Freitag, 14. September 2018

Bewertungskompetenz- was ist das und wie kann sie in meinen Unterricht einfließe


Liebe Leserinnen und Leser

„Die heutige Gesellschaft ist zunehmend durch wissenschaftliche Fortschritte im Bereich der Biotechnologie, der Medizin sowie der Energiegewinnung gekennzeichnet und aufgrund der sich daraus ergebenden ethischen Fragestellungen gespalten“ (Alfs 2012, 36).
Themen wie z.B. Stammzellforschung/Präimplantationsdiagnostik, Organspende, gentechnische Veränderungen an Organismen, Massentierhaltung oder regenerative Energieformen sind in unserer Gesellschaft sehr umstritten und müssen deshalb, in Bezug auf die ethische Vertretbarkeit, bewertet werden.
Doch auf welcher Grundlage bewertet man solche Themen, wie können unsere Schülerinnen und Schüler mit solchen Diskussionen umgehen und sich aktiv daran beteiligen?
Klar ist, dass man dazu bestimmte Fähig- und Fertigkeiten benötigt, die unter Bewertungskompetenz im Bildungsstandard 2004 im Fach Biologie der Kultusministerkonferenz, aber auch im Bildungsplan 2016 Biologie des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg zusammengefasst wird.
Was wird aber unter Bewertungskompetenz verstanden und wie kann man diese im Unterricht einsetzen, fördern und fordern?
Mit unserem Blogeintrag zum Thema möchten wir euch ein genaueres Bild zu dieser beschriebenen Kompetenz geben. Außerdem möchten wir euch an dem Beispiel Präimplantationsdiagnostik einen Einblick darüber geben, wie man die Förderung der Bewertungskompetenz konkret im Unterricht einbringen kann.

Doch bevor wir thematisch einsteigen, könnt ihr anhand dieses Videos eure eigene Bewertungskompetenz und euer Vorwissen zum Thema Präimplantationsdiagnostik testen. 



Hinterlasst uns doch in den Kommentaren eine kurze Stellungnahme dazu. 




1.)   Bewertungskompetenz in den Bildungsstandards im Fach Biologie der KMK 


Die Bewertungskompetenz wurde mit dem Beschluss vom 16.12.2004 der Kultusministerkonferenz über die Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss eingeführt.
Die landesübergreifenden Bildungsstandards stellen eine Reaktion auf das schlechte Abschneiden Deutschlands bei den internationalen Vergleichsstudien TIMMS (Third International Mathematics and Science Study), PISA (Programme for International Student Assessment) und IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) dar.
Die schlechten Ergebnisse wurden auf die bisherige Inputorientierung des Bildungssystems zurückgeführt. Aus diesem Grund „vermitteln [die Bildungsstandards] ihre Anforderungen über die verbindliche Festlegung von Kompetenzen“ (Alfs 2012, 29).
Doch was versteht man unter Kompetenzen?
Kompetenzen sind „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten um die Problemlösung in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert 2014, 27/28).
Durch die Beschreibung der Kompetenzen im Bildungsstandard wurde ein Wechsel von der Input- zur Outputorientierung im Bildungssystem vorgenommen (vgl. Alfs 2012, 31). Es sollen nun nicht mehr allein der Fokus auf dem detailliert vorgeschriebenem Inhalt und den passend dazu ausgewählten Themen liegen, sondern die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Schülerinnen und Schüler „bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Bildungsganges erreicht haben sollen“ (Alfs 2012, 30), rücken vermehrt in den Mittelpunkt.
Der Kompetenzerwerb soll laut Bildungsstandard 2004 auf der einen Seite durch die inhaltliche Dimension, also das Fachwissen und auf der anderen Seite durch 3 prozessbezogene Bereiche (Handlungskompetenzen) geschehen. Bewertung stellt neben Erkenntnisgewinnung und Kommunikation eine von drei Handlungskompetenzen dar, die den Schülerinnen und Schülern helfen die natürliche und kulturelle Umwelt zu verstehen und sich darin zurechtzufinden. Die Kompetenzen geben dabei das gewünschte Ergebnis des Lernprozesses an (vgl. KMK 2005, 7).

Die Bewertungskompetenz ist dabei näher beschrieben, als die Fähigkeit „biologische Sachverhalte in verschiedenen Kontexten [zu]erkennen und [zu]bewerten“ (KMK 2005, 12).
Die Ziele der Bewertungskompetenz sind laut der Bildungsstandards 2004 folgende (KMK 2005, 12):
·        Wertschätzung für eine intakte Natur und eine eigene gesunde Lebensführung entwickeln
·        Verständnis für Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zeigen
·        Neue Sachverhalte in Anwendungsgebieten der modernen Biologie erschließen
·        Beteiligung an gesellschaftlichen, z.T. kontrovers geführten Diskussionen
Schwerpunkt für Bildung eines ethischen Urteilsvermögens sollen dabei biologische Themen sein, die das verantwortungsbewusste Handeln des Menschen betreffen. Die Grundlage des Urteils soll drei Aspekte beinhalten, nachhaltige Entwicklung, die Würde des Menschen und das Wohlergehen der Menschen bzw. der Natur (vgl. KMK 2005, 12).
Um einen Sachverhalt bewerten zu können, müssen die Schülerinnen und Schüler zuerst die Problematik inhaltlich und vollständig erfassen. Dies wird als deskriptive Ebene bezeichnet. Nach dem die Problematik vollständig erfasst wurde, werden die sich daraus ergebenden Argumente, Positionen, Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven mit ethischen Werten in Beziehung gesetzt. Diese Ebene bezeichnet man als normative Ebene.
Zu einer ausgeprägten Bewertungskompetenz gehört die Fähigkeit einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich in die Rolle Andere hineinversetzen zu können, dadurch andere Standpunkte zu verstehen und Verständnis zu entwickeln. Die Lernenden sollen nicht nur ihr eigenes Urteil, sondern auch ein fremdes, andersartiges Urteil begründen können. Durch die Bewertung nach ethischen Gesichtspunkten wird die naturwissenschaftliche Perspektive ergänzt und ein multiperspektivisches Denken impliziert. Dies ist ein wichtiger Bestandteil im modernen Biologieunterricht (vgl. KMK 2005, 12).

Die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz teilt die Bewertungskompetenz in sieben Standards ein (KMK 2005, 15):
 Die Schülerinnen und Schüler ...
B1 unterscheiden   zwischen   beschreibenden   (naturwissenschaftlichen) und normativen (ethischen) Aussagen,
B2 beurteilen  verschiedene  Maßnahmen  und  Verhaltensweisen  zur Erhaltung  der  eigenen  Gesundheit  und  zur  sozialen  Verantwortung,
B3 beschreiben und beurteilen Erkenntnisse und Methoden in ausgewählten aktuellen Bezügen wie zu Medizin, Biotechnik und Gentechnik, und zwar unter Berücksichtigung   gesellschaftlich   verhandelbarer Werte,
B4 beschreiben  und  beurteilen  die  Haltung  von  Heim-  und  Nutztieren,
B5 beschreiben und beurteilen die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in einem Ökosystem,
B6 bewerten  die  Beeinflussung  globaler  Kreisläufe  und  Stoffströme unter dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung,
B7 erörtern  Handlungsoptionen  einer  umwelt-  und  naturverträglichen Teilhabe im Sinne der Nachhaltigkeit

Anhand der Bildungsstandards kann man zwei Bezugsbereiche ausmachen:
·        Die Umweltethik: „beschäftigt sich mit einem umweltverträglichen Verhalten, was im Sinne der nachhaltigen Entwicklung (Ökologie, Ökonomie und Soziales) steht“ (Alfs 2012, 38). Den Schülerinnen und Schüler sollen dabei nicht eine richtige Handlungsmöglichkeit vorgegeben werden, sondern zur kritischen Auseinandersetzung angeregt werden.
·        Die Bioethik: „erstreckt sich über das gesamte semantische Feld des Begriffs Leben (gr. Bios)“ (Sturma/ Heinrichs 2015, 1). Auf den Bereich der Bioethik wird im weiteren Verlauf des Blogeintrages näher eingegangen.

2.)   Einordnung der Bewertungskompetenz in den Bildungsplan 2016 Biologie des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Wie anfangs schon erwähnt wird die Bewertungskompetenz sowohl in den Bildungsstandards für das Fach Biologie der KMK, als auch im Bildungsplan 2016 Biologie des Landes Baden-Württemberg beschrieben.
„Biologische Phänomene beeinflussen nahezu alle Lebensbereiche des Menschen. […] Neuere Erkenntnisse aus den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Bio- und Gentechnik und Ökologie wirken sich direkt auf die persönliche Lebensgestaltung aus. […] Bei vielen gesellschafsrelevanten Fragestellungen sind biologische Kenntnisse Voraussetzung für eine fundierte Entscheidungsfindung“ (Bildungsplan 2016, 3).
Die Schülerinnen und Schüler sollen auf der Grundlage ihres Wissens über biologische Fragestellungen begründet Stellung nehmen und sowohl ihren eigenen Standpunkt, als auch andere Perspektiven zu biologischen Problematiken begründet bewerten können.
Die Kompetenzen im Bildungsplan werden, wie in den Bildungsstandards auch, nach inhalts- und prozessbezogenen Kompetenzen unterteilt.
„Die inhaltsbezogenen Kompetenzen umfassen das Fachwissen über Lebewesen, biologische Prozesse und Zusammenhänge. Die prozessbezogenen Kompetenzen beschreiben die Handlungsebene. Sie werden in die Bereiche Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung unterteilt“ (Bildungsplan 2016, 5). 







Abbildung 1: Inhalts- und prozessbezogene Kompetenzen (Bildungsplan 2016, 6)


Somit ist die Bewertungskompetenz ein Teil der prozessbezogenen Kompetenzen. Sie wird in drei Teilbereiche unterteilt:
·        Sachverhalte einordnen
·        Sachverhalte bewerten
·        Handlungsoptionen ableiten


      Auch im Bildungsplan 2016 vollzieht sich die Bewertung auf der deskriptiven und auf der normativen Ebene. Der Perspektivwechsel spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertungskompetenz.
Die Schülerinnen und Schüler erkennen bei verschiedenen biologischen Themen deren gesellschaftliche Bedeutung. Ihr Fachwissen ermöglicht ihnen eine multiperspektivische Betrachtung und befähigt sie, die unterschiedlichen Standpunkte begründet zu bewerten“ (Bildungsplan 2016, 10).
Das Einordnen von biologischen Sachverhalten spielt bei der Bewertungskompetenz eine ebenso wichtige Rolle, wie die ethische Bewertung von Anwendungen und Folgen biologischer Forschungsergebnisse. Es wird betont, dass die prozessbezogenen Kompetenzen „schrittweise an biologischen Inhalten erworben und über Jahre weiterentwickelt [werden]“ (Bildungsplan 2016, 7). In Bezug auf die Bewertungskompetenz bedeutet dies, dass es mit einer Unterrichtsstunde zu einem biologischen, für die Gesellschaft relevanten, Thema nicht getan ist. Die Bewertungskompetenz fließt in viele Themenbereiche ein und sollte fortlaufend im Unterricht gefördert, aber auch gefordert werden.

3.)   Theoriegeleitetes Modell zur Struktur von Bewertungskompetenz

       Da sich Bewertungskompetenz als Ganzes sehr schwer im Unterricht fördern lässt, ist es wichtig „Teilkompetenzen auszudifferenzieren und zu konkretisieren“ (Alfs 2012, 39).
Die Bildungsstandards für das Fach Biologie der Kultusministerkonferenz fordern diese Ausdifferenzierung und Gliederung ebenfalls. Daher gehen Reitschert et al. mit ihrem Modell zur Struktur von Bewertungskompetenz auf diese Forderungen ein. „Es leitet sich aus vorhandenen Modellen zur Urteilsbildung, aus fachdidaktischen und lernpsychologischen Erkenntnissen sowie aus philosophischen Überlegungen ab“ (Alfs 2012, 39).
Das Modell besteht aus acht Teilkompetenzen, „die für eine reflektierte moralische Urteilsfällung Voraussetzung sind“ (Alfs 2012, 39):











Die zwei Teilkompetenzen Perspektivwechsel und Argumentieren können „ als Grundfertigkeiten angesehen werden, die untrennbar mit den anderen Kompetenzen verbunden sind und die Basis für ethische Urteilsbildung, aber auch generell für kommunikative Prozesse bilden“ (Alfs 2012, 39/40). Der Erwerb der Teilkompetenzen erfolgt durch Interaktion und das Zurückgreifen auf bereits erworbene Kompetenzen.
Im Folgenden möchten wir euch die acht Teilkompetenzen kurz vorstellen.

„Warum ist der Sachverhalt moralisch relevant? Worin besteht die moralische Relevanz?“ (Reitschert 2009, 125), mit diesen Fragen sollen sich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der ersten Teilkompetenz auseinandersetzen. Es geht darum, sich die vorhandene Problematik erst einmal bewusst zu machen und sie als solche zu erkennen. Dabei gibt es unterschiedliche Entscheidungssituationen:
·        Bei der pragmatischen Entscheidungssituation werden Kosten und Nutzen in Bezug auf ein bestimmtes Ziel abgewogen, sie bezeichnet also eine Zweckmäßigkeitserwägung (vgl. Reitschert 2009, 53).
·        Ethische Entscheidungssituationen „durch die Frage nach handlungsorientierten Möglichkeiten für die Umsetzung persönlicher Glücksvorstellungen“ (Reitschert 2009, 53) gekennzeichnet.
·        Bei der moralischen Entscheidungssituation „werden die Interessen, Rechte und Pflichten aller Beteiligten untereinander abgewogen und eine Übernahme der Sichtweise der anderen Beteiligten ist notwendig, um eine gerechte Entscheidung zu fällen“ (Reitschert 2009, 53).
„In bioethischen Dilemmata fallen ethische und moralische Entscheidungssituationen zumeist zusammen, da es sowohl um die Frage nach Handlungsmöglichkeiten sowie –berechtigungen bezüglich eines gelungenen Lebens geht als auch um die Frage nach der Vertretbarkeit einer anvisierten Handlung auf der Basis eines gesellschaftlich bedeutenden Wertesystems“ (Reitschert 2009, 53).
Im Biologieunterricht soll die moralische Sensibilität der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Sie sollen bioethische Problematiken als ethisch-moralische Entscheidungssituationen und deren Relevanz erkennen sowie diese kritisch reflektieren. Zudem soll den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt werden, dass „es Probleme gibt, die auch unter Optimierung der äußeren Parameter nicht aufzulösen sind“ (Reitschert 2009, 329).

3.2 Wahrnehmen und Bewusstmachen der Quellen der eigenen Einstellung
„Sich zu verdeutlichen, welche Wurzeln die eigenen Einstellung hat und worauf sie gründet, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die ethische Analyse von kontroversen Themenbereichen“ (Alfs 2012, 40). Die Schülerinnen und Schüler sollen dafür sensibilisiert werden, woher ihre Einstellungen zu bestimmten Themen kommen und durch welche Einflüsse diese geprägt wurden.
„Welche persönliche Einstellung habe ich zu diesem Sachverhalt? Welche Komponenten und Einflüsse spielen eine Rolle bei der Ausbildung der eigenen Meinung?“ (Reitschert 2009, 125). Mit diesen Fragen sollen sich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb dieser Teilkompetenz auseinandersetzen. Ihnen soll bewusst gemacht werden, dass sowohl ihre Erziehung, als auch die Medien, ihre religiöse Zugehörigkeit, die Kultur, aber auch die eigene und/ oder familiäre Betroffenheit Einfluss auf ihre Einstellungen nehmen. Sie sollen sich kritisch mit ihrer eigenen Einstellung auseinandersetzen und diese reflektieren.
„Aufbauend auf dieser Standortbestimmung ist erst eine Auseinandersetzung mit anderen Werteorientierungen und Lebensentwürfen möglich“ (Reitschert 2009, 68).

3.3 Folgenreflexion
„Welche Folgen resultieren aus einer möglichen Handlung für die unmittelbar Betroffenen und für die Umgebung? Welche universalen Folgen lassen sich für die Gesellschaft imaginieren?“ (Reitschert 2009, 125). Mit diesen Fragen sollen sich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der Teilkompetenz Folgenreflexion beschäftigen. „Jede Handlungsentscheidung zieht bestimmte Folgen nach sich“ (Reitschert 2009, 74). Daher ist es wichtig, sich vor einer Entscheidung bzw. einem Urteil mit den Risiken, Folgen und möglichen Konsequenzen für die betroffenen Personen, aber auch für die Gesellschaft im Allgemeinen auseinanderzusetzen.
„Eine Antizipation der Folgen sollte also in jeder durchdachten und begründeten Entscheidung eine wichtige Rolle spielen“ (Reitschert 2009, 74). Die Schülerinnen und Schüler sollen zur Einnahme einer gesellschaftlichen Perspektive aufgefordert werden. Zudem sollte die konkrete soziale Perspektive bei der Bearbeitung ethisch-moralischer Probleme aufgegriffen werden und der Fokus auf den möglichen Lebensumständen der betroffenen Personen liegen. Man unterscheidet dabei zwei Dimensionen, die allerdings nicht klar voneinander zu trennen sind. Zum einen die neutrale Darstellung der Folgen und Konsequenzen. Zum anderen die persönliche Bewertung dieser. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass „die Konsequenzen[…] sowohl kurz- als auch langfristig, regional wie auch global, mittelbar, unmittelbar und abstrakt sein [können]“ (Alfs 2012, 41). 

3.4 Beurteilen
„Das angemessene Beurteilen eines ethischen Konflikts stellt eine zentrale Komponente von Bewertungskompetenz dar“ (Reitschert 2009, 82). Die Schülerinnen und Schüler sollen die Informationen aus einem problematischen Sachverhalt erkennen und benennen können. Dazu wird ein ausreichendes Sachverständnis benötigt sowie eine fachwissenschaftliche Klärung, denn „ein falsches Verständnis der biologischen Grundlagen kann ansonsten schnell zu einer unsachlichen und/oder unkorrekten Argumentation führen“ (Reitschert 2009, 83). Doch das Fachwissen alleine reicht zur Beurteilung einer ethisch-moralischen Problematik nicht aus, es muss nach der Analyse des Sachverhaltes eine ethische Beurteilung dieser Informationen erfolgen. „Das Fachwissen liefert die Basis dafür, Gründe und Motive für und gegen eine Handlung gegenüberzustellen und diese auf die dahinterliegenden moralischen Werte und Normen zu untersuchen“ (Alfs 2012, 41). Die Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, Argumente für und gegen einen bestimmten Sachverhalt mit den dahinterliegenden Wert- und Normvorstellungen einer Gesellschaft sowie deren Priorisierung abzugleichen und diese in ihre Entscheidung bzw. ihre Urteil miteinfließen zu lassen.
Sie sollen sich also beim Erwerb der Teilkompetenz Beurteilung mit folgenden Fragen auseinandersetzen: „Was ist an beschreibenden Informationen über den Sachverhalt bekannt? Welche Werte und Normen sind in diesem Sachverhalt inwiefern relevant? Gibt es Werte, die höher einzuordnen sind als andere? Warum/ warum nicht?“ (Reitschert 2009, 125).

3.5 Ethisches Basiswissen
„Ethisches Basiswissen wird als abrufbares Wissen in Form von gültigen Definitionen, bekannten Theorien und korrektem begrifflichen Verständnis betrachtet“ (Reitschert 2009, 99).
Den Schülerinnen und Schülern soll ein Wissen über bestimmte ethische Prinzipen und Grundpositionen vermittelt werden.
Es sollen die zentralen Begriffe ethischer Diskussionen (Ethik, Moral, Werte, und Normen) geklärt, reflektiert und transparent gemacht werden, denn „durch die explizite Hinterfragung und Reflexion solcher Begriffe werden Rechtfertigungen und Erläuterungen erforderlich und moralische Begriffe aus dem unbewusst akzeptierten Bereich des Sich-Selbst-Erklärens hinein in den Bereich der notwendigen Begründung genommen“ (Reitschert 2009, 101). Dabei gibt es die Möglichkeit den Biologieunterricht mit dem Ethikunterricht zu verbinden und gemeinsame Projekte zu gestalten.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich beim Erwerb der Teilkompetenz ethisches Basiswissen mit den folgenden Fragen auseinandersetzen: „Was bedeuten zentrale Schlüsselbegriffe wie Moral, Ethik, Norm oder Wert, deskriptiv oder normativ? Wie sehen Grundpositionen der Ethik aus? Welche Tragweite haben bestimmte ethische Theorien oder Prinzipien?“ (Reitschert, 2009, 126).

3.6 Urteilen
„Ziel einer jeden ethischen Diskussion sollte die Fähigkeit sein, ein gut begründetes Urteil zu fällen“ (Reitschert 2009, 120). Den Schülerinnen und Schülern soll nicht die reine Meinungsäußerung, sondern die Fähigkeit zur logischen Schlussfolgerung und die Begründungsfähigkeit vermittelt werden.
„Wie sieht ein persönlich begründetes Urteil in diesem Sachverhalt aus?“ (Reitschert 2009, 125). Mit dieser Frage sollen sich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der Teilkompetenz Urteilen auseinandersetzen.

3.7 Perspektivwechsel
„Die verschiedenen Sichtweisen betroffener Personen in einem moralisch problematischen Sachverhalt einnehmen und nachvollziehen zu können, ist unabdingbar für eine reflektierte Stellungnahme“ (Reitschert 2009, 64). Die Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, die gedankliche Perspektive des Anderen nachvollziehen und sich in die gefühlsmäßige Situation einfühlen zu können.
 „Wer ist inwiefern von einer jeden möglichen Handlung betroffen? Wie würde die gegenteilige Position begründet werden?“ (Reitschert 2009, 125). Mit diesen Fragen sollen sich die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf den Perspektivwechsel auseinandersetzen. 

3.8 Argumentieren
„Was macht ein Argument zu einem Argument? Wie lässt sich die Schlüssigkeit eines Arguments überprüfen? Was ist ein Naturalistischer Fehlschluss und wie kann er vermieden werden?“ (Reitschert 2009, 126). Mit diesen Fragen sollen sich die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der Teilkompetenz Argumentieren beschäftigen. Sie sollen lernen Argumente präzise zu formulieren und diese in ihrer Begründung logisch einzusetzen. „Argumentationsfähigkeit (als Fähigkeit zur konsistenten Begründung von Aussagen) ist als (domänen) übergreifende Kompetenz und damit als Schlüsselkompetenz zu bezeichnen“ (Reitschert 2009, 118).

4.)   Bewertungskompetenz am Beispiel der Präimplantationsdiagnostik
Wie anfangs erwähnt möchten wir euch am Beispiel der Präimplantationsdiagnostik aufzeigen, wie die Bewertungskompetenz im Unterricht konkret umgesetzt werden kann. Hierzu möchten wir auch, mit Hilfe des Beispiels, auf das Modell zur Struktur von Bewertungskompetenz und den einzelnen Teilkompetenzen eingehen.
Geeignet dazu sind Themen, die kontrovers diskutiert werden können, verschiedenartige Standpunkte erlauben und vom Menschen beeinflusst sind. Die Präimplantationsdiagnostik ist in Klassenstufe 10 dem Bereich 3.3.1 Genetik zuzuordnen und dabei dem Unterpunkt 8, der besagt, dass Schülerinnen und Schüler „den möglichen Einsatz der Gentechnik (z. B. Landwirtschaft, Medikamentenherstellung, Tierzucht) beschreiben und beurteilen“ (Bildungsplan BW 2016, 29) können müssen. 








 Abbildung 2: Karikatur PID

Die Präimplantationsdiagnostik ist ein bioethisch kontrovers diskutiertes Beispiel, welches einen multiperspektivischen Zugang ermöglicht und verdeutlicht, weshalb es sich gut für die Förderung der Bewertungskompetenz eignet (vgl. Reitschert 2009,15). Außerdem ist die Präimplantationsdiagnostik ein Thema welches die Schülerinnen und Schüler einmal selbst betreffen könnte. Um sich eine eigene Meinung dazu bilden zu können und die Thematik bewerten zu können, muss der inhaltliche Hintergrund geklärt sein, nicht nur jetzt in unserem Blogbeitrag sondern auch im Unterricht.


In der Präimplantationsdiagnostik, kurz PID, verbinden sich die Bereiche der modernen Gentechnologie und der Reproduktionsmedizin (vgl. Kollek 2002,9). Sie zielt darauf ab, bestimmte unerwünschte Eigenschaften eines Kindes auszuschließen (vgl. Kollek 2002, 217), denn die PID ermöglicht die Untersuchung der genetischen Eigenschaften von menschlichen Embryonen und deren Selektion. Voraussetzung dafür ist eine In-vitro-Fertisilation (vgl. Lemke & Rüppel 2017, 15).
Bei der In-vitro-Fertisilation werden Eizellen aus der Gebärmutter entnommen, im Labor befruchtet und danach wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Die Präimplantationsdiagnostik wird also am Embryo im Reagenzglas, zwischen Befruchtung der Eizelle und Implantation in die Gebärmutter der Frau, durchgeführt. Um dies möglich zu machen bekommt die Frau zu Beginn einer In-vitro-Fertisilation eine Hormonbehandlung, dies führt dazu, dass mehrere Eizellen reifen. Dadurch können in einem Zyklus mehrere Eizellen entnommen und befruchtet werden, was die wichtigste Voraussetzung für die Präimplantationsdiagnostik ist, da dadurch erst die Möglichkeit besteht eine Auswahl unter mehreren Embryonen zu treffen (vgl. Kollek 2002,13ff). Zur Befruchtung der Eizelle wird meist die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) durchgeführt, dabei wird ein einzelnes Spermium mit einer Injektionspipette aufgenommen und in die Eizelle injiziert (vgl. Reitschert 2009,19).
Es gibt zwei mögliche Untersuchungen bei der PID, zum ersten die Untersuchung der Eizelle, eine Polkörperbiopsie, dadurch kann das mütterliche Erbmaterial untersucht werden. Die zweite Möglichkeit ist die Untersuchung des Embryos, eine Embryobiopsie. Dabei werden Embryonen die aus 6 bis10 Zellen bestehen, sich also im Furchungsstadium befinden, ein bis zwei Zellen entnommen. Das Erbmaterial, dieser entnommener Zellen, wird untersucht. Die Entnahme findet meist 3 Tage nach der Befruchtung statt (vgl. Kollek 2002, 31ff). 





Abbildung 3: Durchführung PID




In Deutschland ist die Präimplantationsdiagnostik seit 2011 unter bestimmten Voraussetzungen und Auflagen erlaubt. Vor 2011 war die PID verboten durch das Embryonenschutzgesetz (vgl. Embryonenschutzgesetz 1990). Sie wird nur genehmigt, wenn eine schwerwiegende Erbkrankheit in der Familie vorliegt und eine starke Schädigung des Kindes als wahrscheinlich gilt. Aber auch Paare, die bereits ein Kind mit einer Erbkrankheit haben, in der Vergangenheit eine Tot- oder Fehlgeburt hatten oder bei denen eine Fertilitätsstörung vorliegt kommen für die Präimplantationsdiagnostik in Frage. Dabei ist gesetzlich nicht festgelegt welche Erbkrankheit als schwerwiegend gilt, daher bestimmt eine Ethikkommission ob die PID erlaubt wird oder nicht. Diese entscheidet über jeden Einzelfall individuell, Kriterien sind aber ein besonders schweres zu erwartendes Krankheitsbild, kaum oder keine Therapiemöglichkeiten und eine kurze Lebenserwartung. Weitere Voraussetzungen für die Durchführung der PID sind eine medizinische oder humangenetische und psychologische Beratung. Die Durchführung findet nur in spezialisierten und zertifizierten Zentren statt (vgl. Bundestag 2011, Wendler 2017).

Da nun die Hintergründe geklärt sind, geht es im Weiteren darum wie man dieses Thema im Unterricht behandeln kann, um die Bewertungskompetenz zu fördern.

Zu Beginn sollen die Schülerinnen und Schüler die moralisch-ethische Relevanz des Themas wahrnehmen und sich bewusst machen. Dazu empfiehlt sich ein Fallbeispiel im Unterricht zu betrachten, da dies dem Problemverständnis dient, das Problem zugänglich macht, mögliche Folgen veranschaulicht und zwischen Theorie und Praxis vermittelt. Außerdem kann durch eine Beispielgeschichte der Bezug zur Lebenswelt hergestellt werden und je mehr es sich bei diesem Beispiel um ein Dilemma handelt, wird die ethische Reflexion und Bewertungskompetenz gefördert (vgl. Schmid 2009, 165).
Zum Thema Präimplantationsdiagnostik gibt es zahlreiche Zeitungsartikel und Videos, die sich als Fallbeispiele für den Unterricht eignen, beispielsweise dieser Artikel https://www.zeit.de/2011/04/PID-Gentest (Spiewak 2011), da er eine Für und Wieder Seite aufzeigt.
Um den Schülerinnen und Schülern die Quellen der eigenen Einstellung aufzuzeigen, eignet sich eine Klassengesprächsrunde mit Fragebogen als Einstieg, in der darüber gesprochen wird, wie ihre Einstellung zum Thema Präimplantationsdiagnostik aussieht, ob sie diese ablehnen oder für sich selbst in Betracht ziehen würden. Dies kann aufbauend auf das Fallbeispiel geschehen, indem die Schülerinnen und Schüler ihr Position zum Beispiel äußern. Außerdem soll darüber gesprochen werden, was die Schülerinnen und Schüler aus ihrem Umfeld oder den Medien schon zur Präimplantationsdiagnostik gehört haben und ob sie womöglich auf eine dieser Meinungen aufbauen oder diese sogar übernommen haben.
Dabei lässt sich die Folgenreflexion ins Gespräch mit einbeziehen, welche Folgen zieht es beispielsweise nach sich, wenn die Präimplantationsdiagnostik ohne Einschränkungen und für jeden durchführbar und erlaubt wäre? Was für Folgen entstehen bei einer einzelnen Entscheidung für oder gegen die Präimplantationsdiagnostik?
Eine weitere Teilkompetenz des Modells zur Bewertungskompetenz ist das Beurteilen, es findet sich als Standard B2 in den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wieder (vgl. KMK 2005,15). Die Schülerinnen und Schüler sollten verschiedene Aussagen zur Präimplantationsdiagnostik hören und beurteilen können ob es sich um deskriptive oder normative Aussagen handelt und welche Normen und Werte in der Thematik als wichtig anzusehen sind.
Die Teilkompetenz Urteilen und Argumentieren, lässt sich inhaltlich verbinden, indem man im Urteil vermehrt auf die Argumentation der Schülerinnen und Schüler achtet und darauf eingeht was als Argument einzustufen ist und wie man dieses Argument am besten einsetzt um sein eigenes Urteil begründen zu können. Um dies im Unterricht umzusetzen eignet sich die Beratungssituation als Simulationsspiel oder auch das Rollenspiel. Ebenfalls erlernt und gefördert wird dadurch die Fähigkeit des Perspektivwechsels, da jeder Schüler und jede Schülerin mehrere Rollen einnehmen muss und den Standpunkt der Rolle, auch wenn es sich nicht um seine persönliche Einstellung zum Thema handelt, begründen können muss.


 Das war unser Blogbeitrag zum Thema "Bewertungskompetenz- was ist das und wie kann sie in meinen Unterricht einfließen?". Wir freuen uns auf eure Kommentare.
Jennifer und Anja



5.)   Literaturliste

Alfs, Neele (2012): Ethisches Bewerten fördern- Eine qualitative Untersuchung zum fachdidaktischen Wissen von Biologielehrkräften zum Kompetenzbereich „Bewertung“. Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

Eisenmann, Peter (2016): Werte und Normen in der Sozialen Arbeit- Philosophisch-ethische Grundlagen einer Werte- und Normenorientierung Sozialen Handelns. Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH.

Hübner, Dietmar (2018): Einführung in die philosophische Ethik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG.

Kollek, Regine (2002): Präimplantationsdiagnostik: Embryonenselektion, weibliche Autonomie und Recht. Tübingen und Basel: Francke.

Lemke, Thomas; Rüppel, Jonas (2017): Reproduktion und Selektion : Gesellschaftliche Implikationen der Präimplantationsdiagnostik. Wiesbaden: Springer VS.

Reitscher, Katja (2009): Ethisches Bewerten im Biologieunterricht- Eine qualitative Untersuchung zur Strukturierung und Ausdifferenzierung von Bewertungskompetenz in bioethischen Sachverhalten bei Schülern der Sekundarstufe I. Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

Standop, Jutta (2016): Werte in der Schule- Grundlegende Konzepte und Handlungsansätze. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.

Schmid, Bruno (2009): Bioethik in der Schule -Grundlagen und Gestaltungsformen. Münster: Waxmann Verlag.

Sturma, Dieter/ Heinrichs, Bert (Hrsg.) (2015): Handbuch Bioethik. Stuttgart und Weimar: J.B. Metzler.

Weinert, Franz E. (Hrsg.) (2014): Leistungsmessungen in Schulen, 3. Aktualisierte Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.

Internetquellen:

Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (1990): Gesetz zum Schutz von Embryonen, Embryonenschutzgesetz. http://www.gesetze-im-internet.de/eschg/BJNR027460990.html(Zugriff 01.08.2018).

Deutscher Bundestag (2011): PID in Deutschland künftig eingeschränkt erlaubt. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/35036974_kw27_de_pid/205898 (Zugriff 01.08.2018).

Kultusministerkonferenz (2005): Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss, https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.pdf (Zugriff: 30.08.2018).

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2016): Gemeinsamer Bildungsplan der Sekundarstufe I. Biologie, http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_SEK1_BIO.pdf (Zugriff: 30.08.2018).

PID Präimplantationsdiagnostik (2018): https://www.youtube.com/watch?v=EHZSP1iSCoM (Zugriff: 12.09.2018).

Spiewak, Martin (2011): Aus Liebe zum Leben. Zeit Online. https://www.zeit.de/2011/04/PID-Gentest (Zugriff 13.09.18).

Wendler, Nicole (2017): Präimplantationsdiagnostik. https://www.netdoktor.de/kinderwunsch/praeimplantationsdiagnostik/ (Zugriff 01.08.2018).

6.) Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bildungsplan 2016, 6



26 Kommentare:

  1. Liebe Blogger,

    mit dem Thema Bewertungskompetenz vor allem in Bezug auf PID habt ihr ein sehr spannendes Thema gewählt.
    Bewertungskompetenz ist ein sehr wichtiges Thema, dass den SuS ermöglichen soll verschiedene Sachverhalte in verschiedenen Kontexten zu bewerten.
    Ihr habt sehr schön und verständlich beschrieben, was man eigentlich unter Bewertungskompetenz versteht.

    Wie ihr schon in eurem Beitrag erwähnt habt, ist es sehr schwierig Bewertungskompetenz als ganzes zu unterrichten, daher ist es wichtig die verschiedenen Teilkompetenzen zu vermitteln um SuS handlungsfähig zu machen.

    Eure Idee, wie das Thema PID in Bezug darauf, Bewertungskompetenz zu fördern, im Unterricht eingebracht werden kann war sehr schön dargestellt.
    Da es sich hierbei um ein sehr spannendes Thema handelt, über das viel diskutiert werden kann ist es meiner Meinung nach wichtig, wie ihr schon erwähnt habt, den SuS zuerst Wissen an die Hand zu geben, welches es ihnen ermöglicht sich überhaupt erst eine Meinung bilden zu können. Einige SuS können eventuell mit dem Thema noch nichts anfangen, im Gegensatz zu anderen, die sich schon damit auskennen und schon eine ausgeprägte Meinung haben.
    Die SuS könnten ihre Ansicht zum Thema PID aufschreiben und diese werden dann von der Lehrkraft vorgelesen, so wird vermieden, dass jemand wegen seiner Meinung verurteilt wird und sich dann im weiteren Verlauf nicht mehr traut seine eigene Meinung zu äußern. Denn in Diskussionen besteht immer die Gefahr, dass einzelne SuS möglicherweise nicht das sagen was sie eigentlich sagen wollen, sondern das, was die anderen hören wollen.
    Nachdem einige Ansichten vorgelesen wurden, könnte daraus dann eine offene Diskussion stattfinden, in der noch einmal weiterführende Punkte geäußert werden.

    Auch interessant wäre es auch, die SuS unterschiedliche „Rollen“ annehmen zu lassen. Zum Beispiel die der Gesellschaft, die der Mutter oder die des Kindes. So könnten die SuS lernen, die Thematik auch aus anderen Gesichtspunkten zu betrachten, was wiederum ihre eigene Bewertungskompetenz fördert. So entstehen eventuell ganz andere Blickwinkel, die vorher außer acht gelassen werden. Damit wäre auch wieder die Gefahr ausgeschlossen, dass einzelne SuS wegen ihrer Meinung verurteilt werden, da sie in erster Linie die Ansichten einer bestimmten Gruppe vertreten, die nicht unbedingt mit ihrer eigenen übereinstimmen muss.

    Liebe Grüße
    Annelie

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    1. Hallo Annelie,

      vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zustimmung.
      Wie du sagst, gibt es bestimmt große Wissensunterschiede zum Thema PID in den Klassen, weshalb wir auch, wie in unserem Beitrag beschrieben, zuerst die fachliche Seite des Themas den Schülerinnen und Schülern aufzeigen würden. Dabei kann man den Wissensunterschied, beispielsweise durch die richtige Aufteilung in Gruppenarbeiten, gut nutzen und ohne das fachliche Wissen zum Thema ist eine Bewertung gar nicht möglich.

      Deine Idee, dass die Lehrkraft einige Ansichten vorliest find ich gut. Allerdings finde ich auch, dass man als Lehrkraft durch einige Regeln oder aufteilen der Klasse in kleinere Diskussionsgruppen ein Weg finden sollte, dass jeder in der Klasse sich traut seine Meinung zu äußern.
      Was du mit dem annehmen verschieder Rollen beschreibst ist als Perspektivwechsel ein wichtiger Teil der Bewertungskompetenz und haben wir im Beitrag in der Beratungssituation als Rollenspiel aufgegriffen.

      Liebe Grüße
      Jennifer

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  2. Teil 1:

    Liebe Bloggerinnen,
    Danke für euren Blogbeitrag zum Thema Bewertungskompetenz. Ich möchte sogleich auf euer Eingangsvideo zur PID eingehen. Wie ihr im späteren Blogverlauf darstellt, ist es beim Bewerten von biologischen Vorgängen äußerst wichtig, dass keine Beeinflussung von außen stattfindet. Meiner persönlichen Meinung nach ist dies beim Video nicht gegeben. Der Inhalt vom Video wird sehr dramatisch dargestellt, gleichzeitig erfolgen keine genauen Fakten zur PID. Fragen wie „Tun wir das richtige“, „Ist das zu viel Macht“ sind sehr provokativ gestellt und beinhalten eine negative Konnotation. Dieses Video würde ich eher nicht im Unterricht verwenden, vielleicht als Negativbeispiel wie gewisse Medien unsere Meinung beeinflussen können.
    Gerne würde ich betonen, wie essentiell die Förderung von Bewertungskompetenz im Biologieunterricht ist. Bei Bögeholz heißt es dazu: „Biologisches Wissen wird für gesellschaftliches Entscheiden und Handeln genutzt, z.B. in Fragen der Anwendung von Gentechnik, der angewandten Humanbiologie (Ernährung, Gesundheit) oder im Umgang mit Ökosystemen und der Biosphäre inklusive der biologischen Vierfalt“ (Bögeholz 2016). Jeder einzelne von uns begegnet im Alltag solchen Situationen, in denen biologisches Wissen zum Entscheiden und Handeln genutzt bzw. benötigt wird, sei es wie unser alltägliches Konsumverhalten zur Umweltverschmutzung beiträgt. Das Problem hierbei ist jedoch, dass die meisten Menschen ihre Entscheidungen und Handlungen nicht etwa falsch bewerten oder beurteilen, sondern sich keine Gedanken darüber machen, d.h. sich nicht bewusst darüber sind, dass sie Entscheidungen bzw. Handlungen durchführen, die bewertet werden sollten. Damit klar ist was gemeint ist, möchte ich folgendes Beispiel aufführen: Die Entscheidung Fleisch zu konsumieren. Sich bewusst dafür zu entscheiden, Fleisch zu konsumieren beinhaltet, dass man sich über die Konsequenzen im Klaren ist. Welche Konsequenzen hat der Fleischkonsum für mich, für die Tiere und für andere Menschen? Wie bewerte bzw. beurteile ich persönliche diese Konsequenzen? Viele Menschen haben sich jedoch nicht aktiv für den Fleischkonsum entschieden, sondern wurden durch die Familie dazu erzogen. Besonders deutlich wird dies dadurch, dass sich viele Menschen nicht bewusst ist, wie viel Landfläche benötigt wird um das Getreide anzubauen was an Nutztieren verfüttert wird. Alleine in Deutschland werden über 60% des angebauten Getreides von Nutztieren gefressen (Vgl. Fressen die Tiere unser Getreide weg, aufgerufen am 15.09.2018). Aufgrund dessen ist es bereits notwendig, den SuS im Biologieunterricht bewusst zu machen, im Alltag ihre Handlungen nicht als selbstverständlich wahrzunehmen. Es ist notwendig aufzuzeigen, dass viele Handlungen nicht nur für uns selbst Konsequenzen haben, sondern auch für viele andere Menschen. Bevor mit den SuS erörtert wird, wie Entscheidungen und Handlungen richtig bewertet bzw. beurteilt werden, sollte zunächst erörtert werden, wie viele bzw. welche Entscheidungen und Handlungen wir durchführen, die bewertet werden können bzw. sollten. Den SuS sollte verdeutlicht werden, dass sie ihr eigenes Handeln kritisch hinterfragen und sich selbstständig Informationen beschaffen sollen, wenn ihnen Fakten zu bestimmten Entscheidungen und Handlungen fehlen. Denn oft ist es auch fehlendes Faktenwissen, welches zu falschen Entscheidungen führen kann (Beispiel: Der Mensch muss Milch trinken, da nur Milch Kalzium enthält  Sesamsamen enthalten dabei viel mehr Kalzium als Milch).

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  3. Teil 2:

    Zu Beginn der Förderung der Bewertungskompetenz sollte den SuS deswegen zunächst klar gemacht werden, über ihre Entscheidungen und Handlungen nachzudenken und sich bewusst zu werden, dass daraus Konsequenzen entstehen, es jedoch auch für alle Entscheidungen und Handlungen Alternativen gibt, ganz gleich wie diese bewertet bzw. beurteilt werden könnten.
    Liebe Grüße
    Ariana
    Quellen:
    Bögeholt, S. (2016): Bewerten der Anwendung biologischer Erkenntnisse. In: Gropengießer, H./ Harmes, U./ Kattmann, U. (Hrsg.): Fachdidaktik Biologie. Hallbergmoos: Aulis Verlag, S. 71
    Fressen die Tiere unser Getreide weg, unter: https://www.moderne-landwirtschaft.de/fressen-die-tiere-uns-das-getreide-weg, aufgerufen am 15.09.2018.

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    1. Hallo Ariana Marinica,

      Das Video hat in unserem Beitrag die Funktion zur Diskussion anzuregen und diese erfüllt es, wie du selbst lesen kannst. Natürlich ist es so nicht für einen Unterrichtseinstieg geeignet. Bei der Bewertungskompetenz geht es aber durchaus auch darum andere Meinungen als die eigene zu verstehen und begründen zu können. Im Video wird eine drastische, aber trotzdem begründbare Meinung dargestellt.

      Deinen Aspekt, dass jeder Situationen und Entscheidungen begegnet, die biologisches Wissen benötigen, finde ich sehr interessant. Ich denke, dass ist in der Bewertungskompetenz unter dem Teilaspekt "Wahrnehmen und Bewusstmachen moralisch ethischer Relevanz" inbegriffen. In dieser Teilkompetenz geht es darum die moralische Sensibilität der Schülerinnen und Schüler zu fördern (Reitschert 2009, 329).
      Allerdings kann ich mir vorstellen das dies im Allgemeinen gehalten relativ schwer ist und an einem gewissen Thema, in unserem Fall PID, besser aufzuzeigen ist.
      Würdest du die Sensibilität für die Entscheidungen der Schüllerinen und Schüler auch anhand von Beispielen, in deinem Fall der Fleischkonsum, fördern oder hast du eine Idee, wie man das ohne konkretes Beispiel aufzeigen kann ? Da man ansonsten ja nie alle Themenbereiche und möglichen Entscheidungen behandeln kann.


      Danke für deinen Kommentar und deine Meinung.
      Mit freundlichen Grüßen
      Jennifer

      Quelle:

      Reitscher, Katja (2009): Ethisches Bewerten im Biologieunterricht- Eine qualitative Untersuchung zur Strukturierung und Ausdifferenzierung von Bewertungskompetenz in bioethischen Sachverhalten bei Schülern der Sekundarstufe I. Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

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  4. Hallo Ihr Lieben,
    Euer Blog-Beitrag zu dem Thema Bewertungskompetenz ist euch wirklich gut gelungen.
    Ich gehe davon aus, dass sich sehr wenige Menschen darüber Gedanken machen, obwohl das sachliche Bewerten über die verschiedenen Themen und Ansichten in der heutigen Zeit so wichtig geworden ist.
    Mit der Bewertungskompetenz wird den SuS ermöglicht, ihre eigene Meinung zu überdenken bzw. zu reflektieren und diese eventuell auch zu ändern. Außerdem wird ihnen aufgezeigt, wie sie an verschiedene Informationen herankommen. Diesen Punkt finde ich sehr wichtig zu erwähnen, da dies ein wichtiger Bestandteil ist, um sich eine eigene (und nicht beeinflusste) Meinung bilden zu können.
    In meinem Orientierungspraktikum machte ich die Erfahrung, dass viele SuS die Meinung ihrer Eltern vertreten. Dies sieht man häufig bei Jugendlichen, die zum ersten Mal politische Parteien wählen gehen dürfen. In Gemeinschaftskunde vollzog die Lehrerin ein „Experiment“ und veranlasste eine vertrauliche, heimliche und stille Wahl. Die SuS sollten einen von ihr ausgeteilten Zettel ausfüllen, auf welchem sie ankreuzen sollten, wen sie als nächsten Bundeskanzler / nächste Bundeskanzlerin wählen würden. Meistens wählten die SuS die Parteien, die vom Elternhaus bevorzugt wird. Dieses Phänomen hat möglicherweise etwas mit Bequemlichkeit zu tun, da man sich als SuS häufig andere Gedanken macht, als sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Daher vertraut man seinen Eltern und wählt dieselbe Partei. Es gab jedoch auch Schüler, die dieselben Parteien wie ihre Eltern nur wählten, da sie keinen anderen Zugang zu Informationen hatten.
    Nach diesem Experiment wurde im Unterricht sachlich das Thema „Bundestagswahl“ behandelt, und SuS mussten mit vorgegeben Links und Material die Ziele der Parteien herausarbeiten und aufschreiben. Nachdem den SuS Wissen zur Verfügung gestellt wurde, durften sie selbst den Wahl-O-Mat testen. Anschließend sollten sich die SuS das Ergebnis notieren und sich damit auseinandersetzen, ob sie diesem zustimmten oder nicht. Zum Schluss teilte die Lehrerin an ihre SuS nochmals denselben Wahlzettel aus, um zu schauen, ob sich das Ergebnis im Vergleich zur ersten Wahl verändern würde. Und tatsächlich fiel die zweite Wahl anders aus.
    Daher finde ich es wichtig, dass das Thema Bewertungskompetenz mit in den Unterricht integriert wird.

    Nun möchte ich noch kurz Stellung zu Eurem selbstgewählten PID-Beispiel nehmen. Ihr habt die Herangehensweise, d.h. wie kann dieses Thema den Schülern sachlich aufgezeigt werden, sehr schön beschrieben. Ich habe mich jedoch folgendes gefragt. Inwiefern kann ein Lehrer zu solchen Themen mündliche Noten verteilen? Schließlich besteht die Gefahr, dass SuS Angst haben eine schlechte mündliche Note zu erhalten, da ihre Meinung eventuell nicht mit der des Lehrers/Lehrerin übereinstimmt.

    Liebe Grüße,

    Jeanette

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    1. Hallo Jeanette,
      deinen Kommentar finde ich äußerst spannend, da er einen Fächerübergreifenden Aspekt anführt.

      Ich habe zum Thema Wahlen von Jugendlichen und Beeinflussung der Meinung diesen Artikel gefunden https://www.zeit.de/2013/39/jugend-wahlrecht-bundestagswahl (Gründinger, Finkbeiner, 2013). In diesem werden Gründe aufgezählt, warum die Altersgrenze für Wahlen nach unten verschoben werden sollte und Jugendliche schon wählen können sollten. Dabei wird genannt, dass viele Kinder sich schon früh politisch engagieren und informieren. Außerdem wird genannt, dass viele Jugendliche eine stabile intellektuelle, soziale und moralische Urteilsfähigkeit erreicht haben und damit der Einfluss des Elternhauses sinkt.
      Leider wird dabei keine genaue Altersstufe genannt. Denkst du es ist möglich die Schülerinnen und Schüler von denen du erzählst waren noch zu jung oder hast du andere Ideen, warum das, was du erlebt hast so von der Meinung im genannten Bericht abweicht?

      Nun zu dem Benotungsaspekt den du nennst.
      Der Lehrer muss den Schülerinnen und Schülern natürlich vermitteln, dass es keine richtige oder falsche Meinung gibt und somit auch nicht die individuelle Meinung der Schüler benotet wird. Bei der Bewertungskompetenz geht es darum seine Meinung zu reflektieren und begründen zu können, aber auch andere Meinungen annehmen und auch begründen zu können.
      Konnte ich dir damit weiterhelfen oder hast du noch weitere Fragen?

      Danke für deinen Kommentar.
      Freundliche Grüße
      Jennifer

      Quelle:
      Gründinger und Finkbeiner (2013): Auch Jugendliche wollen wählen! in: DIE ZEIT Nr. 39/2013, https://www.zeit.de/2013/39/jugend-wahlrecht-bundestagswahl (Zugriff 21.09.18)

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  5. Hallo liebe Blogger,
    Vielen Dank für euren Beitrag zu einem Thema, dessen Wichtigkeit im Zusammenhang des Biologieunterrichts oftmals weniger präsent ist. Bewertungskompetenz- eine Kompetenz, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen Relevanz meiner Meinung nach, eine wichtige Komponente des Biologieunterrichts bildet. Das Entwickeln dieser Kompetenz ist denke ich, sowohl für die SuS, als auch für die unterrichtenden Lehrkräfte eine Herausforderung. Meinungsbildung ist schließlich ein schwer vergleichbarer und bewertbarer Prozess. Für die Lehrkraft stelle ich es mir zusätzlich herausfordernd vor, den Schülern durch das verwendete Material und die Informationen zum Thema, die Möglichkeit zu einer unbeeinflussten Meinungsbildung nicht zu nehmen. Ich habe mir an dieser Stelle die Frage gestellt: Ist es als Lehrkraft sinnvoll, den Schülern die eigene Meinung mitzuteilen oder sollte man sich, was die eigene Meinung angeht, im Unterricht nicht äußern?
    Was das YouTube-Video zum von euch gewählten Schwerpunkt Präimplantationsdiagnostik angeht, bin ich mir jedenfalls sicher, dass es nicht geeignet ist, das Vorwissen zum Thema zu testen. In diesem Punkt schließe ich mich der Meinung meiner Kommilitonin Ariana Marinica an. Das Video ist sehr polarisierend und wenig sachlich gestaltet. Um Bewertungskompetenzen testen zu können, fände ich es deshalb interessant diesem Video ein Video gegenüberzustellen, das die Präimplantationsdiagnostik bewirbt, wie beispielsweise dieses Video der Aktion „Ja zur Fortpflanzungsmedizin“ (https://www.youtube.com/watch?v=P0AhboC7Htc). Eine solche Gegenüberstellung zweier Meinungen würde sich vielleicht sogar eignen, um einen Unterrichtseinstieg für die SuS zu gestalten.
    Die acht einzelnen Komponenten der Bewertungskompetenz habt ihr, wie ich finde, in eurem Blog sehr gut und anschaulich erklärt und in die Praxis übertragen. Besonders interessant finde ich dabei das Analysieren der eigenen Meinungsquellen und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Eure Idee, im Unterricht ein Simulations- oder Rollenspiel zu einem Beratungsgespräch einzubringen, um einen Perspektivwechsel notwendig zu machen, finde ich besonders gelungen! Wichtig für eine Meinungsfindung halte ich bei solch schwierigen ethischen Fragen auch, dass die SuS auch die Möglichkeit haben, sich in Kleingruppen auszutauschen, da oftmals auch persönliche Argumente miteinfließen, die vielleicht ungern vor der ganzen Klasse ausgesprochen werden. Damit die SuS- wie es im Bildungsplan heißt- „[…] sowohl ihren eigenen Standpunkt, als auch andere Perspektiven zu biologischen Problematiken begründet bewerten können“ sind Fallbeispiele sehr wichtig. Den von euch vorgeschlagenen Artikel mit einem Fallbeispiel aus der Zeitschrift „Die Zeit“ finde ich sehr geeignet. Es geht darin um Eltern, deren Sohn an einer erblichen Muskelkrankheit mit dem Namen „Duchenne“ erkrankt ist. Die genetische Ursache für diese Krankheit ist ein über die Mutter an Söhne vererbter Defekt auf dem X-Chromosom, der die korrekte Bildung des Muskeleiweißes Dystrophien verhindert. Menschen mit Duchenne verlieren im Laufe ihres Lebens immer mehr von ihrer Muskelfähigkeit und sind somit zunehmend auf Hilfsmittel wie den Rollstuhl und künstliche Beatmung angewiesen. Ist in diesem Fall Präimplantationsdiagnostik gerechtfertigt, weil die Eltern nicht wollen, dass ein zweites Kind an dieser Krankheit zu „leiden“ hat? Derartige Fragen und Möglichkeiten zum Perspektivwechsel bietet meiner Meinung nach nur ein konkretes Fallbeispiel. Interessant kann ebenfalls sein, mit den SuS im Unterricht einen Blick auf die aktuell in Deutschland geltenden Gesetze zur Präimplantationsdiagnostik zu werfen.
    Zusammenfassend kann ich nur betonen, dass ich euren Beitrag sehr informativ und gut strukturiert finde. Auch die (sehr vielen) Zitate und Grafiken finde ich sehr passend gewählt.
    Liebe Grüße, Judith
    Quellen: https://www.zeit.de/2011/04/PID-Gentest (abgerufen 16.09.18)
    http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_SEK1_BIO.pdf(abgerufen 16.09.18)

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    1. Hallo Judith

      Vielen Dank für deinen Kommentar zu unserem Blogbeitrag. Um auf deine Frage einzugehen, ob es sinnvoll ist, den Schülern seine eigene Meinung mitzuteilen oder man sich eher mit der Äußerung der eigenen Meinung zurückhalten sollte, möchte ich auf den Beutelsbacher Konsens hinweisen. Dieser bezieht sich eigentlich auf die Meinungsäußerung von Lehrkräften im Zusammenhang mit politischen Themen. Doch ich finde, dieser kann auch bei ethischen Fragestellungen als Leitfaden dienen.
      Der Beutelsbacher Konsens beschreibt 3 wesentliche Elemente (vgl. lpb: Beutelsbacher Konsens)

      1.) „Überwältigungsverbot“
      Den Schülerinnen und Schülern soll im Unterricht nicht eine Meinung (die eigene Meinung des Lehrers bzw. der Lehrerin) aufgezwungen werden, dies wird eindeutig verboten.

      2.) „Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen“
      Hier wird noch einmal betont, dass im Unterricht darauf zu achten ist, dass alle Blickwinkel und Standpunkte zu einem Thema betrachtet werden sollten. Dabei stellt sich die Frage, „ob der Lehrer […] eine Korrekturfunktion haben sollte, d. h. ob er nicht solche Standpunkte und Alternativen besonders herausarbeiten muss, die den Schülern (und anderen Teilnehmern politischer Bildungsveranstaltungen) von ihrer jeweiligen politischen und sozialen Herkunft her fremd sind“ (lpb: Beutelsbacher Konsens).

      3.) „Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen“.

      Lehrkräfte sollen den Schülerinnen und Schüler Informationen vermitteln und nicht die eigene Meinung. Doch in Deutschlang herrscht die Meinungsfreiheit und diese gilt auch während der Ausübung des Berufes. Ich denken, dass es sich teilweise nicht vermeiden lässt, seine eigene Meinung im Unterricht zurückzuhalten. Doch es ist wichtig, diese unmissverständlich als solche zu kennzeichnen und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass dies nur eine Sicht auf die Dinge darstellt.

      Was unser YouTube-Video zu Beginn unseres Beitrags angeht, stimme ich dir zu, dass es sich alleine als Unterrichtseinstieg nicht eignen und wie Jenny schon erwähnt hat, hat es auch eher die Funktion, zur Diskussion anzuregen und zeigt absichtlich nur einen Blick auf das Thema.
      Deine Idee ein weiteres Video, das die Gegenseite zeigt, als Unterrichtseinstieg zu wählen, finde ich eine gute Idee. Die Schülerinnen und Schülern könnten dazu verschiedene Aufgabenstellungen erhalte, die sich evtl. auch auf die unterschiedlichen Schwerpunkte in den beiden Videos beziehen.

      Ebenfalls finde ich deinen Einwand gut, dass sich spezifische Fragestellungen anhand von konkreten Fallbeispielen anschaulich darstellen lassen und die Möglichkeit zum Perspektivwechsel bieten.
      Auch bietet es sich je nach Thema an, Personen mit unterschiedlichen Standpunkten in den Unterricht einzuladen.
      Vielen Dank an Melanie, die diese Idee in ihrem Kommentar vom 18.09.2018 eingebracht hat.

      Liebe Grüße,
      Anja

      Quellen:
      https://www.lpb-bw.de/beutelsbacher-konsens.html (Zugriff: 25.09.2018)
      https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-duerfen-lehrer-politisch-stellung-beziehen-1.2926697 (Zugriff: 25.09.2018)

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  6. Liebes Blogger-Team,

    vielen Dank für den gelungenen Beitrag zur Bewertungskompetenz im Biologieunterricht. Ich finde ihr habt das Thema sehr ausführlich behandelt und die Komplexität der Förderung der Bewertungskompetenz gut durch die einzelnen Teilkomponenten Argumentieren und Perspektivwechsel, sowie die acht Teilschritte der Bewertungskompetenz dargestellt. Die Bewertungskompetenz ist ein sehr wichtiger und umfangreicher Teil der Biologiedidaktik, welcher in sehr vielen Themenbereichen miteinfließen kann und den Biologieunterricht damit erst recht spannend machen kann. Sobald das Thema Genetik im Unterricht behandelt wird, sind ethische Fragen interessant. Aber auch zu Beginn der Sekundarstufe oder früher können Themen wie artgerechte Tierhaltung behandelt werden.
    Wie auch Jeanette in ihrem Kommentar erwähnt hat, stellte ich es mir recht schwierig vor, die Bewertungskompetenz der SuS zu bewerten. Ich habe noch einmal recherchiert und dazu den Vortrag von Prof. Dr. Corinna Hößle zu Förderungs- und Diagnosemöglichkeiten von Bewertungskompetenzen als einen wichtigen interessanten Beitrag empfunden.
    Daraus habe ich Bereiche, die bewertet werden können herausgearbeitet:
    - Die acht Teilschritte der Bewertungskompetenz sollten erreicht werden
    - Innerhalb der Teilschritte können verschiedene Niveaustufen festgemacht werden, jedoch nicht in der eigenen Einstellung der SuS. Diese sollte nicht bewertet werden.
    - Innerhalb der Stufen „Wahrnehmen und Bewusstmachen der moralisch-ethischen Relevanz“, „Beurteilen“, nennt Hößle je 3 Niveaustufen, die diagnostiziert werden können.
    - „Folgenreflexion“ und „Perspektivwechsel“ hängen eng zusammen, diese lassen sich gemeinsam in 3 Niveaustufen (Primärfolgen für unmittelbar Betroffene, Folgen für mittelbar Betroffene und abstrakte gesellschaftliche Folgen) einteilen und im Unterricht gut messen.
    - Im Bereich „Argumentieren“ nennt Hößle den praktischen Syllogismus (normative Prämisse, deskriptive Prämisse, Konklusion), um Aufgaben zu formulieren, die das Argumentieren fördern und gleichzeitig als Kriterium, welches zur Bewertung herangezogen werden kann. Außerdem nennt sie Niveaustufen, die bewertet werden können. Des Weiteren nennt sie im Zusammenhang mit der Bewertung der Argumente die fachliche Basis und die Werte Basis, welche bewertet werden können.
    - Um eine einseitige Diagnose und Bewertung der Leistung des Schülers zu verhindern, ist es wichtig, den Lernprozess zu beobachten und zu dokumentieren.
    Ab Minute 39 stellt Hößle einen Diagnosezyklus und einen Bewertungsbogen vor, der sich eignet, um die Bewertungskompetenz der SuS zu fördern und zu bewerten. Schaut euch das Video an, wenn ihr es nicht schon gesehen habt.
    (Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=JzEpX6O2Vl4 17.09.18)
    Mit einem vorüberlegten Diagnosezyklus und einem Bewertungsbogen lässt sich also die Bewertungskompetenz der SuS durchaus beurteilen.
    Liebe Grüße
    Christina

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  8. Liebe Blogger,
    das von euch gewählte Thema habt ihr sehr informativ aufgearbeitet! Besonders der Bezug zur Präimplantationsdiagnostik hat es sehr interessant für mich gemacht.
    Dies erinnerte mich an das damit verwandte Thema der Pränataldiagnostik, welche ich sowohl in der Schule, als auch im Studium behandelt habe. Auch dieses Thema wäre sicherlich geeignet um die Bewertungskompetenz der SuS zu fördern.

    Eure Überlegungen wie das Thema PID zur Förderung der Bewertungskompetenz eingesetzt werden kann, habt ihr sehr schön dargestellt.
    Wichtig im Unterricht scheint mir, ausgehend von euren Beschreibungen, vor allem die Vermittlung der unterschiedlichen Teilkompetenzen, die zur Bewertungskompetenz dazu gehören.
    Dabei sollte mit den SuS zuerst thematisiert werden, wie wichtig es ist fachlich gut über das Thema informiert zu sein, bevor man sich erlaubt ein Urteil zu bilden. In diesem Kontext halte ich es für wichtig, dass den SuS Raum gegeben wird ihr Vorwissen zum Thema zu äußern, um so zu verhindern, dass falsches Wissen mit in die Bewertung einfließt. Dies ist meiner Meinung nach insbesondere durch das Internet und Fakenews von zentraler Bedeutung.

    Als wichtig erachte ich es, dass die Lehrperson den SuS klar macht, dass unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden und jeder seine Ansicht äußern darf. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass alle SuS mit einbezogen werden. Dies kann sowohl durch direkte Ansprache in einer Diskussionsrunde erfolgen, als auch durch schriftliches festhalten der Meinung und Argumente. Der zweite Weg hat unter Umständen den Vorteil, dass sich die SuS freier äußern als im Plenum.

    Ein weiterer Weg um die freie Äußerung zu fördern stellt das von euch angesprochene Rollenspiel dar. Dabei werden den SuS die Rollen, also ob für oder gegen PID, zugeteilt und sie müssen dadurch keine Bedenken haben von Mitschülern aufgrund ihrer Meinung verurteilt zu werden. Das Rollenspiel kann somit eine sachlichere Auseinandersetzung ermöglichen.
    Im Zusammenhang mit dem Rollenspiel möchte ich zudem auf den letzten Abschnitt des Kommentares von Jeanette eingehen:
    Durch das Rollenspiel kann meiner Ansicht die Vergabe der mündlichen Noten erleichtert werden. Dadurch, dass sich die SuS in eine Rolle begeben, kann die Lehrperson hier die Argumentation und Bewertung der SuS auf Grundlage ihrer Logik und Stichhaftigkeit der Argumente bewerten. Somit wird die Gefahr gemindert, dass die SuS Angst haben ihre eigene Meinung zu äußern, da diese als „falsch“ angesehen werden kann und eine schlechtere Note erhält.

    Bei der Vorbereitung des Unterrichts zur Förderung der Bewertungskompetenz, sollte sich die Lehrperson meiner Ansicht sehr detailliert vorbereiten, da bei Diskussionen immer unerwartete und detailreiche Fragen auftauchen können. Je nach gewähltem Thema und Zusammensetzung der Klasse empfiehlt es hierbei vielleicht auch die Ansichten der verschiedenen Religionen zu erarbeiten und diese mit in den Unterricht einzubringen.

    Je nach Thema könnte es sich zudem empfehlen Personen mit unterschiedlichen Standpunkten zum Thema einzuladen. Dies ermöglicht vermutlich eine lebhaftere und interessantere Diskussion. Meiner Meinung nach sollte dies jedoch zum Abschluss des Themas geschehen, damit die SuS zuvor eine eigene Bewertung durchführen können, ohne den Einfluss der geladenen Personen.
    Beim Thema der PID könnte man beispielsweise Eltern einladen, die diese durchführen ließen und ein Arzt, der diese Methode nicht befürwortet.

    Liebe Grüße
    Melanie

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  9. Teil 1:

    Liebes Bloggerteam,

    Ihr habt für euren Blog ein Thema gewählt, welches meiner Meinung nach sehr wichtig aber auch relativ schwierig zu unterrichten ist. Bewertungskompetenz klingt erst mal sehr abstrakt und man fragt sich unweigerlich was man zu diesem Thema lernen muss und kann, denn Bewertungen werden heutzutage, so scheint es, ständig und von jedem zu jedem beliebigen Thema abgegeben. Das Bewerten jedoch durchaus ein komplexes Thema ist, wird in eurem Beitrag sehr gut deutlich. Ihr zeigt auf, wie viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. Besonders betrachten möchte ich folgende zwei Punkte:

    Es ist wichtig, dass sich die SuS ihrer eigenen "Brille" bzw. ihrer "Filter" bewusst werden. Zu verstehen, dass jeder Mensch eine eigene Sicht auf die Welt hat und diese geprägt ist von Erfahrungen, Meinungen anderer oder den Medien. Wenn ich mir dieser Brille nicht bewusst bin, kann ich keine objektive Beurteilung abgeben. Auch ist dieses Bewusstsein Voraussetzung für einen Perspektivwechsel. Nur wenn ich die Beweggründe einer Person verstehe, die zu einem bestimmten Urteil führen, kann ich das Urteil an sich verstehen. Dies wird in dem von euch zur Verfügung gestellten Zeitungsartikel deutlich: die Eltern mit dem erkrankten Kind sehen in der PID eine Möglichkeit auf ein gesundes Kind, eines dass nicht vor ihnen sterben wird und dass die Leiden des Muskelschwunds nicht erleben muss. Der Erwachsenen mit dieser Krankheit befürchtet, dass durch die PID sein Leben abgewertet wird und er womöglich nicht mehr die Unterstützung erhält die er momentan hat. Diese beiden Parteien betrachten die PID aus ihrem eigenen ganz persönlichen Blickwinkel und kommen so zu einer komplett konträren Meinung. Und doch kann man als Leser beide Standpunkte nachvollziehen, weil man versteht wie diese zu Stande kommen.

    Der zweite Punkt, den ich aus eurem Theorieteil hervorheben möchte, ist die Schlüsselkompetenz "Argumentieren". Sie zeigt wie wichtig für eine fundierte Beurteilung das richtige Argumentationsschema ist. Wie ich eingangs schon erwähnt habe, finde ich es zunehmend bedenklich wie viele Leute Themen beurteilen von denen sie offensichtlich keine Ahnung haben. (Als Beispiel seien hier Impfgegner genannt, die Bakterien nicht von Viren unterscheiden können, aber trotzdem eine Beurteilung vornehmen.) Ich finde es wichtig SuS beizubringen, wie eine schlüssige Argumentation aufgebaut werden muss und dass eine Beurteilung durch Argumente untermauert bzw. begründet werden sollte. Dabei ist es von Bedeutung auf schlüssige, logische und präzise Argumentation zu achten. Dies lässt sich auch gut mit der Klasse in einer Art Ping-Pong-Diskussion üben. Die Kinder werden in zwei Gruppen eingeteilt, welche sich jeweils entweder Argumente für oder wider ein bestimmtes Thema überlegen sollen und zwar mit besonderem Augenmerk auf diese drei Qualitätsmerkmale.

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  10. Teil 2:

    Ich denke, dass die Bewertungskompetenz in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger wird. Die Themen werden komplexer und wir stehen vor vielen ethischen Herausforderungen. Daher ist es wichtig die SuS zu befähigen, sich ihre eigene fundierte Meinung zu bilden. Im Unterricht sollte darauf geachtet werden, dass es nicht die eine korrekte Meinung und Beurteilung eines Themas gibt, sondern, sofern man die Meinung argumentativ stützen kann, es zu einer Reihe komplexer Probleme keine "Universalantwort" gibt, sondern verschiedenen Ansichten gleichwertig sind. Dies klar zu stellen hilft den Schülern und Schülerinnen eventuell auch aus sich heraus zu gehen. Deshalb sehe ich das gleiche Problem wie Jeanette, die Beurteilungskompetenz bewerten zu wollen.

    Abschließend möchte ich noch auf das Video vom Anfang eingehen. Mir erscheint das Video sehr pathetisch und wenig informativ. Die Musik und die Bilder unterstreichen diesen Eindruck. Aussagen werden einfach in den Raum gestellt, ohne näher auf sie einzugehen. Auch werden Fachbegriffe(molekulargenetisch) verwendet, ohne diese zu erklären. Die Aussagen haben außerdem eine negative Konnotation (Dürfen wir das? Designerbabys). Diesen Film würde ich im Unterricht nur als Negativbeispiel oder als pathetischen Aufhänger für eine Diskussion verwenden.

    Euer Blogbeitrag hat mir sehr gefallen. Die Theorie ist gut verständlich und ich habe das Gefühl dieses Wissen im Unterricht anwenden zu können, da ihr die verschiedenen Aspekte von Bewertungskompetenz herausgearbeitet habt.

    Liebe Grüße
    Laura

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  11. Liebe Jennifer und liebe Anja,
    Vielen Dank für euren aufschlussreichen Blogbeitrag.
    Leider hat der Kompetenzbereich Bewerten in meiner Schullaufbahn einen nicht sehr hohen Stellenwert gehabt in der Biologie.
    Ich kann mich nur an wenige Situationen während meiner Schulzeit erinnern, in denen wir über ein Thema kritisch gesprochen und bewertet haben.
    Die einzigen Situationen waren in Englisch dort haben wir argumentieren auf Englisch gelernt und das oft auch zu biologischen Themen.
    Man hat dort aber oft gemerkt, dass wir darin nicht sehr geübt sind, was ich sehr schade finde.

    Ich finde euer Beispiel zur Präimplantationsdiagnostik sehr interessant und es bringt einen auf neue Ideen.
    Ich finde es auch sehr interessant die Schüler weiterdenken zu lassen, indem sie sich Gedanken machen müssen welche Folgen die eine oder die andere Entscheidung noch haben kann. Dabei merken sie, dass es oft nicht so einfach ist sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden.
    Man könnte anschließend auch noch auf das Thema Designer Babys kommen, sodass die Schüler überlegen müssen wo ihrer Meinung nach die Grenze sein soll und bis wohin es noch ethisch vertretbar ist.

    Ein weiteres sehr gutes Thema zum Kompetenzbereich Bewerten finde ich das Klonen.
    Hier könnte die Schüler erst eine Pro und Contra Liste erstellen und danach vielleicht den Film „Blueprint“ mit den Schülern anschauen. Der Film handelt von einer Pianistin die sich klonen lässt als sie von ihrer Krankheit erfährt. In dem Film sieht man sehr gut die Folgen, vor allem auch die emotionale Belastung für das geklonte Mädchen. Danach könnte man die Liste noch einmal erweitern. Denn durch ein so „reales“ anschauliches Beispiel kommen die Schüler bestimmt auf noch einige weitere Argumente, als bei dem weit verbreiteten Beispiel „Dolly“.

    Noch einmal vielen Dank für euren Input
    Liebe Grüße
    Nele

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    1. Liebe Nele,

      Vielen Dank für deinen Kommentar zu unserem Blogbeitrag. So wie dir in deiner Schullaufbahn, ging es mir auch. Im Biologieunterricht wurde wenig Wert auf die Behandlung ethisch relevanter Fragestellungen, sowie auf den Erwerb einer gewissen Bewertungskompetenz gelegt. Umso mehr freut es uns, dass du nach unserem Blogbeitrag nun mehr mit dieser Kompetenz anfangen kannst und eine Idee erhalten hast, wie du sie zukünftig in deinem Unterricht einbringen kannst.
      Ebenfalls wurde auch bei mir eher in anderen Fächern über bioethische Themen diskutiert, um das Diskutieren an sich zu üben, ohne jedoch das ausreichende Hintergrundwissen über das jeweilige Thema zu haben.
      Daher wäre eine Möglichkeit, dass man evtl. einen fächerübergreifenden Unterricht gestaltet, sodass man den Schülerinnen und Schülern sowohl das Fachwissen vermittelt, als auch ihnen die Möglichkeit gibt, dieses zu bewerten und auf einer fundieren Grundlage zu diskutieren. Dieser fächerübergreifende Unterricht könnte z.B. im Rahmen eines Projektes stattfinden, das von Lehrkräften aus unterschiedlichen Fachgebieten betreut wird. Hier könnte auch, wie du schon in deinem Beitrag erwähnt hast, das Thema Präimplantationsdiagnostik auf weitere Themen ausgeweitet werden. Deine Idee, einen Film, der ethisch relevante Themen beinhaltet, in den Unterricht einzubinden, finde ich gut, da den Schülerinnen und Schüler so noch einmal die Relevanz und die sich möglicherweise daraus ergebenden Folgen vor Augen geführt werden kann. Wichtig ist, wie du auch schon erwähnt hast, dass der Film nicht unkommentiert am Ende einer Unterrichtseinheit steht, sondern dass man auf der Grundlage des Filmes weitere Inhalte erarbeitet. Evtl. kann auch ein Film dabei helfen, eine andere Perspektive auf die Dinge zu erlangen oder sich besser in die einzelnen Positionen einfühlen kann.

      Liebe Grüße,
      Anja

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  12. Hallo Bloggerinnen,

    in eurem Blog-Beitrag zum Thema Bewertungskompetenz im Unterricht zeigt ihr zunächst sehr anschaulich auf, wo die Bewertungskompetenz verankert ist. Im Anschluss daran, stellt ihr sehr anschaulich ein Modell zur Bewertungskompetenz vor, welches ihr dann auf das Beispiel der Präimplantationsdiagnostik anwendet.
    An eurem Beispiel wird zunächst deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst mit dem nötigen Fachwissen vertraut gemacht werden müssen, um im Anschluss daran auch in kontroversen Diskussionen über das Thema seine Meinung zu vertreten.

    In meiner Schulzeit wurde das Thema der Präimplantationsdiagnostik im Biologieunterricht der Oberstufe thematisiert. Hier wurden die ethischen Aspekte in einer Gruppenarbeit anhand verschiedener Texte erarbeitet. Diese Texte vertraten bestimmte Positionen. Danach wurde dann in der großen Gruppe zunächst auf Grundlage der Texte diskutiert und anschließend frei.
    Ein weiteres Beispiel welches mir aus meiner Schulzeit in Erinnerung ist eine Diskussion zur PID im Religionsunterricht ebenfalls in der Oberstufe. Hier hatte jeder Schüler der Klasse eine bestimmte Rolle währen der gesamten Diskussion, die er auch nicht wechseln durfte. Diese reichten von Fachleuten, über Betroffene Eltern bis hin zu Außenstehenden. Hier war jedoch das Fachwissen nicht sehr präsent und auch deshalb waren keine aussagekräftigen Argumente möglich.

    Meiner Meinung nach sollte die Bewertungskompetenz im Biologieunterricht an den Stellen, wo es sich anbietet auch gefördert werden. Dies sind zum Beispiel Themen, die den Umweltschutz oder das ökologische Denken fördern sollen. Ebenfalls sind auch Themen denkbar, wo der Mensch in die Natur eingreift wie ihr auch in eurem Beispiel der Gentechnik gezeigt habt. Jedoch finde ich auch, dass dies nicht zu sehr überspannt werden sollte, da bei den Schülern durch zu viele Diskussionen oder Rollenspiele oft Langeweile Auftritt.

    Zu Beginn eures Blog-Beitrages habt ihr nach der Meinung der Leser zum Thema Präimplantationsdiagnostik gefragt. Ich finde das die Präimplantationsdiagnostik, wie sie in Deutschland nun angewendet werden darf, in Begründeten Ausnahmefällen durchzuführen, gut. Denn dies kann eine Entscheidungshilfe für Eltern sein, wenn diese bestimmte Erbkrankheiten aufweisen, wo es sehr wahrscheinlich ist, dass diese auch auf die Kinder übertragen werden.

    Vielen Dank für euren sehr guten und anschaulichen Beitrag

    Robin

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  14. Liebe Jennifer und liebe Anja,

    zunächst möchte ich mich bei euch für den interessanten und umfangreichen Blog-Beitrag bedanken. Ihr habt sehr schön dargestellt, was unter Bewertungskompetenz zu verstehen ist und inwiefern das Thema der PID diese im schulischen Kontext fördern kann. Angesichts der Tatsache, dass bereits viele konstruktive Ansätze in den vorherigen Kommentaren aufgeführt wurden, würde ich mich an dieser Stelle auf einige wenige Gedanken beschränken.

    Um ein differenzierteres Verständnis von Bewertungskompetenz zu bekommen und um die angeführte vage Definition der KMK (2015, S. 12) zu ergänzen, würde ich gerne zwei weitere wissenschaftliche Definitionen ins Feld führen. Eggert, Bögeholz, Watermann und Hasselhorn (2010, S. 300) definieren Bewertungskompetenz als die Fähigkeit sich in komplexen Entscheidungssituationen bei mehreren gleichwertigen Handlungsalternativen begründet entscheiden zu können. Diese eher rationale Definition wird von Mittelsten Scheid und Hößle (2007, S.88) um den ethischen Aspekt erweitert. Letztere betonen die Fähigkeit, die ethische Relevanz naturwissenschaftlicher Themen und die damit zusammenhängenden Werte wahrzunehmen und auf dieser Grundlage ein reflektiertes und begründetes Urteil fällen zu können.

    Meiner Meinung vertieft die Gegenüberstellung dieser beiden Definitionen das Verständnis für die Bewertungskompetenz. Aus diesen Definitionen ergeben sich außerdem folgende Erkenntnisse: Bewertungskompetenz umfasst nicht nur eine kognitive, sondern auch eine emotionale Ebene. Bei der Vermittlung von Bewertungskompetenz in der Schule sollten daher neben den biologischen Sachverhalten auch ethische bzw. moralische Problemstellungen sowie die konfligierenden Werte innerhalb eines Themas erkannt und erarbeitet werden. Erst wenn sowohl die pragmatisch-inhaltlichen als auch die ethisch-moralischen Aspekte berücksichtigt wurden, kann eine ganzheitliche Auffassung der Problemsituation erfolgen. Ferner sind schulische Sachverhalte, in denen Bewertungskompetenz gefördert werden soll, dadurch gekennzeichnet, dass eine „richtige“ Entscheidungsoption fehlt. Diese muss individuell vom jeweiligen Schüler getroffen werden.

    Zurecht wird der Bewertungskompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht eine gesonderte Stellung beigemessen. Ihre gesellschaftliche Relevanz beschränkt sich dabei keineswegs nur auf bioethische Aspekte, sondern tangiert auch philosophische, religiöse und politische Entscheidungsfelder. Euer beispielhaft angeführtes Thema der PID eignet sich daher hervorragend. Darüber hinaus gebe es aber auch weitere Themenfelder, die sich zur Förderung der Bewertungskompetenz eignen würden (z.B. Fleischkonsum oder Tierversuche).

    Liebe Grüße
    Emanuel
    Quellen:

    Eggert, S., Bögeholz, S., Watermann, R. & Hasselhorn, M. (2010). Förderung von Bewertungskompetenz im Biologieunterricht durch zusätzliche metakognitive Strukturierungshilfen beim Kooperativen Lernen – Ein Beispiel für Veränderungsmesssung. In: Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, Jg. 16, 299-314.

    KMK [Kultusministerkonferenz] (2005). Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss. Abgerufen von: https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.pdf [17.09.18]

    Mittelsten Scheid, C. & Hößle, H. (2007). Bewerten im Biologieunterricht: Niveaus von Bewertungskompetenz. In: Erkenntnisweg Biologiedidaktik, 6. S. 87-104.

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  15. Liebes Blogger Team,
    Teil 1:
    erst einmal vielen Dank für euren ausführlichen Blogbeitrag zum Thema Bewertungskompetenzen.
    Ihr habt ein Thema gewählt das von großer Wichtigkeit, nicht nur im Biologieunterricht oder in anderen Schulfächern, sondern weit über die Schule hinaus ist. Bewertungskompetenz zu erlernen und sie richtig umzusetzen ist eine große und wichtige Herausforderung für unsere Schüler aber auch für uns angehenden Lehrkräften. Gut umgesetzt in eurem Blogbeitrag fand ich, dass ihr zuerst aufgezeigt habt wie die Bewertungskompetenz in den Bildungsstandards des Fachs Biologie verankert ist und darauf weiter aufbaut. Interessant ist auch das unterteilt wird in Umweltethik und Bioethik. Der explizite Unterscheid zwischen den beiden Bereichen war mir vorher nicht ganz bewusst.

    Nun zu eurer Vorstellung des Theoriegeleiteten Modell zur Struktur von Bewertungskompetenzen am Beispiel der Präimplantationstechnik:

    Mit dem Thema PID habt ihr ein Thema gewählt das immer wieder in den Medien, Politik sowie Gesellschaft viel diskutiert wird.
    Ich kann euch in eurem ersten Punkt zustimmen und finde ihn unabdingbar um es überhaupt mit den Schülern und Schülerinnen durchzugehen. Das Hintergrundwissen, vor allem das Fachwissen wie medizinische und technische Maßnahmen sind von großer Bedeutung bevor man das Thema ethisch aufgreift und darüber debattiert. Dies habt ihr auch in eurem Blogbeitrag aufgeführt und sehr anschaulich dargestellt. Ein Fallbeispiel in den Unterricht zu integrieren um die moralisch-ethische Relevanz des Themas zu verdeutlichen finde ich an sich nicht schlecht. Jedoch ist die Gefahr dabei groß, dass das Beispiel eine Seite der PID zu stark repräsentiert und damit den SuS eine falsche oder sogar vorweisende Meinung vermitteln kann. Da finde ich den Zeitungsartikel, auf den ihr verlinkt habt, gut da er beide Seiten darstellt. Ich würde jedoch nicht gleich mit einer Gesprächsrunde weiter machen, sondern die Schüler selbst recherchieren lassen und weitere Beispiele vorstellen da auch das Beispiel aus dem Zeitungsartikel eine für mich zu persönliche Note trägt (Womit ich nicht sagen möchte das in der Ethik keine emotionale Ebene existiert, ganz im Gegenteil). Ansonsten finde ich dann kann im Anschluss im Gespräch über die eigene Einstellung der SuS reden und daraus eine Diskussion sich entwickeln lassen. Die Idee mit dem Rollenspiel finde ich an sich nicht schlecht um den SuS, wie ihr in eurem Blogbeitrag schreibt „Teilkompetenz Urteilen und Argumentieren“, näher zu bringen. Jedoch hängt das stark davon ab in wieweit die SuS genügend Fachwissen und Diskussionspotenzial in das Rollenspiel miteinbringen können. Gut fände ich, wenn man die Schüler lieber in zwei Gruppen aufteilt (grobe Aufteilung in Pro- und Kontra-PID) diese dann in einer Art Podiumsdiskussion dann mehrere Argumente und ihre vorgegebene Ansicht darstellen und im Anschluss darüber diskutiert welche Argumente fundiert sind und welche nicht. Natürlich gibt es viele Vorgehensweisen und der Lehrer muss selbstverständlich immer einschätzen können in wieweit seine SuS bereit sind solch ein Vorhaben mitzumachen.

    Nun noch ein kurzer Kommentar zu dem verlinkten Youtube Video. Das Video soll aus meiner Sicht provozierend wirken und zum Nachdenken anregen. Auch so etwas fände ich nicht schlecht als Einsteig in eine Diskussion in der gesamten Klasse. Jedoch als Einstieg in das Thema würde ich es nicht empfehlen.

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  16. Um vielleicht den SuS nicht nur Zeitungsartikel, Videos und anderes Material vorzulegen und Anhand dessen sich seine eigene Meinung aufzubauen, fände ich gerade wenn man sich im ethischen Bereich der Biologie widmet nicht schlecht, wenn man evtl. mehrer Experten aus verschiedenen Lagern einlädt und mit ihnen über PID oder auch andere wichtige Themen diskutiert, vielleicht auch die SuS selber aussuchen was sie gerade beschäftigt? Möglich wäre natürlich auch eine Exkursion in eine Klinik die PID durchführt oder eine andere Einrichtung. Was haltet ihr davon?

    Was ich aber sehr gut an eurem Blogbeitrag finde ist das, sich auch wenn ihr euch explizit auf das Thema PID eingestellt, habt als Beispiel, sich die Vorgehensweise für die diversen Teilkompetenzen auf sämtliche Themen im Biologieunterricht anwenden lässt. Aus meiner Sicht gut gelungener Blogbeitrag der viele Aspekte eures Themas auf den Punkt bringt und uns später im Beruf noch oft begleiten wird.

    Vielen Dank für euren Beitrag!
    Franz

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  17. Liebes Bloggerteam,

    erstmal ein Lob an euren Eintrag. Ich finde ihn sehr gut aufgebaut. Der Einstieg gelingt mit einem Video, mit welchem ihr der ganzen Theorie schon mal einen lebendigen Einstieg gegeben habt. Die einzelnen acht Schritte fand ich sehr interessant und ich hab auch noch etwas über Präimplantationsdiagnistik gelernt. Ein Thema mit dem ich mich persönlich noch nie auseinander gesetzt habe und es sehr spannend und gut dargelegt empfand.

    Das Thema Bewertungskompetenz als ganzes ist unglaublich umfangreich und meiner Meinung nach schwer anzugehen. Egal welches konkrete Thema man im Unterricht wählt, es setzt ein großes Wissen seitens der Lehrkraft voraus. Als nächstes muss die Stunde wohl überlegt und druchdacht angegangen werden. Gerade solche kontroversen Themen haben, wie ihr selbst schon geschrieben habt, sehr viele Bezugspunkte und werden von vielen kulturellen und gesellschaftlichen Instanzen beeinflusst. (Eltern, Freunde, persönliche Erlebnisse, Gesetze (auch anderer Länder), Religion, etc.) Wenn man das noch einmal auf alle SuS überträgt, stellt man sich da einer riesen Horizont an Vorwissen und Meinung, die teils tief verankert sind. Es zu schaffen Bewertungskompetenz zu vermitteln ist ein sehr erstrebenswertes aber umfangreiches Ziel.
    Aber genau darum geht es in der Schule und das sollte auch das Ziel sein - diskussionsfähige, gebildete und tolerante Mitglieder der Gesellschaft zu schaffen.
    Dafür braucht es ganz klar gezogene Diskussionsregeln, welche vorab festgelegt werden müssen. Die Frage die ich mir dazu stelle ist, wie weit lässt man scih eine so offene und weitreichende Diskussion aus sich heraus entstehen? Ist wirklich jede Meinung äußerbar? Sollte man die Diskussion sich entwickeln lassen oder auf ein Ziel lenken? Hat eine Lehrkraft eine objektive Stellung und ist in der Lage "falsche" oder "gefährliche" Anischten gekonnt auszuhebeln oder zu widerlegen? Sollte sie das überhaupt oder steht der Aspekt der freien Meinungsäußerung, die ein Menschenrecht darstellt, viel höher?
    Je kontroverser das Thema wird, was im Falle PID der Fall ist, desto weitreichender geht dann die Diskussion. Sobald man sich anfängt über Ethik und persönliche Wert zu unterhalten, kommt man schnell von einer "Faktenwelt" ab und ich würde da ins schwimmen kommen.

    Ich glaube es wird deutlich worauf ich hinaus möchte. Das entspricht einem Problem, über das ich für meinen persönlichen Werdegang nachdenke. Ich bin mir bewusst, dass es hierfür keine totale Antwort gibt, aber eben dies gilt auch für die Bewertungskompetenz und deren Lehre im Unterricht. Wie frei lasse ich so ein Diskussion sich entwickeln und wo versuche ich doch zu lenken?

    Ich möchte auch noch etwa zu dem Video schreiben, das ihr als Einsteig gewählt habt. Ich fand es inhaltlich schwach, aber es hat einen sofort eine Meinung oder Postion beziehen lassen. Also ist genau das passiert worum es bei der Bewertungskompetenz geht, eine eigene Meinung einzunehmen und anzufangen über das Thema nachzudenken. Ich finde man kann den anderen Kommentaren auch entnehmen, dass es als Einstieg gut funktioniert. Jede/r hat eine Meinung dazu, ob in die eine oder andere Richtung.

    Ich finde es ein absolut essentielles Thema und man sollte es unbedingt versuchen den Schülern zu vermitteln.

    Lieber Gruß
    Marius

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  18. Hallo liebes Blogger-Team,
    ich finde, ihr habt euch ein sehr wichtiges Thema für euren Blogbeitrag ausgesucht. Euer Video zum Einstieg finde ich von der Art und Weise gut, doch ich hatte sehr das Gefühl, der Ersteller des Videos hatte eine schlechte Meinung der PID, denn es wird nur die eine Seite beleuchtet: das Entscheiden über Leben und Tod. Dass manchen Eltern auf anderem Weg zum Beispiel überhaupt keine Kinder haben könnten, wird gar nicht genannt. Das ist glaube ich auch das große Problem beim Bewerten: wenn man nicht alle Seiten kennt und beleuchtet hat, kann man sich schwieriger eine Meinung bilden. Daher ist es elementar wichtig, so viele Blickwinkel wie möglich zur Verfügung zu stellen.
    Ich finde gut, dass ihr noch einmal auf den Hergang der Kompetenzen eingeht, was die Ziele der Bewertungskompetenz sind und was die Bewertungskompetenz auszeichnet. Ihr beschreibt sehr detailliert die Bewertungskompetenzen und was sie für den Unterricht bedeuten. Auch gut finde ich das Thema PID, das ihr als Beispiel gewählt habt, denn hier spalten sich die Meinungen ja deutlich. Wichtig als Lehrer ist es hier dann vor allem, die eigene Meinung außen vor zu lassen und die Schüler sich selbst eine Meinung bilden zu lassen. Grundvoraussetzung zur Meinungsbildung ist ein möglichst breites Spektrum an Wissen, aber auch die eigenen Erfahrungen spielen eine große Rolle. Hat ein Verwandter in der Familie eines Schülers beispielweise eine Erbkrankheit, und durch die PID kam ein gesundes Kind zur Welt, so hat dieser Schüler von vorne herein eine andere Beziehung zu diesem Thema. Ihr zeigt schön einen Ablauf auf, wie das Thema in den Unterricht einbezogen werden kann und welche Voraussetzungen es dazu gibt. Auch der Artikel, den ihr als guten Unterrichtseinstieg vorstellt, finde ich passend (müsste aber gekürzt werden). Gerade mit diesem Artikel könnte auch eine gute Diskussion angeregt werden, in dem ein Schüler die Position des Arztes annimmt, ein anderer die Position der Mutter. Denn die Schüler sollen ja auch lernen, die Position des anderen zu verstehen (auch wenn sie nicht der eigenen entspricht) und Argumente dazu finden. Je nachdem, wann das Thema im Jahr auftaucht und ob Evolution schon behandelt wurde, könnte da auch ein Thema die natürliche Auslese sein und ob der Mensch die Position eines „Gottes“ einnimmt.
    Für mich selbst habe ich erkannt, dass es ganz schön schwierig sein kann, die Bewertungskompetenzen in Aufgabenstellungen einfließen zu lassen. Und man möchte die Schüler ja auch nicht immer mit den gleichen Aufgabenstellungen langweilen, sondern Abwechslung reinbringen. Für das Thema PID habe ich ja nun aber gute Anhaltspunkte!
    Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Blogbeitrag.
    Liebe Grüße
    Pia

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    1. Liebe Pia,

      Vielen Dank für deine Gedanken zu unserem Blogbeitrag.
      Zu deiner Aussage, dass es schwierig ist, sich eine Meinung zu bilden, ohne jede Seite zu kennen, kann ich dir nur zustimmen. Auch, dass die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Erfahrungen in den Unterricht kommen, muss berücksichtigt werden. Dies wird im theoriegeleiteten Modell zur Struktur von Bewertungskompetenz unter der Teilkompetenz „Wahrnehmen und Bewusstmachen der Quellen der eigenen Einstellung“ beschrieben. Egal ob Schülerinnen und Schüler die Meinungen der Eltern mit in den Unterricht bringen, sich selbst schon mit bestimmten Themen auseinandergesetzt und sich ihre eigene Meinung gebildet haben oder persönlich von bestimmten Themen betroffen sind, muss den Schülerinnen und Schüler zunächst aufgezeigt werden, wie eine ihre bereits vorhandenen Einstellungen zu bestimmten Themen zustande kommen.
      Wichtig ist in diesem Zusammenhang, wie du auch schon erwähnt hast, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, andere Positionen nachzuvollziehen und zu akzeptieren. Ein Rollenspiel, in dem sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrer, in dieser Rolle, zu vertretende Position auseinandersetzen müssen, stellt eine gute Möglichkeit dar.
      Zu deiner Aussage, dass der Lehrer seine eigene Meinung außen vor lassen sollte, muss ich dir wiedersprechen. Klar liegt der Schwerpunkt beim Erwerb der Bewertungskompetenz auf der Meinungsbildung der Schülerinnen und Schüler. Doch das sollte kein Verbot für Lehrkräfte sein, ihre eigene Meinung zu bestimmten Themen äußern zu dürfen. Man sollte sich allerdings zuvor überlegen, wie man seine eigene Meinung formuliert und diese eindeutig als eigene Meinung kennzeichnet und kommuniziert. Zudem sollte man den Schülerinnen und Schülern in diesem Zusammenhang vermitteln, dass es nicht die eine richtige Meinung zu bestimmten Themen gibt.

      Liebe Grüße,
      Anja

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  19. Liebe Bloggerinnen,

    vielen Dank für euren Interessanten und aufschlussreichen Blogbeitrag .
    Wenn ich so an meine Schulzeit zurückdenke, hat Bewertungskompetenz in meiner Schulzeit keine große Rolle gespielt, obwohl ich finde, dass es an sich wichtig ist. Jeder sollte sich kritisch mit einem Sachverhalt auseinander setzen und argumentieren können.
    Diese Kompetenz wird auch im Alltag immer wieder von uns verlangt.
    Die einzigen Situationen, in denen wir über ein Thema kritisch diskutiert haben waren in Gemeinschaftskunde. Hier haben wir häufiger Podiumsdiskussionen zu biologischen Themen, wie Klonen, Gentechnik oder Organspende geführt. Im Vorfeld der Diskussion wurden in Kleingruppen Argumente der jeweiligen Positionen ausgearbeitet. In Biologie selbst, haben wir allerdings wenig diskutiert.

    Euer Beispiel mit der Präimplantationsdiagnostik finde ich gut gewählt und denke, dass es sich gut als Einstieg in die Bewertungskompetenz eignen würde. Die Kinder überlegen, was sind Vor- und Nachteile der Präimplantationsdiagnostik sind und wie sie dazu stehen. Hierbei werden sie vielleicht merken, dass es häufig nicht so leicht ist, sich für eine Seite zu entscheiden und dass, verschiedene „Vertreter“ möglichweise die Thematik unterschiedlich sehen.

    Ein weiteres Thema, welches zurzeit auch viel in den Medien diskutiert wird und sich für den Unterricht anbietet, ist das Thema „Organspende“. Jeder von uns könnte mal in eine solche Entscheidungssituation kommen und so finde ich es wichtig die Schüler schon in der Schule über das Thema zu informieren. Hier könnte man, im Anschluss an eine Erarbeitungsphase zu dem Thema, in einer Podiumsdiskussion über die unterschiedliche Sichtweise, welche beispielsweise Betroffene, Ärzte etc. zu dem Thema haben, diskutieren.

    Liebe Grüße

    Lara

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  20. Liebe Jennifer und liebe Anja,

    vielen Dank für den ausführlichen und gut verständlichen Beitrag über die Bewertungskompetenz. Besonders toll finde ich, dass ihr die Bewertungskompetenz anhand eines Beispiels, der Präimplantationsdiagnostik verdeutlicht habt. Schülerinnen und Schüler müssen mit Gesellschaftsthemen konfrontiert werden um sich damit in die Gesellschaft überhaupt einfinden zu können, denn auch sie gehen Themen wie die Präimplantationsdiagnostik etwas an. Durch das Erlernen von Grundwissen können erste Meinungen gebildet werden. Schülerinnen und Schüler setzten sich also bewusst mit Leben auseinander und bilden sich selbst ein Urteil. Besonders wichtig finde ich hier die Ergebnissicherung in den einzelnen Unterrichtsphasen damit die Schülerinnen und Schüler fachlich korrekt bleiben. Ein Plakat kann dabei Abhilfe schaffen um zum Beispiel Argumente dafür festzuhalten, genauso wie die Argumente dagegen. Zu den jeweiligen Argumenten könnte dann eine Diskussion entstehen indem die Schülerinnen und Schüler ihre persönliche Meinung äußern und diese auch lernen zu begründen. Nebenbei lernen die Schülerinnen und Schüler andere Meinungen und Sichtweisen kennen und können sich damit selbst auseinandersetzen.
    Auch Organspende und Transplantation ist ein weiteres Thema mit dem sich SuS auseinanderzusetzen haben. Bewusst wurde mir das selbst erst durch die Informationsveranstaltung zur Organspende und Transplantation an der PH im Juni 2018. Wird das Thema in der Schule behandelt, wird von den Schülerinnen und Schülern verlangt, sich mit ihrem eigenen Tod und dem Tod anderer Menschen auseinanderzusetzen. Für die Meisten unter ihnen, ist das sicherlich ein Thema mit dem sie sich noch nicht ausführlich auseinandergesetzt haben und daher Angst und Unsicherheit auslöst. Doch je weniger Informationen der Mensch erhält bzw. überhaupt vorhanden sind, desto größer sind die Ängste und Unsicherheiten gerade auch weil die Chance, sich ein Urteil bilden zu können, durch geringen Informationsverfügbarkeit genommen wird. Organspende als Thema in der Schule ist nicht nur wichtig, weil es die Möglichkeit gibt einen Organspendeausweis bei sich zu tragen ab dem 16. Lebensjahr und demnach den Menschen ein Recht auf Informationen zusteht, sondern auch, weil Jugendliche ab dem vollendeten 14. Lebensjahr einer Organspende widersprechen können.
    Ziel in den Schulen sollte sein, dass SuS dazu befähigt werden, sich mit genau diesen Themen bewusst auseinanderzusetzen, sie bewerten und reflektieren können, sich eine eigene Meinung bilden und diese durch den Zugriff auf Informationen begründen zu können.
    Um die Bewertungskompetenz gelungen fördern zu können, ist es wichtig, dass sich Lehrerinnen und Lehrer ausreichend in das Thema einarbeiten. Präimplantationsdiagnostik aber auch Organspende sind Themen die auch tiefgründigere Fragen hervorrufen können, auf die im besten Fall eine gute Antwort folgen sollte um SuS ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

    Ein wichtiger und sehr gelungener Beitrag!

    Liebe Grüße
    Kim George

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