäumt oder nicht
für notwendig gehalten, Vorgänge, die mit Biologieunterricht jeglicher Art
zusammenhängen, wissenschaftlich zu untersuchen. […] Die Notwendigkeit von
Biologiedidaktik kann (vereinfacht) in einem Satz zusammengefasst werden: Weil
es eine Auswahl von Inhalten unter bestimmten Zielsetzungen und eine
Optimierung von Unterricht geben muss“. (Berck, 2005, S.1)
„Das
Wort Biologiedidaktik besteht aus drei Bestandteilen: bios, dem Leben; logos,
dem Wort, der Lehre oder der Wissenschaft; und Didaktik, dem Lernen und Lehren.
Aber weder ist Biologiedidaktik nur Biologie, noch ist sie ausschließlich
Didaktik oder Erziehungswissenschaft. Sie ist auch mehr als eine Brücke
zwischen der Biologie und der allgemeinen Didaktik. Biologiedidaktik ist sowohl
Teil der Biologie, indem sie diese in ihrer eigenen Perspektive sieht, als auch ein Gegenüber der Biologie, indem sie in Vermittlungsabsicht kritisch deren
spezifische Beiträge auf ihren allgemein bildenden Wert, auf ihre Entstehungs-
und Verwertungszusammenhänge und auf ihre lebensweltlichen Verstehensmöglichkeiten
hin untersucht. In diesem Sinne ist Biologiedidaktik eine Metawissenschaft,
befasst mit der Reflektion und Vermittlung von Biologie.12“
Sie
bezieht sich nicht nur auf den schulischen Rahmen, sondern auf alle
Institutionen in denen biologisches Wissen vermittelt wird, wie z.B. die Erwachsenenbildung, informelle Bildungseinrichtungen (beispielsweise Science
Center oder Naturschutzgebiete) und vor allem Hochschulen. (vgl.12) In unserem Beitrag wollen wir aber vertieft den schulischen Aspekt aufgreifen und kritisch hinterfragen, welche
biologischen Bildungsinhalte vermittelt werden sollen. Im Rahmen unseres
Blogbeitrags können wir diese Frage natürlich nicht beantworten, jedoch wollen wir zum Nachdenken anregen.
Denn
„nicht jeder Bildungsinhalt hat demnach auch Bildungsgehalt[14]“.
Klafki sprach demnach von „einer sog. didaktischen Analyse hinsichtlich [der]
Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Sachstruktur, exemplarische Bedeutung
und Zugänglichkeit“ der Bildungsinhalte für die Schüler. „Insbesondere komme es
dabei darauf an, Antworten zu finden auf die Fragen „Was
soll aus der Fülle der heute vorliegenden Erkenntnisse (z.B. der
Biowissenschaften) in allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden? Warum sollen bevorzugt die ausgewählten Inhalte
unterrichtet werden, andere hingegen nicht? Wozu
soll unterrichtet werden, d.h. welche Fähigkeiten und Kompetenzen sollten die
Lernenden erwerben?“. (Killermann/Hiering/Starosta, 2015, S.11) Es gibt natürlich noch diverse andere didaktische Ansätze, um dieser Frage nachzugehen.
Wir aber finden, der bildungstheoretische Ansatz nach Klafki stellt die
richtigen Fragen nach dem Sinn der Bildungsinhalte. Denn wer kennt das nicht
aus seiner Schulzeit: Man kommt aus dem Unterricht und fragt sich, wofür im
Leben man das alles gerade eigentlich gelernt hat. Hier möchte ich noch einen
deutschen Rapper zitieren: „Ich kenn bis heut das Periodensystem, doch in
Chemie sagte keiner was von Drogenproblem’n[15]“.
Damit spricht MoTrip unserer Meinung genau den Unterschied zwischen
Bildungsinhalt und Bildungsgehalt bzw. auch Klafki’s Überlegungen hinsichtlich
der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung der Bildungsinhalte an. Mit der
alleinigen Kenntnis über das Periodensystem können die meisten Schüler im
momentanen und späteren Leben wenig anfangen. Themen die Schüler betreffen
können, wie Konfrontation mit Drogen werden nicht thematisiert, obwohl sie davon
vermutlich mehr Nutzen hätten, als leeres Auswendiglernen von Atomen in einer
Tabelle.
Es
„muss versucht werden, die biologischen Themen stets mit Fragen aus dem Alltag
der Schüler zu verbinden. […] Falls es nicht möglich ist, solche Bezüge
herzustellen, muss überlegt werden, ob ein biologisches Thema nicht entfallen
kann.“ (Berck, 2005, S. 260)
Wir
möchte an dieser Stelle verdeutlichen, dass wir den wissenschaftlichen oder
theoretischen Aspekt des Unterrichts gar nicht wegdiskutieren wollen. Denn
dieser Aspekt dient als essentielle Grundlage bzw. ist Fundament, um zu verstehen. Mit
diesem Fundament kann man aktuelle und zukünftige Themen, die die Schüler
tangieren, erarbeiten. So schreibt auch Karl-Heinz Berck: „So sehr nach den
Ergebnissen von TIMSS und PISA Wert auf die Vermittlung von Fähigkeiten und
Fertigkeiten gelegt wird - ohne grundlegendes Wissen hängt deren Training „in
der Luft“ und Probleme können schwerlich begründet gelöst werden.“ (Berck,
2005, S.261)
Um
ein Beispiel zu nennen und wieder weg von der Chemie zu kommen, nehmen wir das
Thema Neurobiologie zur Hand. Vorerst brauchen Schüler fundamentales Wissen
über das Nervensystem, um über Themen, wie die Auswirkungen von Drogen zu
sprechen. Denn das bloße Anprangern von Drogen, wie „Drogen sind schlecht und schaden eurem Körper“, hören die Schüler überall. Wenn man ihnen aber die
wissenschaftliche Seite aufzeigt, wie die Wirkungskette beispielsweise von THC ist und welche Auswirkungen das in einem jugendlichen Gehirn hat, sehen wir bessere
Chancen auf Prävention und mündigen Umgang mit Drogen.
In
unserem nächsten Punkt wollen wir nun eine Unterrichtsstunde beschreiben, wie
man beispielsweise Leitperspektiven des Biologieunterrichts erarbeiten kann.
Eine Einheit zur Prävention und Gesundheitsförderung (PG).
4.1 Unterrichtseinheit zu den
Leitperspektiven:
Das
Thema des Unterrichts im Bezug zur PG ist in unserem Beispiel Zigaretten.
Der
Einstieg besteht aus einem Bildimpuls von einem Tabakfeld, der begleitet wird
von einer kurzen Geschichte über die Anfänge des Tabaks. Lernziel hierbei ist
ein paar historische Eckdaten zur Geschichte des Tabaks zu kennen.
Das
nächste Lernziel soll sein, dass sich SuS Gedanken darüber machen sollen, warum
Menschen bzw. sogar sie selbst zur Zigarette greifen oder warum gerade nicht
bzw. damit aufhören wollen. Dafür hängt man ein rotes und ein grünes Plakat an
die Tafel. Das rote soll für die Gründe für das Rauchen darstellen und das
grüne für Gründe gegen das Rauchen. Es werden dabei rote und grüne Zettel an
die SuS verteilt, auf denen sie ihre persönlichen Gründe nennen oder Gründe, warum sie glauben, dass Menschen rauchen oder auch nicht rauchen. Diese Kärtchen
werden eingesammelt und vom Lehrer an das entsprechende Plakat angehängt. Der
Lehrer sollte sicherheitshalber die wichtigsten Aspekte selber als Kärtchen
vorbereitet haben, falls diese nicht genannt werden, um sie am Schluss zu
ergänzen. Beispielsweise für das rote Plakat, dass ab einer gewissen Zeit die
Nikotinsucht ein wichtiger Grund für das Rauchen ist oder auf dem Grünen,
welche schwere und nachhaltige gesundheitliche Schäden das Rauchen auf den
Körper hat.
Aus
den gesundheitlichen Schäden kann man auf einige Giftstoffe in der Zigarette
überleiten.
Die
wichtigsten Giftstoffe werden vom Lehrer beschrieben, welche Auswirkungen sie
im Körper haben und in welchen Produkten diese Stoffe sonst noch vorkommen.
Nach Möglichkeit könnte bzw. sollte man für Nikotin eine eigene
Unterrichtseinheit einplanen, um die genaue Wirkung im Körper und in der
Nervenzelle zu erarbeiten. Lernziel in diesem Abschnitt soll sein, dass die
Schüler erfahren, dass es neben Nikotin viele andere schädliche Stoffe in der
Zigarette enthalten sind.
Zum
Ende der Unterrichtseinheit hin, stellt man ein Rollenspiel auf. Ziel soll sein,
dass sich SuS überlegen, wie der Freundeskreis ihr Verhalten beeinflussen kann und im
gleichen Zug ausprobieren, sich dagegen behaupten zu können. Dabei bildet man
eine Rauchergruppe aus 4-6 SuS, die eine Schachtel Kaugummi-Zigaretten
bekommen. Jeder in dieser Gruppe soll eine nehmen und so tun, als wäre er ein Raucher. Diese Gruppe soll sich angeregt über ein Thema unterhalten, falls das
Schwierigkeiten bereitet, sollte der Lehrer Themen parat haben. Wenn es
beispielsweise 5 Gruppen gibt, sollen 5 SuS die noch zur keiner Gruppe gehören
kurz vor die Türe gehen. Wenn jede Gruppe ins Diskutieren gekommen ist, soll je
ein Schüler von draußen zur einer Rauchergruppe dazustoßen und versuchen, sich
am Gespräch zu beteiligen. Die Rauchergruppe bietet dem Neuankömmling eine
Zigarette an und versucht, ihn zum Rauchen zu bringen. Jedem SuS ist es selbst
überlassen, ob er die Zigarette nimmt oder nicht. Im Anschluss sollte über das
Rollenspiel mit dem Lehrer in der Klasse reflektiert und diskutiert werden.
Zum
Schluss der Stunde kann noch jugendgerechtes Informationsmaterial ausgeteilt
oder ausgelegt werden, dass man auf verschiedenen Internetseiten erhalten kann
z.B. auf www.kmdd.de (Keine Macht den
Drogen). (vgl.[16])
Dort haben wir auch die Idee unseres Unterrichtsverlaufs her. Auf dieser Seite
gibt aus auch noch zu anderen Themen Unterrichtsideen und -material.
Als
Abschluss zu diesem Punkt in unserem Beitrag, möchten wir noch eine kleine
Unterrichtsidee mitgeben. In unseren Recherchen zur Leitperspektive BNE sind
wir auf eine Internetseite gestoßen, die ein Onlinequiz zum Thema
Wald anbietet. Es gibt drei Quizze, eins zum Thema Klimawandel, eins zur Forstwirtschaft
und eins zur biologischen Vielfalt. Wir fanden, dass man um dieses Onlinequiz
eine Unterrichtseinheit aufbauen könnte, indem man sich die Fragen davor
anschaut und dazu passende Arbeitsblätter und Informationstexte erstellt (Die Fragen
aller Quizze kann man auf der Seite auf einen Blick einsehen). Man könnte zu je
einem Thema einen Informationstext erstellen, der im Unterricht dann im Rahmen einer Gruppenarbeit erarbeitet wird. Je eine Gruppe stellt dann ihr Thema vor und die
anderen in der Klasse machen sich Notizen oder man erstellt ein Arbeitsblatt, indem die SuS passende Informationen eintragen können. Zur Überprüfung dürfen die SuS
abschließend das Onlinequiz bearbeiten. Wir fanden, dass das Quiz sehr nett und
spannend aufgemacht ist. Das Onlinequiz beschreibt sich auf der Seite selbst so:
"Eine klare Vorstellung, ausreichendes Wissen und die Entwicklung eines
eigenen Verhältnisses zur Natur sind notwendig, um eine individuelle
ressourcensensible, klima- und umweltschützende Haltung auszubilden[17]“
Das Waldquiz von „Aktion Wald!“ findet ihr unter diesem Link: http://wald.bildungscent.de/waldwissen/waldquiz/.
4. 2 Anregung zur Diskussion in den
Kommentaren:
Wie würdet ihr
beurteilen, was wichtig ist für den Biologieunterricht ist und was nicht? Würdet
ihr euch Klafkis Didaktik anschließen oder anderes daraus schließen, wie wir es getan haben?
Was haltet ihr
von den Unterrichtsideen, die wir aufgeführt haben? Was meint ihr: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit seinen Schülerinnen und Schülern den Umgang mit Zigaretten oder ähnlichem zu besprechen?
Auch hier würden wir uns freuen, wenn ihr uns von eigenen Erfahrungen berichtet, Ideen einbringt oder auch kritisch unsere Meinung hinterfragt.
Danke fürs Lesen und wir freuen uns, zu lesen, was ihr zum Thema Bildung im Biologieunterricht zu sagen habt!
Viele Grüße von Marcel Dast, Fabian Feuchter, Sina Mohr und Adrija Vidacak
5. Literaturverzeichnis:
5.1 Bücher
Abraham A.
(2012). Wie viel Körper braucht die Bildung? (Hierbei handelt es sich um ein
Manuskriptfassung welche dem Vortrag von Anke Abraham beilag)
Berck,
Karl-Heinz (Hrsg.); Graf, Dittmar; Fischer, Anke; Iaman, Melek, 2005:
Biologiedidaktik. Grundlagen und Methoden. 3. Auflage. Wiebelsheim: Quelle
& Meyer Verlag
Eschenhagen,
Dieter; Kattmann, Ulrich (Hrsg.); Rodi, Dieter, Gropengießer, Harald (Hrsg.),
2006: Fachdidaktik Biologie. 7. Auflage. Köln: Aulis Verlag Deubner
Prof. Dr.
Killermann, Wolfgang; Prof. Dr. Hiering, Peter; Dr. habil. Starosta, Bernhard,
2005: Biologieunterricht heute. Eine moderne Fachdidaktik. 11. Auflage.
Donauwörth: Auer Verlag
Prof. Dr. Killermann, Wolfgang; Prof. Dr. Hiering, Peter; Dr. habil.
Starosta, Bernhard, 2013: Biologieunterricht heute. Eine moderne Fachdidaktik.
15. Auflage. Donauwörth: Auer Verlag
Weizel H.,
Schaal S. (Hrsg.). (2012). Biologie unterrichten: planen, durchführen,
reflektieren. 3. Auflage. Berlin: Cornelsen
5.2 Internet:
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2012): Bildungsplan der Hauptschule/Werkrealschule. http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/Bildungsplaene/Bildungsplaene-2004/Bildungsstandards/Bildungsplan2012_Hauptschule-Werkrealschule.pdf,
abgerufen am 17.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2004): Bildungsplan der Realschule. www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/Bildungsplaene/Bildungsplaene-2004/Bildungsstandards/Realschule_Bildungsplan_Realschule_Gesamt.pdf,
abgerufen am 17.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Gemeinsamer Bildungsplan der
Sekundarstufe I. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/SEK1/BIO,
abgerufen am 17.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe
I, Leitgedanken zum Kompetenzerwerb im Fach Biologie. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/SEK1/BIO/LG,
abgerufen am 08.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Bildung für nachhaltige
Entwicklung aus den Bildungsplänen 2016. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_BNE,
abgerufen am 07.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Bildung von Akzeptanz und
Toleranz von Vielfalt aus den Bildungsplänen. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_BTV,
abgerufen am 07.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Prävention und
Gesundheitsförderung aus den Bildungsplänen. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_PG,
abgerufen am 07.08.2018
Ministerium
für Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Beruflichen
Orientierung aus den Bildungsplänen. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_BO,
abgerufen am 07.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Medienbildung aus den
Bildungsplänen. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_MB,
abgerufen am 07.08.2018
Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport (2016): Leitperspektive zur Verbraucherbildung aus den
Bildungsplänen. http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_LP_VB,
abgerufen am 07.8.2018
Schulte-Körne,
Gerd (2016): Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen im schulischen
Umfeld. In: Deutsches Ärzteblatt, Deutscher Ärzteverlag GmbH. https://www.aerzteblatt.de/archiv/175333/Psychische-Stoerungen-bei-Kindern-und-Jugendlichen-im-schulischen-Umfeld,
abgerufen am 07.08.2018
https://www.queer.de/detail.php?article_id=24603,
abgerufen am 07.08.2018
https://www.welt.de/vermischtes/article136349928/Schuelerin-loest-mit-Tweet-Bildungsdebatte-aus.html,
abgerufen am 17.08.2018
https://www.biodidaktik.uni-hannover.de/was_ist_biologiedidaktik.html, abgerufen am 10.08.2018
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologie, abgerufen am 10.08.2018
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki#Kategoriale_Bildung, abgerufen am 10.08.2018
https://genius.com/Motrip-kaltes-wasser-lyrics zuletzt abgerufen am 10.08.2018
https://www.kmdd.de/unterrichtseinheit-nikotin.htm zuletzt abgerufen am 14.08.2018
http://wald.bildungscent.de/waldwissen/waldquiz/ zuletzt abgerufen am 18.08.2018
6. Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1: selber
erstellt.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenLiebes Blogger Team,
AntwortenLöschenvielen Dank für euren interessanten und informativen Beitrag.
Die Frage nach der Relevanz von Unterrichtsinhalt bzw. was „wichtig“ ist oder nicht, lässt sich aus subjektiver Sicht nicht wirklich beantworten. Schüler und Schülerinnen mögen einige Inhalte als nicht relevant ansehen, und dennoch gehören diese schlicht zur Allgemeinbildung. Außerdem variieren Ansichten darüber auch innerhalb der Schülerschaft. Interessiere ich mich persönlich für Chemie, möchte ich evtl. später in einem Beruf mit entsprechendem Beruf arbeiten? Dann hat für mich persönlich das Periodensystem einen ganz konkreten Lebensweltbezug. Möchte ich aber eine Ausbildung zur Bankkauffrau machen, sieht das Ganze anders aus…
Aus diesem Grunde setzt sich alle paar Jahre eine Kommission zusammen, um einen neuen Bildungsplan zu konzipieren, der sich idealerweise einerseits an den Interessen der SuS orientiert, andererseits aber allgemeine Kenntnisse, die unsere Kultur und unsere Gesellschaft ausmachen, ins Zentrum von Bildung stellt.
Nun aber zu den Merkmalen guten Biologieunterrichts:
Nach Weitzel/Schaal gibt es noch drei weitere Merkmale:
Guter Biologieunterricht …
• nutzt fachgemäße Denk- und Arbeitsweisen vielfältig,
• legt Wert auf die Qualität von Aufgaben und
• gründet stets auf einer fachlich korrekten didaktischen und methodischen Konstruktion
Das führt mich weiter, zur Frage, nach dem „Königsweg“ einer didaktischen Analyse
Die didaktische Analyse nach Klafki gilt meiner Meinung nach in der Tat zum Grundstock einer jeden Unterrichtsplanung, denn die Frage nach dem „Was“, „Warum“ und „Wozu“ stellt die Grundlage für alle weiteren Überlegungen zur Unterrichtsplanung.
Nun zu Eurer Frage, wann der richtige Zeitpunkt wäre, den Umgang mit Zigaretten oder anderen Rauschmitteln mit den Schülern und Schülerinnen (SuS) zu besprechen: Dazu lohnt sich, auch bezugnehmend zu Klafki’s Didaktik nach der Frage des „Was“, ein Blick in den Bildungsplan.
Die Vorgaben hier empfehlen das Thema in Klasse 7,8,9 im Unterricht zu behandeln.
Unter dem Abschnitt „3.2.2.3 Atmung, Blut und Kreislaufsystem“ S. 18/19, ist Folgendes nachzulesen:
Die SuS können…
„(7) die Entstehung einer Sucht beschreiben (z. B. Nikotin, Spielsucht)“
Und weiter:
„8) gesundheitliche Gefahren des Rauchens beschreiben und Nichtrauchen als zentrale Ma߬nahme für eine gesunde Lebensführung begründen.“
Eure Idee, das Thema „Rauchen“ in eine ganze Unterrichtseinheit einzubetten find ich sehr gut. Auch euer konkreter Vorschlag zur Gestaltung einer solchen Einheit finde ich sehr gelungen.
Ich habe mir bezüglich weiterer Vorschläge mal das Biologiebuch Prisma Biologie Klasse 7/8 angeschaut. Hier ist die Thematik, angelehnt an den Bildungsplan, eingebettet in den übergeordneten Themenkomplex Atmung, Blut und Kreislaufsystem. Zunächst werden Versuche zur Atmung vorgeschlagen und gleichzeitig mittels Basiskonzepten Zusammenhänge erschlossen. Auf den Seiten 92/93 werden Vorschläge gemacht, beispielsweise, wie Aufgaben formuliert werden können, und wie SuS weiter an die Thematik herangeführt werden können. Genannt wird hier z.B. das Rollenspiel, Internetrecherche usw.. Als Abschluss wird in dem Buch vorgeschlagen ein Projekt zu starten mit dem Thema: „rauchen – nein danke“. So könnten die SuS unterschiedliche Aufgabenbereich in Gruppenarbeit übernehmen:
• Eine Umfrage von Personen auf der Straße zum Thema Rauchen starten.
• Informationen sammeln und auswerten
• Ergebnisse präsentieren
Anschließend
• Bewerten
• Diskussion
Insgesamt finde ich euren Beitrag sehr informativ, weil er nicht nur die verschiedenen Bereiche des Bildungsplan erklärt, sondern auch mit guten konkreten Beispielen aufwartet. Vielen Dank nochmals dafür.
Liebe Grüße
Kathrin
Quellen:
http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_SEK1_BIO.pdf
Prisma Biologie: Dolpp et. al. Biologie 7/8. Klett Verlag S. 90
Hallo Kathrin,
Löschenvielen Dank für dein Kommentar und wir freuen uns natürlich dass dir unser Beitrag gefallen hat. Bei deiner Aussage, dass man „Die Frage nach der Relevanz von Unterrichtsinhalte […] nicht wirklich beantworten“ kann, muss ich dir zustimmen. Es wird nie gelingen jedem SuS gerecht zu werden, sodass jeder einen aktuellen Nutzen für sich daraus ziehen kann. Wie du auch richtig sagst gibt es viele Themen die zur Allgemeinbildung zählen und unterrichtet werden müssen bzw. sollten, da wird es auch das eine oder andere Thema geben, dass die SuS in dem Moment nicht gerade tangieren. Vor allem in solchen Fällen muss ein Biolehrer seine Fachdidaktischen Fähigkeiten zeigen, indem er auch diese Themen interessant gestalten und die SuS damit begeistern kann. Da muss ich schnell den Biologielehrer aus meiner Schulzeit erwähnen. Egal welches Thema auf dem Programm stand, er hatte den Unterricht immer so gut gestaltet, dass die ganze Klasse interessiert dabei war.
Aber um auf deine Aussage zu kommen, dass es auch SuS gibt die sich „persönlich für Chemie“ interessieren. Es ist richtig, dass man auch darauf achten sollte, dass die SuS ausreichend auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden. Außerdem sollten SuS viele differenzierte, teilweise tiefe Einblicke in ein Fach bekommen, um sie damit in der Berufswahl unterstützen zu können. Wie du sagst gibt es in einer Klasse immer eine riesige Spannweite an Vorstellungen was man später im Leben braucht. Da gibt es, wie so oft, keine goldene Mitte, mit der man alle zufrieden stellt. Man kann auch nicht die Schüler alle Themen bestimmen lassen, da würde man ebenso nicht weit kommen. Möglicherweise könnte man am Ende vom Jahr etwas Zeit einräumen für ein oder zwei Themen, über die die Klasse, aus einer Liste von Themen, selbst abstimmen darf.
Ich finde deine Einschätzung, wann der richtige Zeitpunkt wäre, um über Zigaretten zu sprechen, sehr gut begründet. Für das Thema bedarf es genug Hintergrundwissen zur „Atmung, Blut und Kreislaufsystem“. Da ist es natürlich gut, wenn man dieses Thema gerade bearbeitet, hier das Rauchen mit einzubetten. Was das Rauchen angeht kann es leider sein, dass es in der Klasse 7,8,9, keine Prävention mehr ist, sondern eher eine Intervention.
Abschließend find ich die Idee mit dem Projekt gegen das Rauchen auch eine tolle Maßnahme. Solch ein Projekt kann man möglicherweise auch schon mit früheren Klassenstufen erarbeiten.
Liebe Grüße
Fabian
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenLiebes Blogger Team,
AntwortenLöschenvielen Dank für euren sehr informativen Blogbeitrag. Die Frage was wirklich guten Unterricht ausmacht habt ihr sehr ausführlich beschrieben, zu eurer Frage. Ich denke man muss einen Mittelweg finden, da alle Merkmale in einer Stunde eher nicht verwirklicht werden können. Neben der üblichen Betrachtung des Bildungsplanes, fand ich besonders eure Aufzählung der Leitperspektiven spannend. Die im Bildungsplan doch sehr grob beschriebenen Perspektiven habt ihr gut und sehr verständlich erklärt und in den Biologieunterricht eingeordnet. Natürlich sind nicht immer alle Perspektiven für alle Schüler gleich interessant, allerdings finde ich, dass alle in die Lebenswelt der Schüler eingeordnet werden können. Dazu kann man jedoch perfekt eure dargestellte Didaktik von Klafki hinzuziehen. Das "Was, wo und warum" man etwas im Unterricht behandelt und die Herausforderung biologische Themen mit Schülerfragen zu verbinden macht jede der Leitperspektiven wichtig und für die Zukunft der Schüler entscheidend.
Zu eurer Frage, dazu gehört für mich auch die Leitperspektive der Toleranz. Genau wie bei politischen Meinungen, finde ich es wichtig den Schülern zu zeigen, was es alles gibt. Der erste Schritt, um Schüler zu toleranten und offenen Menschen zu erziehen, ist es ihnen zu zeigen, was es alles gibt. Das gilt eben auch für sexuelle Haltungen. Das Ansprechen der Themen von "Homosexualität" "Transsexualität" o.a. bedeutet ja nicht, Schüler zu etwas zu bekehren. Ich finde diese Themen müssen genau so offen und wertfrei behandelt werden wie verschiedene Religionen oder politische Haltungen.
Vielen Dank für euren Blogbeitrag
Liebe Grüße
Katharina
Liebe Katharina,
Löschenvielen Dank für dein Interesse und deine Rückmeldung zu unserem Blog.
Da du geschrieben hast, dass dir besonders die Ausführungen zu den Leitperspektiven gefallen haben, möchte ich darauf nochmals kurz eingehen. Uns war es wichtig, diese, vor allem in der vorliegenden Ausführlichkeit, aufzuführen, da sie ja bekanntlich erst seit 2016 so explizit in den Bildungsplänen aufgeführt werden. Somit hatten wir in unserer eigenen Schulzeit oder länger zurückliegenden Praktika kaum oder keinen Bezug zu ihnen. Außerdem wollten wir aufzeigen, dass nicht nur die vermeintlich "klassische" Leitperspektive für die Biologie, die Bildung für nachhaltige Entwicklung, im Biounterricht thematisiert und aufgegriffen werden kann und soll, sondern dass zu jeder Leitperspektive Überscheidungen und Verbindungen mit und zur Biologie zu finden sind.
Ich teile deine Meinung zur Leitperspektive zur Bildung von Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt, da sie vor allem in unserer multikulturellen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Denn auch wenn wir mit Blick auf die Vergangenheit deutlich toleranter beispielsweise gegenüber den unterschiedlichen sexuellen Haltungen, Familienformen und ähnlichem geworden sind, ist es auch jetzt noch wichtig, die Toleranz zu erweitern und an die Schülerinnen und Schüler weiterzutragen. Von daher bin ich ebenso wie du, wie es mir scheint, froh, dass dieses Thema zur Leitperspektive wurde. Bei der Umsetzung jedoch, ist, wie du auch schon sagtest, ein offener und wertfreier Umgang nötig, den die Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern gegenüber zeigen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass es mit Blick auf die Lehrerpersönlichkeit der einen Lehrkraft leichter fällt als manch anderer, diese Leitperspektive umzusetzen oder auch, dass nicht nur individuelle Voraussetzungen, sondern auch Voraussetzungen in der Klasse eine Thematisierung erleichtern oder erschweren können.
Auch hier wäre wir wieder erfreut zu sehen, wenn ihr eventuell schon eigenen Erfahrungen sammeln konntet und diese mit uns teilen würdet.
Danke dir nochmal, Katharina, für dein Kommentar.
Liebe Grüße, Sina
Hallo liebe Blogger,
AntwortenLöschenBiologie und Bildung- Klingt zugegebenermaßen nach einem eher trockenen Thema. Doch ihr habt es geschafft, euren Beitrag mit Leben zu füllen und abwechslungsreich zu gestalten! Besonders gelungen finde ich die vielen Anregungen zur Diskussion, die ihr fortlaufend in euren Beitrag eingebaut habt und mit denen ihr Leser (ich glaube ich spreche hierbei nicht nur für mich) somit sofort zum individuellen Weiterdenken anregt.
Gleich im ersten Abschnitt, in dem es um die Definition des Bildungsbegriffs geht, habt ihr die Frage gestellt, inwieweit es in der Schule möglich ist, individuell an ein Themengebiet heranzutreten und ob diese Möglichkeit vom unterrichteten Fach abhängt. Mir ist dazu eine Erfahrung eingefallen, die ich in meinem FSJ an einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum für geistig und körperlich behinderte SuS gemacht habe. In meiner Klasse, die sich aus SuS zusammensetzte, deren individuelles Leistungsniveau sehr groß war, wurde das Thema Mittelalter behandelt. Die „fittesten“ unter den SuS bearbeiteten Arbeitsblätter zum Thema Ritter und Burgen, andere durften aus Bauklötzen Ritterburgen bauen oder Vorlagen mit Buntstiften anmalen und die Kinder mit schweren, mehrfachen Behinderungen durften mit Armen und Beinen in mit Silberfolie umwickelte Pappröhren schlüpfen, um auf ihre Art Erfahrungen mit Ritterrüstungen zu machen. Was ist damit sagen möchte: Individualität im Unterricht ist möglich. Das Thema der Inklusion ist in aller Munde. Und Inklusion bedeutet auch, jeden Menschen mit seinen individuellen Möglichkeiten zu sehen und die Unterrichtsstruktur diesen Bedürfnissen anzupassen. Ich finde, dass die Unterrichtseinheit zum Thema Mittelalter ein gutes Beispiel dafür ist, dass man diesen Ansatz im Unterricht umsetzen kann. Auch außerhalb von Sonderschulen wird der Ansatz, individuell an ein Thema heranzutreten, beispielsweise durch den Schultyp der Gemeinschaftsschule ermöglicht. Wie ihr in eurem Beitrag zu den Zielen des Biologieunterrichts erklärt habt, wurde im Zuge der Einführung von Gemeinschaftsschulen, ein allgemeinerer und universellerer Bildungsplan erstellt, der sich in verschiedene Leistungsniveaus gliedert. Auch diese Tatsache bietet denke ich die Chance, den Unterricht individueller zu gestalten. Als Bedingung die Möglichkeiten nutzen zu können, würde ich eine gute Abdeckung mit Fachlehrern sehen. Je weniger SuS auf einen Lehrer kommen, desto einfacher ist es für diesen, Themengebiete individuell aufzubereiten. Dieser Grundsatz gilt meiner Meinung nach unabhängig vom unterrichteten Fach.
Teil 2
AntwortenLöschenVon euren weiteren zahlreichen Angeboten zur Diskussion, möchte ich noch auf die im Bildungsplan verortete Leitperspektive der Prävention und Gesundheitsförderung zu sprechen kommen. In eurem Abschnitt Gesundheitsförderung habt ihr erklärt, dass die Zielsetzung darin liegt, individuelle Verhaltensweisen der SuS, die ihre Gesundheit betreffen, auf korrektiver und auf präventiver Ebene zu beeinflussen. Hauptziel ist die Entwicklung sogenannter „Lebenskompetenzen“. Die „world health organization“ hat dafür fünf zentrale Lern- und Handlungsfelder beschrieben:
1. Gedanken, Emotionen und Handlungen selbst regulieren
2. Ressourcenorientiert denken und Probleme lösen
3. Wertschätzend kommunizieren und handeln
4. Lösungsorientiert Konflikte und Stress bewältigen
5. Kontakte und Beziehungen aufbauen und halten
Ich denke, dass dies Kompetenzen sind, die nicht nur speziell im Biologieunterricht, sondern im Laufe des gesamten Schulbildungsweges fächerübergreifend angebahnt werden sollten. Der Biologieunterricht bietet Themen, wie gesunde Ernährung oder die Wirkungsweise von Suchtmitteln, mit denen korrektiv und präventiv in das Verhalten der Schüler eigegriffen werden kann. Ich teile eure Bedenken, dass Aufklärung zu solchen Themen nicht nachhaltig genug ins Bewusstsein der SuS vordringen könnte. Deshalb bin ich der Meinung, dass SuS in jeder Altersstufe auf gesundheitliche Themen sensibilisiert werden sollten, um das Bewusstsein dafür aufrecht zu erhalten. Auf eure Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist, mit Schülern über Zigaretten zu sprechen, würde ich antworten: Möglichst zu Beginn der Sekundarstufe und dann immer wieder. Natürlich muss das Niveau der Einheiten entsprechend angepasst werden. Zusätzlich würden sich Aktionstage oder Projekte anbieten, die die SuS mit den Folgen konfrontieren. Beispielweise könnten Gespräche mit Personen organisiert werden, die aus eigener Erfahrung von den Problemen und Folgen berichten können. Was haltet ihr von dieser Idee?
Liebes Bloggerteam, vielen Dank für euren Beitrag! Ich hoffe, ich konnte mit meinen Gedanken etwas in die von euch angeregte Diskussion einbringen.
Liebe Grüße,
Judith
Quellen:
http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/leitperspektiven/praevention-und-gesundheitsfoerderung( abgerufen 17.09.18)
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
LöschenHallo Judith,
Löschenvielen Dank für deinen sehr ausführlichen und vielseitigen Kommentar. Ich freue mich, dass du dich an unseren Fragen, die wir in unserem Blogbeitrag gestellt haben, orientiert hast.
Das Beispiel aus deinem FSJ finde ich sehr interessant. Für mich macht es den Eindruck als hätte es der Lehrer geschafft, die meisten Schüler bzw. Schülerinnen an das Thema heranzuführen und ihnen eine individuelle Lernchance geboten. Man darf hierbei jedoch nicht vergessen, dass du dein FSJ an einer sonderpädagogischen Schule absolviert hast. Dort sind die Klassen kleiner und die Lehrer sind darauf fokussiert stark auf einzelne Schüler einzugehen. Ich denke an einer „normalen“ Realschule, Werkrealschule oder einem Gymnasium ist dies in einem solchen Ausmaß wie an einer sonderpädagogischen Schule nicht möglich, da die Klassen zu groß sind, um übertrieben gesagt, jeden Schüler individuell zu betreuen. Ich sehe dies auch als großes Problem an den Gemeinschaftsschulen. Es ist nahezu unmöglich als einzelner Lehrer jede Unterrichtsstunde so aufzubereiten, dass man den Unterrichtsstoff an jede Niveaustufen anpasst und somit auch viele unterschiedliche Unterrichtsmaterialien erstellen muss.
In manchen Fächern wie z.B. Sport oder Kunst lässt sich dies einfacher durchsetzen aber gerade z.B. im Fach Geschichte stelle ich mir dies schwieriger und aufwändiger vor.
Dennoch finde ich es gut, wenn man Schüler verschiedener Niveaustufen zusammen unterrichtet, da die SuS so den Umgang mit vielen unterschiedlichen anderen SuS haben und so gut auf die Individualität der Gesellschaft außerhalb der Schule vorbereitet werden.
Ich denke für alle Beteiligten (Lehrer und Schüler) wäre es das Beste, wenn die Klassengröße reduziert werden würde. Dadurch können Lehrer individueller und näher mit ihren Schülern zusammenarbeiten.
Die Idee, an Schulen Projekttage durchzuführen oder Gespräche mit Experten bezüglich gesundheitlicher Themen zu führen, halte ich für sehr gut.
Ich selbst hatte die Möglichkeit in der 7. Klasse einen dreitägigen Kurs bei einer Suchtberatung mit meiner Klasse zu besuchen. Dort wurden wir über verschiedene Drogen und deren Wirkung aufgeklärt. Die Wirkung von Alkohol wurde durch eine spezielle Brille veranschaulicht, durch welche das Sichtfeld stark verzerrt wurde. Abgeschreckt wurde wir zusätzlich durch Erzählungen eines ehemaligen Alkoholikers, der über seinen früheren Alltag berichtete.
Schade ist jedoch, dass das Thema „Auswirkungen der Drogen auf den Körper“ in den höheren Klassen nicht mehr aufgegriffen wird, denn wie schon in unserem Blogbeitrag geschrieben, hören es die SuS zu genüge, dass Drogen schlecht sind aber wissen oft nicht, warum dies so ist.
Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar.
Liebe Grüße, Marcel
Hallo liebes Bloggerteam,
AntwortenLöschenObwohl sich das Thema „Biologie und Bildung“ tatsächlich etwas zäh anhört, habt ihr einen wirklich informativen und interessanten Blogbeitrag gestaltet.
Ihr habt eine gute Übersicht über den neuen Bildungsplan mit dessen Neuerungen geschaffen und uns viele Anregungen zum Kommentieren gegeben. Ich fand es auch gut, dass ihr euch Gedanken zu einer eigenen Unterrichtsstunde gemacht und diese geteilt habt.
Ich halte alle von euch genannten Leitperspektiven für relevant im Unterricht. Allerdings stimme ich euch zu, dass die nachhaltige Verankerung bei den SuS problematisch sein könnte. Dennoch finde ich es wichtig jede der Leitperspektiven aufzugreifen.
Doch kurz etwas zur Prävention und Gesundheitsförderung:
Themen wie Stressbewältigung und Ernährung dürfen meiner Meinung nach nicht im Unterricht fehlen. Denn wie ihr schon gesagt habt, leiden viele Kinder und Jugendliche unter psychischen Störungen und auch die Zahl an übergewichtigen Kindern steigt immer wieder an¹, weshalb dort dringend Handlungsbedarf besteht.
Man fragt sich natürlich wie das sein kann, wenn Bereiche der PG schon zuvor Teil des Unterrichts waren, aber ich denke, dass die Behandlung solcher Themen einfach nicht so einen hohen Stellenwert im Unterricht hatte, wie es jetzt durch den neuen Bildungsplan der Fall ist.
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, wurde z.B. Die Ernährung oder der Umgang mit Stress nur sporadisch thematisiert.
Aber ich denke, durch den neuen Bildungsplan wird der Fokus mehr auf genau solche Problematiken gelenkt und dadurch hoffentlich auch ausführlicher im Unterricht thematisiert. Wie nachhaltig sich das Ganze letztendlich bei den SuS zeigt, hängt wohl von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Ich denke die Binnendifferenzierung bietet eine gute Möglichkeit, den Unterricht so nachhaltig wie möglich für alle zu gestalten. Dabei kann sowohl in der Thematik selbst differenziert werden als auch in der Nutzung verschiedener Medien oder Sozialformen.
Ich habe einen Text gefunden, in dem gute Anhaltspunkte gegeben werden wie man im Unterricht differenzieren kann: http://studienseminar.rlp.de/fileadmin/user_upload/studienseminar.rlp.de/gs-nr/Differenzierung.pdf (Stand: 18.09.18).
Zwar bedeutet Differenzierung auch mehr Aufwand für den Lehrer, aber ich denke, wenn die Schüler dafür etwas aus dem Unterricht mitnehmen und lernen, lohnt sich der Aufwand auf jeden Fall!
Liebe Grüße
Tammy
1 (https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_01_2018_KiGGS-Welle2_erste_Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile#page16 (Stand:18.09.18))
Liebes Bloggerteam,
AntwortenLöschenvielen dank für euren übersichtlichen und ausführlichen Blog zum Thema Biologiedidaktik und Bildung. Sehr interessant fand ich die Gegenüberstellung von neuem und altem Bildungsplan.
Ich finde es wichtig, dass die Bildungspläne immer wieder neu überarbeitet und an die gesellschaftlichen Änderungen angepasst werden. Die zentrale Änderung des Bildungsplans war u.a. die Einführung der Kompetenzorientierung. Vom Lernen zum Lehren heißt es nun. Es geht nicht mehr darum, was alles vermittelt werden soll, sondern was die Schüler nach einem Bildungsabschnitt können sollen.
Fraglich finde ich allerdings die internationalen Vergleiche wie TIMSS und PISA, die ihr auch aufgeführt habt. Hier fände ich es wichtiger in die Ausbildung, bzw. das Studium der Lehrer, Gebäude der Schulen und Materialien vor Ort zu investieren. Durch den Lehrermangel und den steigenden Zahlen an Schülern kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Ergebnisse bei PISA und TIMSS demnächst verbessern.
Den Unterschied zwischen Bildungsinhalt und Bildungsgehalt war mir bisher nicht bewusst. Daher war es sehr interessant darüber zu lesen. Im Nachbereitungsseminar des OEP´s und in der Einführung der Fachdidaktik (Biologie) habe ich bereits von Klafki und dessen didaktische Analyse gehört. Ich finde es immer wichtig, vor der Planung der Unterrichtsstunde zu überlegen, warum ich etwas unterrichten möchte und welche Gegenwarts-, Zukunftsbedeutung und Sachstruktur das Thema, bzw. der Inhalt hat. Nur wenn ich das selbst weiß, kann ich den Schülern den Sinn meines Unterrichts vermitteln und die Schüler wiederrum viel besser lernen. So wird, meines Erachtens, der Zugang für die Schüler erleichtert.
Daher halte ich die neuen fächerübergeordneten Leitperspektiven auch für sinnvoll. Denn hier geht es wie bei Klafki um die verschiedenen Dimensionen des Bildungsgehalts. Besonders wichtig erachte ich u.a. deshalb auch die Gesundheitsförderung. Die bereits beschriebenen „Lebenskompetenzen“ der WHO und deren zentralen Lern- und Handlungsaufgaben, die Judith schon erwähnt hat, erachte ich für besonders sinnvoll.
Mit einem Onlinequiz im Biologieunterricht kann man alltagsnah fachdidaktisches Wissen vermitteln. Deshalb denke ich, dass es für viele Schüler eine erfreuliche Abwechslung ist.
Viel Spaß beim Moderieren und
Eine schöne restliche vorlesungsfreie Zeit
Anja
Quellen:
Internet:
http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/Bildungsplaene/BP2016BW_ALLG_LBH.PDF, Stand 25.09.2018
Liebe Anja,
Löschendu hast sehr gut erkannt wie wichtig die Einführung der prozessbezogenen Kompetenzen wirklich ist. Denn wie schon gesagt wird nicht mehr allzu hoher Wert darauf gelegt was vermittelt wird sondern welche Kompetenzen die Schüler durch die gewählten Themen erlangen. Wird also im Unterricht eine Diskussion über die Globale Erderwärmung gestartet, hat dies nicht nur inhaltlichen Wert, in dem Sinne dass sich die Schüler über diese informieren, sondern sie sind in der Lage ihre Meinung dank ihrer gesammelten Funktionen und Mittel zu repräsentieren. Als Folge dieser prozessbezogenen Kompetenzen kann man also sagen, dass genau diese einen sehr hohen Bedeutungswert im späteren Leben haben, denn sie befähigen uns zum Beispiel den Umgang mit Zahlen, die Unterstützung der eigenen Meinung wie auch die Diskussionsfähigkeit in verschiedenen Gruppen. Also alles zentrale Aspekte und Fähigkeiten die unumgänglich im Leben gebraucht werden. Auch deine Meinung zu den internationalen Vergleichen ist plausibel, jedoch kann man auch hier das Ganze von einer anderen Perspektive sehen. Du schreibst zum Beispiel dass sich angehende Lehrer dieses Testen unterziehen sollten, dadurch würde sich jedoch nur eine theoretische Kompetenz der Lehrer überprüfen lassen. Denn gerade bei solchen Auswertungen sollte hoher Praxisbezug hergestellt werden, da diese schlussendlich die Vermittlungskompetenz der Lehrer auf Stofflicher Basis aufzeigt.
Halten wir also zum Schluss fest, dass nicht nur die Kompetenzen der Schüler von hoher Wichtigkeit sind, sondern auch die der Lehrer, da sich diese in der Leistung der Schüler am Ende wiederspiegelt.
Ich hoffe ich könnte noch einmal die Wichtigkeit der prozessbezogenen Kompetenzen für dich hervorbringen.
Danke für deinen anregenden Kommentar.
LG Andrija